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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Montag, 16. Februar 2009

Ein Gesang der fundamentalen Wahrheit des Mittleren Weges (Teil 2)

Zusammenfassung der Verse 5-9:
Beim Handeln sind wir direkt in der Wirklichkeit angekommen, während Denken und Wahrnehmung nur etwas Ähnliches wie die Wirklichkeit sind, Nagarjuna nennt dies „Imitation“ der Wirklichkeit. Die wahren Lehren sind immer identisch mit der Wirklichkeit und nicht mit deren Imitation durch Denken und Wahrnehmung. Sie stehen für sich selbst, so wie sie sind, und die Wirklichkeit offenbart sich in ihrer ganzen Vielfalt vor uns.
Tatsachen und Ziele müssen immer identisch sein und dürfen nicht voneinander abweichen. Die Wirklichkeit ist von Vernunft durchdrungen, sonst können wir sie nicht als natürlich ansehen, auch wenn dies manchmal den Anschein hat. Es macht keinen Sinn, sich eine andere künstliche Welt auszudenken und diese auf die wirkliche Welt „draufzusatteln“.
Es ist ganz wesentlich, dass wir im Gleichgewicht sind, sonst gerät auch die Welt durcheinander
.

Text des MMK:
4. Unser wahres Handeln existiert niemals nur als eine Imitation der Wahrheit (sondern ist die Wirklichkeit selbst) und die Imitation der Wahrheit ist nicht genau unser Handeln.
Es ist (daher) vollständig unmöglich, dass verschiedene wahre Lehren getrennt sind von unserem wirklichen Handeln.
Es ist klar dass etwas, das identisch mit einer wirklichen Handlung sein mag, wirklich (direkt) vor uns existiert.

5. Diese Welt, die überaus klar ist, offenbart sich genau vor uns.
Die einzelnen Dinge und Phänomene zeigen sich genau als verschiedenartige wahre Lehren.
Wenn diese Dinge und Phänomene sich nicht offenbaren, indem sie sich in einem bestimmten Umfang (vor uns) verbergen,
mögen die wahren Lehren, die sich nicht offenbaren, überhaupt nicht tatsächlich in der wirklichen Welt vorhanden sein

6. Niemals können überhaupt die Tatsachen existieren, dass die wahren Lehren durch ein von sich selbst abweichendes Ziel beherrscht oder gebunden sind. Dies gilt für (beide) Fälle, dass (die Tatsachen) abstrakt oder konkret sind.
Es ist für irgendeine abstrakte wahre Lehre unmöglich, überhaupt zu einer anderen Lehre zu gehören.
Und es ist für eine konkrete Sache, die einer wahren Lehre folgt, auch völlig unmöglich überhaupt etwas (künstliches) Neues zu erzeugen.

7. Wenn das Universum, das eine Kombination des Stabilen und des Instabilen sowie des Konkreten und des Abstrakten ist, noch nicht vor uns (wirklich) erschienen ist,
sind auch die Dinge und Phänomene ohne Vernunft, die sich vor uns zufällig offenbart haben.
Dies gilt, weil auch Situationen, die so angesehen werden, als ob sie natürlich seien, nicht immer vernünftig sind.

8. Die Welt, die sich direkt vor uns offenbart, ist die wirkliche Welt.
Genau das Wirkliche Universum zeigt sich tatsächlich vor uns.
Warum ist es dann für uns notwendig, eine andere Welt zusätzlich auf das Universum draufzusatteln, das sich wirklich vor uns offenbart hat?

9. In dem Fall, wenn sich die wirkliche Situation des Universums noch nicht selbst gesteuert hat, weil sich unser vegetatives Nervensystem noch nicht reguliert (also beides nicht im Gleichgewicht ist), mag die Situation unseres täglichen Lebens eine Art schwerer Behinderung sein. (Das tägliche Leben) kann willentlich überhaupt nicht von uns gestoppt werden. Es ist jedoch für die wahren Lehren, die nicht mit der Selbststeuerung verbunden sind, vollständig unmöglich, überhaupt auf der Erde zu existieren.

Montag, 2. Februar 2009

Ein Gesang der fundamentalen Wahrheit des Mittleren Weges (Teil 1)

Kapitel 1. Untersuchung der höchsten Wahrheit (14 Verse)
Zusammenfassung:
Meister Nagarjuna beschreibt im ersten Kapitel seines großartigen Werkes MMK die vier Pfeiler und Grundlagen der buddhistischen Lehre und nennt sie die „höchste Wahrheit“. Dies ist die Wirklichkeit selbst. Wir können uns ihr durch Denken und Ideen allein zwar annähern aber sie damit niemals vollständig erfassen. Denn sie geht über das Denken hinaus. Ähnliches gilt für die Wahrnehmung durch unsere Sinne, z. B. mit den Augen, Ohren usw., denn die Wirklichkeit ist mehr als die materielle Wahrnehmung. Auch wenn wir Denken und Wahrnehmung kombinieren, reicht dies für das Erfassen der Wirklichkeit nicht aus. Die Wahrheit und Wirklichkeit ist aber niemals unvernünftig und unlogisch! Wenn wir die Täuschungen und Illusionen überwunden haben, offenbaren sich alle Dinge und Phänomene genau so wie sie wirklich sind. Dann wird nichts weggelassen oder fälschlich selektiert und nichts hinzu gesetzt. Beides ist im Übrigen typisch für das Denken und die Wahrnehmung, die von ungesteuerten Interessen also von Gier, Hass oder Verblendung beherrscht sind. Im gegenwärtigen Augenblick des Handelns ist die höchste Wahrheit.

Damit ergibt sich eine verblüffende Übereinstimmung mit dem Shobogenzo von Meister Dogen.
Nagarjuna sagt dann, dass es eine fünfte Komponente der fundamentalen Wahrheit nicht gibt.

1. Die höchste Wahrheit ist etwas anderes als subjektive Ideen, die im menschlichen Gehirn erzeugt wurden.
Die höchste Wahrheit ist niemals Sinnesreizung (Wahrnehmung), die uns aus der externen Welt erreicht hat.
Die höchste Wahrheit ist auch keine Kombination von den beiden (denn sie geht darüber hinaus).
Aber die höchste Wahrheit ist niemals etwas Unvernünftiges oder Unlogisches.
Verschiedenartige und vielfältige Dinge und Phänomene offenbaren sich nur genau so wie sie sind.
Was „Existenz“ genannt wird, gibt es niemals wirklich irgendwo (, denn dies ist nur ein Begriff) und gibt es (auch) nicht in irgend Etwas.

2. Die höchste Wahrheit sind:
(1) Vernunft, die das Universum durchdringt.
(2) Die externe Welt, die sich vor uns ausbreitet.
(3) Der gegenwärtige Augenblick, in dem unser Handeln getan wird.
(4) Die Wirklichkeit, die wohl der Lenker aller Dinge und Phänomene ist.
Ein Fünftes (der höchsten Wahrheit) gibt es überhaupt niemals und nirgendwo.

3. Gedanken, die im menschlichen Gehirn erzeugt werden, existieren (als Wirklichkeit) überhaupt niemals irgendwo.
Daher können wir verschiedenartige wahre Lehren intuitiv erkennen (jenseits vom Denken).
Es ist für uns unmöglich das zu erfassen, was wir tatsächlich denken,
und es ist auch für uns unmöglich klar zu erkennen, ob das, was wir wahrgenommen haben, existiert oder nicht.