Genau
im Augenblick gibt es den Vorgang des Handelns selbst, während Überlegungen, unterscheidendes
Denken, abstrakte Vorstellungen, Beschreibungen usw. erst danach in unserem
Gehirn entstehen können. Im Augenblick des Handels selbst gibt es also ein
Einssein und eine Verschmelzung von Körper-und-Geist, wobei der einfache
Vorgang des Handelns im Mittelpunkt steht.
Wir
können uns dies am Beispiel eines Balles verdeutlichen, den wir werfen: Wenn
wir den Ballwurf ausführen, haben wir zwar ein gewisses mitlaufendes
Bewusstsein, aber der Vorgang selbst ist eine verschmolzene Einheit von
Köper-und-Geist, eine Unterteilung in abstrakte Ideen, beabsichtigte Ziele und
dergleichen gibt es noch nicht. Der Vorgang läuft mit Körper-Intelligenz und
intuitiver Klarheit einfach ab, und wenn die intuitive Klarheit im Augenblick
wirksam ist, wir also vorher trainiert haben, passt alles zusammen. Wenn wir
einem Ballwurf zuschauen, ruft dies sicher auch Assoziationen und Gedanken in
uns hervor und wir haben vielleicht auch eine Vorstellung von dem
Prozessablauf: wie sich der Ball bewegen wird, welche Flugbahn er also
vollzieht usw.. Vorstellungen des zeitlichen Prozessablaufes, visuelle und
sonstige Wahrnehmungen, Vergleiche mit anderen Würfen und auch emotionale
Bindungen wie Hoffnungen, dass der Ball vielleicht das Ziel treffen wird usw.
sind alle sekundär und im Augenblick des Wurfes nicht vom Handeln getrennt, sie
sind mit dem Handeln verschmolzen
Abstrakte
Vorstellungen und auch Bezeichnungen für das Handeln sind sekundär und nicht
das Handeln selbst. Dasselbe gilt für Bilder und Absichten.
Im
Buddhismus gehen wir davon aus, dass Handeln und alle übrigen abstrakten oder
bildhaften Bereiche zu einer Einheit verschmolzen sind. Es ist auch nicht so,
dass sie zunächst getrennt sind und sich dann später verbinden. Auch das
Trasining verläuft in der verschmolzenen Einheit.
Vers
1
Wenn
ein Mensch etwas sieht, scheint es drei Bereiche zu geben: das Objekt, das
gesehen wird, der Mensch der sieht und der Vorgang des Sehens selbst. Diese
Bereiche haben jeweils unterschiedliche Charakteristika, sodass wir sie häufig
als verschieden verstehen und wahrnehmen. Vielleicht konzentrieren wir uns auch
nur auf einen bestimmten Bereich z.B. den Menschen, wenn er etwas unternimmt
oder handelt.
Verschmelzung
bedeutet jedoch, dass die drei Bereiche Objekt, sehen und Mensch eine Einheit
bilden und auch niemals getrennt waren.
Vers
2
Wirkliche
Anregungen, die Bedingungen und Ursachen der Anregungen und der Vorgang angeregt
zu sein, sind mit Freude verbunden.
Wenn
wir aber von den Erregungen abhängig sind, leiden wir jedoch oft z.B. weil wir
befürchten, dass die Freude und positive Erregung zu Ende gehen und ins
Gegenteil umschlagen. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten und Orte, die
frei von solchen Leiden und Schmerzen sind. Im Buddhismus wird vor allem die
Meditation, also der Samadhi in den vier
Vertiefungen gelehrt. Im Zen-Buddhismus ist dies die Praxis des Zazen, die vierte
Vertiefung.
Vers
3
Die
von Nagarjuna beschriebene Einsheit und Verschmelzung sind nicht von
irgendetwas anderem abhängig. Also gehört die Verschmelzung und auch nicht zu
etwas anderem.
Die
Wirklichkeit ist genauso wie sie ist, direkt vor uns, und es gibt keine
Trennung in verschiedene Bereiche. Eine Trennung ist auch in Zukunft unmöglich,
wenn wir irgendwelche Veränderungen unterstellen.
Vers
4
Die
Wirklichkeit existiert nur im Augenblick und nicht in der linearen Zeit, mit
der wir verschiedene Zustände vergleichen können. Derartige Vergleiche sind
aber mentale Vorgänge im Gehirn und nicht die Wirklichkeit selbst. Bei der
Wahrnehmung im Augenblick gibt es
also keine Änderung, dazu ist der Augenblick zu kurz.
Diese
Welt ist schön und von tiefer Wahrheit durchdrungen. Die Dinge und Phänomene
existieren genauso wie sie sind, und im Augenblick gibt es keine Abweichungen
von ihrer ursprünglichen Form.
Vers
5
Der
Unterschied zwischen einer bestimmten Sache und einer anderen Sache ist sehr
klar. Auch wenn bestimmte Dinge und Phänomene unklar sind, sind sie sich selbst
gleich. Sie haben nicht unterschiedliche Charakteristika. Sie manifestieren
sich niemals als von sich selbst verschieden, sie sind die direkte Wirklichkeit
Vers
6
Es
ist nicht möglich den Unterschied zwischen den Dingen zu überwinden. Jeweils
zwei Dinge sind daher unterschieden und ein solcher Unterschied lässt sich
nicht aufheben.
Wir
definieren die Dinge, indem wir ihre Charakteristika von anderen unterscheiden.
Nagarjuna benutzt diese Ausgangslage, um zu beweisen, dass die Einheit, die im
Buddhismus gelehrt wird nicht dadurch zustande kommt, dass getrennte Dinge
zusammengefügt oder zusammengedacht werden.
Die Einheit einer Sache ist ursprünglich und wird nicht im Nachhinein erwirkt.
Vers
7
In
einer einzigen Sache kann es keinen Unterschied in sich geben, weil
Unterschiede immer zwischen verschiedenen Dingen und Sachen bestehen.
Die
von Nagarjuna beschriebene Verschmelzung ist die Wirklichkeit selbst und nicht
nur eine Vorstellung oder Einbildung.
Wenn
wir annehmen, es gibt überhaupt keine Existenz und Wirklichkeit in der Welt,
ist es dasselbe, als wenn wir nur in Abstraktionen
denken und leben. Dann gibt es auch nicht die Einheit, die hier als
Verschmelzung bezeichnet wird.
Vers
8
Die
wirkliche Verschmelzung und Einheit sind die grundlegende Situation aller Dinge
und Phänomene in dieser Welt. Aber die Einheit basiert nicht auf subjektiveb
Dingen und Phänomenen und ist auch nicht in ihnen enthalten.
Verschmelzung
und Einheit basiert nicht auf etwas, was subjektiv davon unterschieden ist. Die
Verschmelzung kann niemals mit etwas kombiniert werden, das nicht verschmolzen
ist.
Verschmelzung
ist also keine Ansammlung von Dingen und Phänomenen, die zusammengebracht
werden. Verschmelzung und nicht Verschmolzenes können auch nicht im Wettstreit
oder im Kampf miteinander sein.
Dôgen
betont dies, weil die Einheit und Verschmelzung die Wirklichkeit selbst ist.
Sie ist im Augenblick des Handelns wirksam
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen