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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Samstag, 31. März 2007

Ratschläge für das Streben nach der Wahrheit(Gakudo-yojin-shu) von Meister Dogen


1. Gliederung und Eckpunkte

Meister Dogen hat zwei einführende Bücher zum Buddhismus verfasst: "Ratschläge für das Streben nach der Wahrheit" (Gakudo-yojin-shu) und "Allgemeine Richtlinien zum Zazen" (Fukan-Zazen-Gi). Das Zweite wurde von Meister Dogen zum ersten Mal in der Geschichte des Buddhismus zur Übungspraxis des Zazen verfasst, es ist populär und wurde tatsächlich von sehr vielen gelesen. Demgegenüber ist m.E. Gakudo-yojin-shu nur wenigen bekannt und wurde daher auch nicht von vielen gründlich studiert. Wenn wir jedoch die buddhistische Lehre von Meister Dogen verstehen wollen, denke ich, dass dieses Werk ebenfalls außerordentlich wichtig ist. Es enthält nach meiner Ansicht wichtige Hinweise, die wir benötigen, um das buddhistische Denken und die Lehre von Meister Dogen zu studieren. Daher möchte ich die grundsätzliche Lehre von Gakudo-yojin-shu im Dogen-Sangha Blog wiedergeben.
Der authentische Text von Gakudo-yojin-shu wurde von Mr. Mitsuhu Ebisava verfügbar gemacht, der ein Mitglied der Dogen-Sangha in Kyoto ist. Die einzelnen Aussagen sind in kleinere Abschnitte unterteilt, so dass es einfacher ist, sie zu verstehen und daher möchte ich ebenfalls diese Gliederung wählen.
Die Teile, die sich vom ursprünglichen Text unterscheiden, habe ich entsprechend meinem eigenen Buch "Gakudo-yojin –shu-kowa", das eine Erläuterung hierzu ist, geändert.
Dabei möchte ich anmerken, dass ich im Jahr 1988 ein Seminar mit detaillierten Erläuterungen über dieses Werk in der Yanagibashi Halle gegeben habe, das von Kanazawa-bunko veröffentlicht wurde, aber dies gibt es bislang leider nur in Japanisch. Es wäre nützlich, diese Publikation im Einzelnen zu studieren, aber dabei gibt es natürlich die Sprachbarriere, da es nicht in einer westlichen Sprache vorliegt.
Die "Ratschläge für das Streben nach der Wahrheit" (Gakudo-yojin-shu) umfasst zehn Kapitel. Der ursprüngliche Text ist in Chinesisch geschrieben, aber seit kurzem können wir es auch in einer Form studieren, die für Japaner verständlich ist. Diese möchte ich hier für die englische und deutsche Fassung als Grundlage heranziehen.
Wir können annehmen, dass die zehn Kapitel nicht zusammenhängend geschrieben wurden, sondern dass sie nacheinander entstanden sind und dann zu einem Buch zusammengefasst wurden. Nur die Kapitel drei und sechs tragen ein Datum, so dass wir wissen, wann sie entstanden sind. Die anderen sind ohne Datierung, so dass nicht genau bekannt ist, wann sie von Meister Dogen geschrieben wurden. Die Kapitel lassen sich wie folgt zusammenfassen:

1) Den Willen zur Wahrheit erwecken
Meister Dogen sagt in aller Klarheit, dass es das Wichtigste ist, bei sich selbst den Willen zur Wahrheit zu erwecken, wenn wir anfangen, Buddhismus zu studieren. Meister Dogen zitiert hierbei u.a. Meister Nagarjuna: "Wenn wir unsere Anstrengung aufrichtig auf etwas im gegenwärtigen Augenblick richten, bemerken wir, dass die Zeit überaus kurz ist und schnell verfliegt. Dabei wird es sich ereignen, dass wir den Willen entwickeln, die Wahrheit zu suchen. Uns wird dann immer deutlicher werden, dass die Zeit schnell in unserem täglichen Leben verfliegt und genau im gegenwärtigen Augenblick können wir den Willen zur Wahrheit erwecken".

2) Buddhismus sollte unbedingt studiert werden, wenn sich uns die Möglichkeit dazu eröffnet.
Meister Dogen vertritt die klare Überzeugung, dass jemand, der dem Buddhismus überhaupt begegnet, ihn unbedingt studieren und genauer kennen lernen sollte. Man erkennt dann ganz klar, dass der Buddhismus, den Gautama Buddha uns gelehrt hat, die eine große Wahrheit ist, die das ganze Universum durchdringt. Ohne dass wir dieser Wahrheit folgen, können wir Menschen uns nicht wirklich in unserem Leben freuen.

3) Den Buddhismus erlernen wir am besten durch Erfahrung und Handeln.
Im dritten Kapitel führt Meister Dogen aus, dass die Lehren, die Gautama Buddha uns gab, sich von rein intellektuellen Überlegungen und Sinneswahrnehmungen unterscheiden, und dass wir sie durch unser Handeln im täglichen Leben erfahren können. Wenn wir dies in der Praxis erleben wollen, also durch Handeln im Buddhismus vorankommen wollen, sollten wir dies auf der Grundlage des Zazen praktizieren, denn im Zazen können wir das wirkliche Handeln selbst erfahren und zur Wirklichkeit vorstoßen.

4) Wir sollten niemals Buddhismus mit der Absicht praktizieren, etwas zu gewinnen oder zu erreichen.
Buddhismus sollte immer praktiziert werden, um die Wahrheit zu suchen und zu erlangen und sie sollte immer nur den Sinn haben, diese Wahrheit selbst zu finden. Wenn der Buddhismus dagegen praktiziert wird, um Ruhm und Profit zu erlangen und dem Ego zu schmeicheln, ist er viel zu sehr eingeengt und verkehrt sich oft in dessen Gegenteil. Dann hat er keinen Bezug zur Wahrheit mehr und geht in die Irre. Meist verhärtet sich dann die buddhistische Lehre zu Dogmatismus und wird benutzt, um andere herabzusetzen und sich selbst zu erhöhen.

5) Um Zazen zur Erlangung der Wahrheit zu praktizieren, ist es überaus wichtig, einen wahren Meister zu haben.
Als fünftes wichtiges Kennzeichen besteht Meister Dogen in aller Klarheit darauf, dass es wichtig und notwendig ist, einen wahren Meister zu finden, um die Wahrheit zu erlangen. Er betont sogar, dass es besser für uns ist, den Buddhismus nicht zu studieren, wenn es nicht gelingt, einen wahren Meister zu finden! Wenn wir nämlich den Buddhismus unter einem falschen Meister erlernen, opfern wir vergeblich sehr wertvolle Zeit unseres Lebens für eine falsche Lehre und Theorie und es ist wirklich sehr schade, wenn wir deshalb die kurze Zeit unseres Lebens verschwenden und ein unglückliches und verkrampftes Leben führen.

6) Was sollten wir zur Praxis des Zazen wissen?
Im sechsten Kapitel arbeitet Meister Dogen verschiedene Kennzeichen zum Zazen heraus, die wir sorgfältig beachten sollten und die sich wie folgt gliedern: a) Es handelt sich um eine äußerst wertvolle und wichtige Anstrengung für den Menschen, Zazen zu praktizieren und Buddhismus zu studieren. b) Wir sollten es uns niemals zu einfach machen und leichtfertig mit der Praxis umgehen. Eine einfache Praxis erreicht nämlich meistens nicht das Ziel der Wahrheit. c) Wir sollten wissen, dass die Lehre von Gautama Buddha umfassend und groß ist. d) Wir sollten erkennen, dass es die wichtigste und schwierigste Aufgabe für uns ist, das Gleichgewicht des Geistes zu behalten und eine Harmonie von geistigem und körperlichem Verhalten herzustellen. e) Im Buddhismus ist es in der Praxis nicht so wichtig, Intelligenz, Sensibilität sowie großartige mentale Inhalte und Funktionen zu erlangen, aber es ist wichtig, dass wir die Harmonie und das Gleichgewicht von Körper und Geist erreichen, um in die Welt der Wahrheit zu gelangen, die Gautama Buddha uns gelehrt hat. f) Es ist nicht so wichtig, ob wir alt oder jung sind. g) Die Größe der Lehre von Gautama Buddha hängt davon ab, ob wir tatsächlich praktizieren oder nicht. h) Wir sollten uns niemals von unserer eigenen subjektiven Meinung leiten lassen und die Lehre unseres Lehrers nicht dadurch verdrehen, dass wir sie an unsere eigene Meinung anpassen. i) Gautama Buddhas Lehre unterscheidet sich grundlegend von gedachten Ideen, abstrakten Entscheidungen und Bewertungen, von gefühlsmäßigen Einschätzungen, von Wahrnehmungen und auch vom intellektuellen Verstehen.

7. Wer den Buddhismus erlernt und über die weltliche Gesellschaft hinausgehen will, sollte auf jeden Fall Zazen praktizieren.
Meister Dogen sagt eindringlich, dass es der beste Weg ist, dem Vorbild Gautama Buddhas zu folgen wenn wir die primitiven weltlichen Regeln überschreiten und Zazen praktizieren. Er besteht wirklich mit Nachdruck darauf, dass wir Zazen praktizieren sollten, wenn wir an der Freude der wahren Lehre von Gautama Buddha teilhaben wollen. Dies bedeutet wie gesagt, dass wir das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems tatsächlich erfahren. Die Lehre Gautama Buddhas ist nämlich kein intellektuelles Verstehen, das wir dadurch erreichen können, dass wir entsprechende Bücher lesen und im theoretischen Denken stecken bleiben.

8) Das wirkliche Handeln des Praktizierenden im täglichen Leben ist von zentraler Bedeutung.
In diesem Kapitel wird im Einzelnen die große Bedeutung des Handelns der buddhistischen Praktizierenden in ihrem täglichen Leben beschrieben. Allgemein ausgedrückt ist es bei einer intellektuellen Philosophie für den Philosophen fast unmöglich, die Existenz der wirklichen Welt zu erkennen, die sich durch das wirkliche Handeln in unserem tatsächlichen täglichen Leben realisiert. Meister Dogen, der die buddhistische Lehre klar und tief begriffen hatte, erkannte ganz klar, dass der Buddhismus wesentlich auf der Philosophie des Handelns beruht und dass das wirkliche Leben in der Praxis genau das Handeln im gegenwärtigen Augenblick ist.

9) Wir sollten Zazen praktizieren, um die Wahrheit zu erlangen.
Die buddhistische Praxis besteht genau darin, dass wir der Lehre Gautama Buddhas folgen, die das ganze Universum durchdringt. Die Lehre Gautama Buddhas existiert also immer zusammen mit der Wahrheit. Meister Dogen erkannte diese Tatsache in aller Klarheit und lehrte, dass wir uns in der buddhistischen Praxis wirklich anstrengen müssen, um die Wahrheit in unserem täglichen Handeln zu erlangen.

10) Die direkte Erfahrung im gegenwärtigen Augenblick (Jikige Joto).
Das japanische Wort "Jikige" bedeutet "genau im gegenwärtigen Augenblick" und das japanische Wort "Joto" bedeutet "Erfahrung". Damit ist also die direkte Erfahrung des Gleichgewichts, der Harmonie und Klarheit im gegenwärtigen Augenblick gemeint. Als Meister Dogen im 13. Jahrhundert lebte, war es nicht möglich und auch nicht erforderlich, dass man dieses Gleichgewicht durch das vegetative Nervensystem erklären konnte, aber es ist eindeutig, dass Meister Dogen selbst die Erfahrung dieses Gleichgewichtes hatte. Er beschrieb diesen Zustand daher treffend mit dem japanischen Worten "Jikige Joto".

2. Den Willen zur Wahrheit erwecken

Die Begriffe des Willens zur Wahrheit unterscheiden sich wegen der vielen Schwankungen in der Bedeutung erheblich, aber m.E. lassen sie sich am besten mit dem ursprünglichen Begriff "Bodaishin" zusammenfassen, den ich hier grundlegend verwenden möchte.
Meister Nagarjuna sagt z. B.: "Wir können auch den Geist, der die Gegebenheiten der weltlichen Gesellschaft überaus flexibel und augenblicklich erfassen kann, als Willen zur Wahrheit bezeichnen". Ein solcher intuitiver Geist kann also auch Bodaishin oder der Wille zur Wahrheit genannt werden.
Ich denke daher, dass es sinnvoll ist, die vielen verschiedenen Begriffe des Geistes insgesamt als Bodaishin oder den Willen zur Wahrheit bezeichnen.
Wenn wir ehrlich die Augenblicklichkeit des Gegenwärtigen bedenken, erscheint nicht der ich-bezogene Geist und es gibt auch nicht das Denken an Ruhm und Profit. Uns beunruhigt daher die Tatsache sehr, dass die Zeit und das Licht viel zu schnell davon eilen. Mit dieser Einsicht kann unsere Praxis der Wahrheit überaus aufrichtig und ehrlich sein, so als wenn wir mit "brennendem Haar" da sitzen würden.
Wir müssen bedenken, dass unsere physische Konstitution nicht so stark ist und mit unserer ehrlichen Anstrengung sollten wir Gautama Buddha nachfolgen, der uns immer mit großer Sorgfalt und Vorsicht voranschritt.
Selbst der schöne bewundernswerte Gesang der Vögel Kimnara und Garuda, (die im alten Indien dafür berühmt waren, dass sie wunderbar singen konnten), existiert zwar am Morgen, aber der scharfe Wind unseres Todes am Abend wird diesen wunderbaren Gesang vollständig auslöschen. Auch wenn die Damen Mosho und Seishi von außergewöhnlicher Schönheit des Antlitzes und der Figur waren und dies vom chinesischen Kaiser so sehr geschätzt wurde, so wird unsere Sicht von ihnen plötzlich zu Ende sein wie ein Tautropfen auf einem Blatt am Morgen, wenn wir am Morgen sterben.
Wenn wir jedoch die Fesseln und Grenzen dessen, was wir hören und was wir sehen sprengen, dann mag es uns gelingen, mit der Ordnung und den Gegebenheiten der Welt zu harmonieren und dem Willen zur Wahrheit zu folgen. Wie gesagt sind von der alten Zeit bis in die Gegenwart die Menschen, die ein begrenztes Wissen oder einen verengten Geist hatten, fast immer in die Falle von Ruhm und Profit geraten und haben dabei das Leben der buddhistischen Wahrheit für immer verloren.
Es ist tief traurig und sehr zu bedauern. Wir sollten solche traurigen Umstände aber unbedingt gut kennen.
Diesen Menschen nützt es überhaupt nichts, dass sie viele hervorragende buddhistische Sutras sowohl im übertragenen und konkreten Sinn gelesen haben und dass sie viele hervorragende Bücher über das Anschauliche und Geheime besitzen. Wenn sie nicht den Ruhm und Profit vollständig über Bord geworfen haben, ist es vollständig unmöglich für sie, wahre Achtung zu erwerben, weil sie begonnen hatten, den Willen zur Wahrheit zu erwecken.
Einige Menschen sagen, dass der Wille zur Wahrheit dasselbe wie der Geist zum Höchsten und zum Bewusstsein ist, der vollständig im Gleichgewicht ist. Daher habe er aus sich selbst keine Beziehung zu ruhmreichem Gerede, gutem Essen und guter Kleidung. Einige sagen, dass er das intuitive Verstehen davon ist, dass ein Augenblick in der Gegenwart viele tausend Dinge und Phänomene umfasst. Und einige sagen weiter, dass der Wille zur Wahrheit die buddhistische Lehre davon ist, dass überhaupt nichts im gegenwärtigen Augenblick entsteht und schließlich sagen einige, dass es der Geist sei, der gerade in die Welt des Buddhismus eingeht.
Solche Menschen wie diese haben niemals den Willen zur Wahrheit gekannt, aber sie beleidigen willkürlich diesen Willen zur Wahrheit, weil sie ihre eigenen falschen subjektiven Erklärungen haben. Daher können wir sagen, dass diese Menschen sich von jemandem entfernt haben, der die buddhistischen Lehren (wirklich) studiert.
Versuche deinen eigenen Geist zu erkennen, der selbstsüchtig geworden ist oder der gierig auf Profit ist. Ist er zur Harmonie von Substanz und Form gekommen und gibt es eine Einheit des Geistes mit den dreitausend verschiedenen Dingen und Phänomenen? Macht dieser Geist wirklich die Erfahrung des Tores zur Wahrheit, wo keine Gedanken vorhanden sind oder entstehen?
Auf der anderen Seite ist es außerordentlich überraschend, dass es eigentlich fast nichts gibt, das überhaupt Wille zur Wahrheit genannt werden kann, auch wenn es dem gegenüber häufig den Geist voller Illusionen gibt, der Ruhm erfleht und Profit liebt.
Seit den alten Zeiten gibt es die Heiligen, die die Wahrheit und das Gesetz des Universums erlangt haben. Auch wenn sie selbst (vielleicht) behaupten, sie seien wie die normalen weltlichen Menschen, gibt es keinen Heiligen, der irgendeinen üblen Gedanken hegt, überhaupt Ruhm zu erwerben und Profit zu ergattern. Sie haben nicht einmal irgendeine Abhängigkeit vom Gesetz des Universums. Daher müssen wir uns schon gar nicht mit irgend etwas befassen, das für das weltliche Anhangen zutrifft.
Was der Wille zur Wahrheit genannt wird, ist genau dieser Geist, der gerade beschrieben wurde. Es ist der Geist, der die Augenblicklichkeit der Welt widerspiegelt und er ist selbst ein Beispiel vom Willen zur Wahrheit. Dies unterscheidet sich grundlegend und vollständig von dem, was schwachsinnige Menschen sagen wollen.
Das Bewusstsein, in dem kein irgendwie gearteter wirklichkeitsfremder Gedanke im gegenwärtigen Augenblick entsteht und in dem die dreitausend verschiedenen Dinge und Phänomene wirklich erscheinen, ist das strahlende Handeln, das sich offenbart, nachdem der Wille zur Wahrheit erweckt worden ist. Daher sollten wir niemals diese beiden Fälle (des intellektuellen Denkens und des Handelns) verwechseln.
Wenn wir eine Zeit lang für uns selbst Zazen praktizieren und uns selbst dabei vergessen, dann wird uns der Wille zur Wahrheit sehr vertraut werden.
Wir können daher sagen, dass die zweiundsechzig falschen Sichtweisen, die sich vom Buddhismus unterscheiden, auf jeden Fall durch die Sicht eines (nicht wirklichen) Selbst entstehen.
Wenn sich die Sichtweise eines Selbst zwanghaft entwickelt, praktiziert bitte in Ruhe Zazen und denkt gründlich über das Selbst nach, ob es denn wirklich existiert oder nicht.
Was ist die wirkliche Substanz dessen, was wir innerhalb und außerhalb unseres Körpers und Geistes haben?
Der Körper, das Haar, die Haut usw. stammen vom Vater und von der Mutter. Weder das rote Blut der Regel noch der weiße Tropfen Samens gehören vollständig zu uns und daher können sie niemals unser Selbst sein.
Geist, Wille, Bewusstsein und Weisheit bewirken, dass unser Leben andauert, aber es ist schon nicht klar, was genau als Atem beim Ein- und Ausatmen bezeichnet wird. Daher ist auch der Atem nicht unser Selbst. In gleicher Weise sind im Wesentlichen weder die gedanklichen Prozesse unseres Geistes usw. noch die körperlichen Funktionen des Atmens unser Selbst.
Die Menschen, die in Illusionen leben, bevorzugen eine (der obigen Vorstellungen), aber wer ein klares Verstehen hat, lässt das Problem hinter sich.
Die (meisten) Menschen verlieren sich jedoch in tief schürfenden Gedanken über das "Selbst des Nicht-Selbst" oder sind gefesselt (von der Idee) eines Lebens ohne Geburt. Sie üben nicht die buddhistische Praxis, wie sie sollten und sie trennen sich nicht von den emotionalen Bindungen der weltlichen Gesellschaft. Sie verabscheuen gewöhnlich das wahre Gesetz des Universums und sie wollen meist die falschen Gesetze dieser Welt erlangen.
Begehen sie nicht auf diese Weise schwer wiegende Fehler?

3. Unbedingt den wahren Buddha-Dharma studieren, wenn er uns begegnet

Das Folgende besagt: "Die aufrichtigen Worte, die ein ehrlicher und verlässlicher Mensch mit ganzem Herzen seinem Herrscher vorträgt, haben manchmal eine starke Kraft, die ganze Welt tatsächlich zu verändern.
Es wird berichtet, dass es überhaupt niemanden gibt, der nicht seinen oder ihren Geist zum Buddhismus umwandelt, wenn Gautama Buddha seine knappen und treffenden Worte an ihn richtet.
Aber wenn der Herrscher keine große Weisheit besitzt, hat er nicht die Fähigkeit, die freundlichen Ratschläge des Beraters anzunehmen. Wenn also jemand, der die Lehre Gautama Buddhas hört, nicht eine solche ausgezeichnete Fähigkeit besitzt, ist es vermutlich für ihn ganz ausgeschlossen, überhaupt Gautama Buddhas Rat anzunehmen.
Wer seine grundlegende bisherige Sichtweise nicht zum Buddhismus umwandelt, tut dies vermutlich deshalb, weil es für ihn in der Tat unmöglich ist, die eigenen festgefahrenen Verhaltensweisen radikal zu beenden, die an den üblichen (Vorstellungen) von Leben und Tod ausgerichtet sind.
Wenn also der ehrliche und von ganzem Herzen gegebene Rat eines Menschen nicht angenommen wurde, ist es in der Tat in diesem Land noch nicht gelungen, eine leistungsfähige Regierung einzusetzen und eine gute Politik zu verwirklichen.

Kommentar:
Meister Dogen macht deutlich, dass wir die Lehren von Gautama Buddha unbedingt studieren sollen, wenn wir ihnen begegnen. Ich denke, dass auch Gautama Buddha in der altindischen Gesellschaft mit grundlegenden Verwirrungen zu kämpfen hatte. Es gab dort nämlich die vorherrschenden Weltanschauungen des Materialismus (Danken-gedo), der von den sechs nichtbuddhistischen Denkern vertreten wurde und des Idealismus (Joken-gedo), den die Brahmanen als einzig richtig lehrten. Gautama Buddha widmete sein ganzes Leben der Lösung dieser sich vollständig widersprechenden Richtungen der in Teilen durchaus vernünftigen Philosophien. Diese Weltanschauungen wurzeln im Normalfall in intellektuellen Philosophien, während die einzigartige buddhistische Lehre als Grundlage das praktische, tatsächliche, an der Wirklichkeit orientierte Leben hat. Gautama Buddha war bei dieser schweren Aufgabe im höchsten Maße erfolgreich und fand die logische Methode der vier Lebensphilosophien, die ich bereits beschrieben habe. Ich bin sicher, dass Meister Dogen auch erkannte, dass der Buddhismus die höchste Wahrheit der Welt ist und er erwartete daher, dass jeder ohne Bedingungen Buddhismus studiert.
Meister Dogen erklärte daher, dass es auch in der weltlichen Gesellschaft viele Beispiele dafür gibt, dass die Worte der Wahrheit eine außerordentlich starke Kraft besitzen, und die gesamte gesellschaftliche Situation vollständig zum Guten umwandeln kann. In gleicher Weise betonte Meister Dogen, dass wir das Leben der Menschen auf der Grundlage der Lehren Gautama Buddhas auch in gebildeten Kreisen vollständig umändern können. Wichtig ist dabei, dass die Lehre Gautama Buddhas tatsächlich und genau gelehrt und verstanden wird, weil dann ein vollständiger und tief greifender Wandel der menschlichen Gesellschaft vor sich geht, der auf der philosophischen Lehre des Buddhismus aufbaut.


4. Wahrer Zugang und Erfahren des Buddhismus durch Handeln

Die Überschrift hat folgende Bedeutung: Es wird in der weltlichen Gesellschaft gesagt, dass die Belohnung, wenn wir etwas studieren, in dem Studium selbst liegt. Gautama Buddha lehrte, dass die Wirkung des Zazen in der Praxis selbst liegt, wenn wir sie ausüben.
Es gibt niemanden, der etwas bekommt, ohne zu studieren und ich kenne keinen einzigen Fall, dass jemand die Wahrheit ohne Zazenpraxis erlangt hat.
Obgleich es so viele verschiedene Formen der Praxis gibt, die (z.T.) auf einem Glauben, einer Doktrin oder der Notwendigkeit beruhen, die Wahrheit in kurzer oder langer Zeitdauer zu erlangen, ist es für alle unbedingt notwendig, die Wahrheit auf der Grundlage der Zazenpraxis zu erlangen.
Obgleich es wirklich viele Unterschiede bei den verschiedenen Studien in Bezug auf Oberflächlichkeit, Gründlichkeit, Intelligenz oder Dummheit gibt, ist es für jeden außerordentlich wichtig, dass sich eine positive Wirkung einstellt, nachdem er vorher so viel (und intensiv) studiert hat.
Dies mag bedeuten, dass es nicht immer (subjektiv) entschieden ist, ob etwas vorzuziehen ist oder nicht oder es darauf beruht, ob der Herrscher hervorragend ist oder nicht. Es ist auch nicht immer entschieden, ob jemand (subjektiv) glücklich ist oder nicht und dies beruht darauf, ob die Bewegung des Universums angemessen erscheint oder nicht.
Kommentar:
Ganz allgemein gilt, dass unsere Entscheidung oder Einschätzung ihre Ursache in subjektiven Überlegungen hat, ob zum Beispiel etwas vorzuziehen, hervorragend, glücklich usw. ist oder nicht. Das Gleiche gilt, wenn die Grundlage die sogenannte objektive Sinneswahrnehmung ist, die üblicherweise ebenfalls immer mit subjektiven Bewertungen und Gefühlen verbunden ist. Derartige subjektive Faktoren können nur überwunden werden, wenn der Mensch im Gleichgewicht und in der Wirklichkeit lebt, wenn also das autonome Nervensystem ebenfalls im Gleichgewicht ist. Wir sollten daher ein klare Bewusstsein darüber entwickeln, ob wir ein solches Gleichgewicht im Augenblick haben oder nicht. Erst dann ist es möglich, klar und intuitiv zu erkennen, ob etwas wahr ist oder nicht.
Wenn es für jemanden möglich wäre, eine Belohnung ohne Studium zu bekommen (weil er nämlich nicht studieren will), stellt sich die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass sich jemand die guten Lehren aneignet, mit welchen Methoden der Kaiser in alter Zeit die menschlichen Gesellschaften (gerecht) regiert hat.
Kommentar:
Nach dem grundlegenden buddhistischen Prinzip wird alles im Universum und in der menschlichen Gesellschaft durch das Gesetz von Ursache und Wirkung gesteuert. Wenn jemand daher überhaupt nicht die politischen Methoden des alten chinesischen Kaisers genau studiert, ist es ausgeschlossen, dass er diese Methoden und Art und Weise zu regieren, verstehen kann.
Wenn jemand die Wahrheit ohne Zazenpraxis erlangt (weil er nicht Zazen praktizieren will), stellt sich auch die Frage, wie jemand die Lehren von Gautama Buddhas versteht, welche die Wahrheit vom Irrtum unterscheiden kann.
Du solltest zunächst wissen, dass wir zuerst unsere eigene Praxis des Zazen entwickeln sollten und zwar auch unter verblendeten Bedingungen, dann können wir die Wahrheit erlangen, bevor wir Erleuchtung erlangt haben.
Genau in dieser Zeit können wir dann erkennen, dass die Schiffe und Flöße, die wir verwenden wollen, um das ferne Ufer der Wahrheit zu erreichen, gestern nur ein Traum waren. Wir können klar entscheiden, dass die alten Sichtweisen der Glyzinien-Ranken als Schlangen falsch waren.
Solche Gegebenheiten entstehen niemals durch Gautama Buddhas absichtliche (subjektive) Kraftanstrengung, sondern sie werden nur durch die im Gleichgewicht ablaufende Kraftanstrengung in der Gegenwart gesteuert.

Kommentar:
Auch bei Gautama Buddha entsteht sein Handeln nicht aufgrund seiner persönlichen subjektiven Absicht, sondern das Handeln ist unauflösbar mit seiner intuitiven geistigen Klarheit, die durch das Gleichgewicht im Zazen und des vegetativen Nervensystems zusammenhängt. Dann gibt es auch zwischen dieser intuitiven unmittelbaren Klarheit und den Entscheidungen keinen Unterschied mehr. Wir können also sagen, dass Gautama Buddhas Handeln nicht einer persönlichen und daher subjektiven Absicht entspringt.

Was außerdem das Handeln bewirkt, ist die Wahrheit. Die verschiedenen Schätze (im gegenwärtigen Augenblick) kommen niemals von dem, was außerhalb von uns selbst ist.
Die große buddhistische Wahrheit kann niemals durch verstandesmäßige Überlegung oder Sinneswahrnehmung erkannt werden und wirksam sein, sondern diese Wahrheit ist das wirkliche Handeln im gegenwärtigen Augenblick, also im Hier und Jetzt. Selbst wenn wir mit großer Genauigkeit und mit großem Fleiß unser verstandesmäßiges Denken auf die Vergangenheit lenken um dort Wahrheit und Klarheit zu finden, ist dies sinnlos, denn allein das Handeln in der Gegenwart umfasst die Wahrheit. Es ist auch sinnlos, das Handeln im Hier und Jetzt durch verstandesmäßige Überlegungen aus der Vergangenheit steuern zu wollen.
Die Wahrheit benutzt unser Handeln. Wie wäre es tatsächlich möglich, dass wir die Spuren unserer verstandesmäßigen Prozesse aus der Vergangenheit umkehren?
Wenn wir jedoch unsere Augen der Wahrheit auf uns selbst richten und unsere eigenen Gegebenheiten des Handelns wirklich sehen, gibt es keinen einzigen Fleck, der unsere Augen trübt. Wenn wir es wagen, irgendetwas (wirklich) anzuschauen, durchziehen nur weiße Wolken ohne Grenzen den Himmel.
Wenn wir unsere eigene Stufe, die Wahrheit zu erfahren, (neutral) erfassen wollen und unsere wirklichen Füße zum Handeln benutzen, gibt es nichts, nicht einmal ein kleines Staubkorn, das unseren Fuß (verstandesmäßig) unterstützt. Wenn wir es wagen, mit unseren Füßen (handelnd) zu gehen, müssen wir erkennen, dass der (verstandesmäßige) Abstand zwischen unserem Fuß und dem Boden so groß erscheint, wie zwischen Himmel und Erde.

Kommentar:
Allgemein gesagt, ist das Handeln genau eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick, so dass es nicht viel Sinn macht, über dieses Handeln in der Gegenwart nachzudenken und es mit dem Verstand erfassen zu wollen. Es ist also vollständig unmöglich, das Handeln im Hier und Jetzt intellektuell und durch diskursives Denken zu erfassen. Genau so unmöglich ist es, das Handeln in der Gegenwart und damit die volle Wirklichkeit durch Wahrnehmung vollständig zu erkennen. Man kommt hierbei nur weiter, wenn man die vier Lebensphilosophien des Buddhismus zugrunde legt, die an anderer Stelle bereits beschrieben wurden. Mit Hilfe dieser buddhistischen Lehre ist es dann möglich, das Handeln im gegenwärtigen Augenblick die Wahrheit und Wirklichkeit sowie geistige Klarheit der Intuition und in der Entscheidung zu begreifen.

Genau in der Zeit, wenn wir uns überlegen, einen kleinen Schritt rückwärts zu tun, können wir sogar Buddhas Zustand überschreiten.
Geschrieben am 9. März 1234.

5. Wir sollten niemals Buddhismus mit der Absicht praktizieren, etwas zu gewinnen oder zu erreichen

Bei der Praxis des Buddhismus, den Gautama Buddha uns gelehrt hat, ist es offensichtlich, dass wir auf jeden Fall die wahre Lehre von hervorragenden Meistern der Vergangenheit empfangen und nicht unsere eigenen subjektiven Bewertungen anwenden sollten.
Der Buddhismus kann außerdem weder mit einem absichtsvollen (z. B. auf Vorteil bedachten) Geist, noch ohne Geist erfasst werden.
Wenn es für uns nicht möglich ist, unseren Geist klar zu erkennen, um unser Handeln und die Wahrheit zu steuern, ist es völlig ausgeschlossen, dass unser Geist und Körper friedlich und im Gleichgewicht sind.
Wenn es für uns unmöglich ist, unseren Körper und Geist friedlich und im Gleichgewicht zu halten, ist es für uns ausgeschlossen, dass unser Körper und Geist friedlich sind und sich wohl fühlen.
Wenn unser Körper und Geist nicht friedlich sind und sich wohl fühlen: Zu welcher Zeit können wir die Wahrheit erfahren? Dann werden sich uns starke leidvolle Widerstände entgegenstellen.
Es wird häufig gefragt, wie die Fähigkeit zur Steuerung des Handelns und die Wahrheit zu einer Einheit verschmolzen werden können und wie wir uns in unserem täglichen Leben verhalten sollten. Um es kurz auszudrücken, ist es notwendig, dass unser Geist nicht in irgendeiner Weise zwischen angenehm und unangenehm unterscheidet. Wir müssen ausschließen, dass wir eine irgendwie geartete Absicht haben, Ruhm und Profit zu bekommen.
Die buddhistische Praxis wird überhaupt niemals durchgeführt, um die Bewunderung anderer zu erringen.
Wenn wir an die buddhistischen Praktizierenden in der neuen Zeit denken, ist der Unterschied zwischen ihrem Geist und der Wahrheit so grenzenlos voneinander entfernt ist wie nur möglich.
Wenn die Menschen etwas bewundern und lieben, handelt der Führer üblicherweise dementsprechend, obgleich er genau weiß, dass es nicht mit der Wahrheit übereinstimmt.
Wenn die Menschen den wahren Weg nicht achten und ihn nicht loben, distanziert er sich auch von dieser Praxis sofort und ohne Zögern, selbst wenn er genau weiß, dass es der wahre Weg ist. Wie traurig und erbärmlich sind Situationen wie diese?
Wir müssen darüber nachdenken und genau überlegen, ob ein solcher Geist und ein solches Handeln Buddhismus sind oder nicht.
Es ist wirklich schändlich, wirklich schändlich. Die Tatsachen sind vollkommen klar, wenn die Augen der Heiligen dies anschauen.
Allgemein gesagt praktizieren Buddhisten den Buddhismus auch nicht für sich selbst: Wie ist es dann zulässig, dass sie Buddhismus mit dem Ziel von Ruhm oder Profit praktizieren?
Buddhismus sollte nur für den Buddhismus selbst praktiziert werden.
Der Grund für die Güte des Mitgefühls und der Liebe der Buddhas für alle Lebewesen liegt niemals (im Vorteil) für die Buddhas selbst und auch niemals (im Vorteil) für Dritte, sondern der Grund für die Güte der Buddhas kommt nur aus dem wahren Verhalten der Buddhas im Buddha-Dharma selbst.
Betrachte die Tatsache, dass auch kleine Würmer und andere Tiere ihre Jungen füttern und sie aufziehen, auch wenn die Eltern schmerzliche und schwierige Erfahrungen durchmachen und ernste und schmerzliche Situationen zu meistern haben. Schließlich gelingt es ihnen, die Jungen großzuziehen, aber sie wollen für ihre Mühe nicht irgendwelche Vorteile. Trotzdem geben sie ihre Güte und ihr Mitgefühl ungeachtet der Schwierigkeiten ihren Jungen.
Sogar diese kleinen Kreaturen haben eine solche Güte und ein solches Mitgefühl und sie sind ganz natürlich den vielen Buddhas ähnlich, die alle Lebewesen so sehr lieben.
Die genauen und kraftvollen Lehren vieler Buddhas sind nicht auf den Bereich der Güte und des Mitgefühls beschränkt, sondern offenbaren sich in fast allen Teilen der Welt. Die wirkliche Grundlage aller verschiedenen Arten von Dingen und Phänomenen ist so beschaffen.
Wir buddhistischen Schüler sind ganz genau die Schüler Gautama Buddhas. Wie könnte es daher sein, dass wir nicht dem edlen Verhalten von Gautama Buddha in seinem täglichen Leben folgen?
Buddhisten sollten niemals den Buddhismus denken, dass sie allein für sich (und ihren Vorteil) praktizieren und sie sollten auf keinen Fall Buddhismus für ihren eigenen Ruhm und Profit praktizieren.
Sie sollten den Buddhismus niemals praktizieren, um einen direkten oder indirekten (vorteilhaften) Effekt zu erzielen und sie sollten niemals Buddhismus praktizieren, um großartige Wunderkräfte zu erwerben.
Den Buddhismus nur für den Buddhismus selbst zu praktizieren, ist genau die Wahrheit selbst.

Kommentar:
In der buddhistischen Lehre sollte alles Handeln nur für das wahre Handeln selbst unternommen werden. Buddhistisches Handeln sollte also niemals für einen anderen Zweck als für das Handeln selbst vollzogen werden. Dies ist genau das allgemeine Prinzip des buddhistischen Handelns, das immer auf der Lebensphilosophie des Handelns beruht und wir sollten annehmen, dass buddhistisches Handeln immer das Ziel des wahren und moralischen Handelns selbst hat.

6. Es ist für uns sehr wichtig, einen wahren Meister zu finden

Die Überschrift bedeutet nach den Worten der Meister aus der Vergangenheit, dass die anfängliche Einstellung zum Buddha-Dharma wahrhaftig und aufrichtig sein muss, der Wahrheit zu folgen. Ist dies nicht der Fall, erlangen wir, auch wenn wir große Anstrengungen für die Praxis aufbringen und uns schließlich gewaltig abmühen, zum Schluss völlig unnütze Ergebnisse.
Wir müssen klar stellen, dass diese Lehren ganz genau wahr sind. Es ist sicher wahr, dass die Auswirkungen der buddhistischen Praxis sich danach unterscheiden, ob uns wahre Meister führen oder nicht.
Es liegt nahe, dass man die Schwierigkeit buddhistische Schüler zu unterrichten, damit vergleichen kann, ob das Material für bestimmte Kunstgegenstände gut oder schlecht ist. Wir können dabei annehmen, dass man den Lehrer mit einem Künstler vergleichen kann, der bestimmtes Material für seine Arbeit verwendet.
Auch wenn es sich um hervorragendes Material handelt, kann daraus unmöglich ein gutes Kunstwerk entstehen, wenn zu diesem Material nicht ein hervorragender Künstler hinzukommt.
Auch wenn wir seltsam geformtes Material nehmen, können wir schließlich hervorragende Kunstwerke daraus erhalten, wenn wir einen Künstler finden, der ganz hervorragende Fähigkeiten für seine Arbeit besitzt.
Bei der Suche nach der buddhistischen Wahrheit gibt es schwerwiegende Unterschiede ob der Lehrer wahrhaftig ist oder nicht,denn davon hängt ab, ob ihre Aussagen wahr oder falsch sind.
In unserem Land Japan scheint es jedoch, dass die wahren buddhistischen Meister sich noch nicht offenbart haben.
Aus welchem Grund können wir diese unergründlichen Tatsachen erfassen?
Wir können solche unergründlichen Tatsachen dadurch vermuten und auch erkennen, dass wir die Beschreibungen lesen, die buddhistische Lehrer in der Vergangenheit erarbeitet haben.
Es handelt sich bei diesen Ausnahmen um einen ähnlichen tatsächlichen Zusammenhang, als wenn wir die Qualität des Wassers in seinem oberen Lauf untersuchen wollen, indem wir das Wasser im Unterlauf des Flusses schöpfen.
Auch in unserem Land haben viele buddhistische Lehrer seit alten Zeiten bis heute buddhistische Bücher verfasst, Schüler gelehrt und Menschen und Götter auf der Erde und im Himmel geführt. Aber die Worte, die sie verwendet haben, sind wohl noch zu unerfahren und ihre Formulierungen sind sehr unausgereift. Sie sind daher noch nicht einmal auf der Höhe der intellektuellen Forschung angelangt. Wie ist es daher möglich, dass sie überhaupt in die Nähe der (wahren) praktischen Erfahrung kommen?
Sie geben nur Worte von Sätzen an ihre Schüler weiter oder halten ihre Schüler dazu an, die Namen der Buddhas und Titel der Sutras zu rezitieren. Sie haben dabei nicht einmal soviel Verdienst wie einen Penny und verhalten sich so, als ob sie das Eigentum anderer berechnen.
Die Verantwortung der (japanischen) Meister in alten Zeiten sah so ähnlich aus.
In einigen Fällen lehren sie andere, dass das richtige Ergebnis (der Lehre) an einem Ort existiert, wo es keinen Geist gibt. In einigen Fällen lehren sie andere, dass wir in einer anderen Welt als dieser hier wieder geboren werden sollten.
Aus diesen Gegebenheiten ihrer Lehren, die wir klar erkennen können, entstehen viele Arten von Verwirrungen und Komplexitäten. Die verschiedensten falschen Ideen sind auch mit diesen Tatsachen eng verknüpft.
Wenn zum Beispiel ein Arzt einem Patienten sehr gute Medizin gegeben hat, verursacht diese vielleicht sogar eine andere Krankheit, wenn der Arzt nicht fähig ist, die Nebenwirkungen der Medizin methodisch richtig zu begrenzen. Dies kann vielleicht tatsächlich schädlicher für uns sein als ein bestimmtes Gift zu trinken.
Allgemein gesagt, scheint es in Japan keinen Arzt gegeben zu haben, der seit den alten Zeiten die Fähigkeit hatte, den Patienten gute wirkungsvolle Medizin zu geben. Es ist noch kein fähiger Meister aufgetaucht, der seinen Schülern hervorragende Lehren geben könnte, um die vergifteten falschen Lehren zu heilen.
Aus diesen Gründen war es für japanische Lehrer überaus schwierig, die Krankheiten zu beseitigen, die durch das verursacht worden war, was ich oben beschrieben habe. Wie kann es auch nur den Anschein haben, dass es ihnen möglich ist, das Leiden des Alterns und Sterbens zu überwinden?
Diese Unfähigkeit der buddhistischen Lehrer in Japan hängt mit ihrer eigenen mangelnden Qualität zusammen und hat seine Ursache überhaupt niemals in der Unfähigkeit der Schüler und ihren schlechten naturgegebenen Eigenschaften.
Der Grund, warum ich auf einer solchen Meinung bestehe, liegt in jenen Menschen, die zwar die Fähigkeit hätten, wirkliche Meister für andere zu werden, die aber leider die Neigung haben, ihren Schülern zu empfehlen, die grundlegenden wichtigen Probleme über Bord zu werfen und stattdessen nach einfachen Problemen zu streben. Daher sind solche unerfreulichen Auswirkungen entstanden. Jene Lehrer haben im Allgemeinen die Tendenz, dass sie ihre unausgereiften Ideen einseitig (für die Lehre) verwenden, bevor sie die grundlegende Wahrheit selbst genau erfasst haben. Sie bewirken, dass die anderen nach unten fallen und überhaupt ohne Sinn und Verstand in einen abwegigen Zustand verfallen.
Es ist tatsächlich eine sehr traurige Situation. Sogar die Lehrer, die begabt wären andere zu lehren, empfehlen ihren Schülern der Erlangung der Erleuchtung nachzujagen, die (in Wirklichkeit) keine Beziehung zu rein geistigen Prozessen hat. Oder sie empfehlen ihren Schülern, sich anzustrengen, um in einer anderen Welt wiedergeboren zu werden, die sich von dieser Welt unterscheidet. Wie sollen die Schüler unter diesen Gegebenheiten erkennen können, ob es völlig falsch ist oder nicht, dort zu streben, wo es für den Geist vollständig unwichtig ist? Wie ist es weiterhin möglich, dass sie erkennen, ob es völlig falsch oder richtig ist, in einer Welt wiedergeboren zu werden, die sich vollständig von dieser unterscheidet?
Es ist eine sehr traurige Tatsache, dass sich in Japan Gautama Buddhas Lehren, obgleich es ein sehr kleines Land ist, das weit entfernt von den kultivierten Ländern liegt, noch nicht so weit im ganzen Land verbreitet haben und dass wahre Meister in diesem Land noch nicht erschienen sind.
Wenn wir die Lehren Gautama Buddhas, die die höchsten der Welt sind, studieren wollen, wäre es ein gutes Vorgehen, wenn wir hervorragende Priester der Sun-Dynastie in China besuchen würden.
Es wäre eine ausgezeichnete Methode für uns, die Welt des Handelns zu untersuchen, die sich grundlegend von rein verstandesmäßigen Prozessen unterscheidet. Für den Fall, dass wir keinen wahren buddhistischen Meister bekommen können, wäre es wohl für uns besser, den Buddhismus überhaupt nicht zu erlernen.
Allgemein gesprochen hängt es bei einem Menschen, der ein wahrer Meister genannt wird, nicht davon ab, ob er alt ist oder nicht oder ob er eine lange Karriere im Buddhismus hat oder nicht. Wer die vollkommene Klarheit und das Verständnis der wahren Lehre Gautama Buddhas erlangt und die verschiedenen Bestätigungen von einem authentischen Meister erhalten hat, wird ein wahrer buddhistischer Meister genannt.
Das Buchstabenwissen ist nicht so wichtig und das theoretische Verständnis ist ebenfalls nicht so wichtig. Aber der wahre buddhistische Meister hat hervorragende Kraft, die viel höher ist als die der gewöhnlichen Menschen. Er hat eine außergewöhnliche Entschlossenheit, ohne durch seine eigene Meinung begrenzt zu sein und ohne Zögern durch seine eigene gefühlsmäßige Sichtweise. Es handelt sich um die wirklichen Gegebenheiten eines Menschen, der genau ein buddhistischer Meister genannt wird und dessen Handeln im täglichen Leben mit seinem eigenen Verstehen der Lehren Gautama Buddhas vollständig übereinstimmt.

Kommentar:
Gegen Ende dieses Kapitels sagt Meister Dogen: "Für den Fall, dass wir keinen wahren buddhistischen Meister bekommen können, wäre es wohl für uns besser, den Buddhismus überhaupt nicht zu studieren". Die Bedeutung dieses Satzes ist tatsächlich, dass wir wirklich davon ablassen sollten, Buddhismus überhaupt zu studieren, wenn wir keinen wahren Meister bekommen können. Dieser Gedanke ist von großer Bedeutung. Buddhismus zu studieren ist unsere eigene Anstrengung, nach der Wahrheit zu streben, der wir vollständig unser ganzes Leben widmen. Wenn es genau die Wahrheit ist, nach der wir streben, sind wir sehr glücklich. Aber wenn es nicht die Wahrheit ist, nach der wir streben, wäre dies sehr ernst und problematisch, weil wir unser ganzes Leben lang nach den falschen Lehren streben und glauben, dies sei die Wahrheit. In diesem Fall müssen wir unser ganzes langes Leben verlieren und strebe nach einer falschen Theorie. Wir müssen unser ganzes Leben opfern, um nach etwas völlig Falschem zu streben, denn schließlich haben wir nur dieses eine Leben.
Daher betont Meister Dogen, dass wir niemals unter einem Meister Buddhismus studieren sollten, der die buddhistischen Lehren nicht wahrhaftig und genau versteht. Wenn wir das nämlich tun, verlieren wir wie gesagt unser ganzes Leben und strengen uns für ein vollständig falsches und nutzloses Ziel an.
Indem wir solche konkreten und wirklichkeitsnahen Beispiele bedenken, sollten wir diese Fragen und Probleme ehrlich untersuchen und wir sollten niemals Buddhismus unter einem falschen buddhistischen Lehrer erlernen.
Seit dem 15. September 2006 habe ich die Zeit der Zazenpraxis morgens von 30 auf 45 Minuten erhöht und freue mich über die gute Wirkung
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7. Was wir über die Zazenpraxis wissen sollten

Die Überschrift besagt, dass die Zazenpraxis für uns ein sehr wichtiger Prozess zum Erlernen der Wahrheit ist, und wir sie daher niemals gering schätzen sollten.
Wie kann es daher erlaubt sein, dass wir nachlässig praktizieren?
Bei den alten Meistern schlug sich Meister Taiso Eka (für die Wahrheit) den Arm ab und Meister Gutei schnitt den Finger einer seiner Schüler ab. Dieses sind dafür hervorragende Beispiele (der Wahrheitssuche) aus China.
In der alten Zeit verließ Gautama Buddha seine Familie und seinen Status (als zukünftiger König), und dies war ein ganz hervorragender Weg, um die Wahrheit zu praktizieren.
Die modernen Menschen sagen im allgemeinen, dass es besser sei, wenn wir den einfachsten Weg praktizieren, der so weit wie möglich (vom schwierigen Weg) entfernt ist.

Kommentar:
Diese Aussage von Meister Dogen hat eine enge Verbindung zu dem sogenannten reinen Land Buddhismus der Shin-Linie des Meister Shinran. Im reinen Land Buddhismus wird gesagt, dass es zu schwierig ist, die Wahrheit zu erlangen, wenn man sich selbst anstrengt (Jiriki) und dass es viel besser ist, die eigene Übungspraxis und die eigene Anstrengung aufzugeben und nur den Namen von Amitabha ganz häufig und immer wieder zu rezitieren. Diese einfache Praxis sei viel einfacher und wirkungsvoller, während die Praxis, die in den Sutren der alten Meister übermittelt worden sei, für die damals moderne Zeit nicht richtig sei. Meister Dogen bezeichnet diese einfache Praxis nicht nur als sinnlos, sondern auch als nicht ernst zu nehmen. Er bittet uns eindringlich, diese einfache Praxis, die vom wahren Buddhismus weit entfernt sei, auf keinen Fall zu üben und einen einfachen Weg zum Buddha-Dharma nicht anzustreben.

Diese Worte sind äußerst falsch und stimmen daher absolut nicht mit den buddhistischen Grundsätzen überein.
Wenn wir uns nur bemühen, wenig und nur eine einzige Übung zu praktizieren, mag es (für manche) schon unangenehm sein, sich einfach auf den Boden zu legen und nichts weiter zu tun, und dies ist leidvoll, weil es langweilig ist.
Wenn wir uns auf eine Weise langweilen, werden wir zwangsläufig in allem anderen gelangweilt sein. Es ist sehr klar, dass jemand, der es sich am liebsten leicht macht, zweifellos nicht zu den Menschen gehört, dessen Natur mit dem Streben nach der Wahrheit zusammen passt.
Außerdem wurden uns die Lehren des Gautama Buddha, die heute alle menschlichen Gesellschaften durchdringen, von diesem großen Meister gegeben, und sie beruhen tatsächlich auf verschiedenen schwierigen und schmerzhaften Praxisübungen seit der anfangslosen Vergangenheit.
Der Ursprung der Quelle (unserer Lehre) war auf jeden Fall so beschaffen.
Wie wäre es möglich, dass wir es uns leicht machen, die genau zu dieser Übertragungslinie gehören?
Wer der Wahrheit begegnen will, sollte niemals eine einfache Praxis suchen.
Wenn er nach einer einfachen Praxis sucht, mag es wohl klar sein, dass er nicht unbedingt zur wirklichen Wahrheit gelangen wird und es wird für ihn wahrscheinlich unmöglich, den Ort der Juwelen zu erreichen.
Die mit großen und hervorragenden Fähigkeiten ausgestatteten alten Meister sagten schon, dass die buddhistische Übungspraxis für sie sehr schwierig gewesen sei.
Wir sollten erkennen, dass Gautama Buddhas Wahrheit außerordentlich tiefgründig und großartig ist.
Wenn die buddhistischen Lehren ursprünglich einfach zu praktizieren gewesen wären: Wie wäre es dann möglich, dass viele buddhistische Praktizierende mit so ausgezeichneten Fähigkeiten sagen, dass es ihnen sehr schwer fiel, diese Lehren zu praktizieren und zu verstehen?
Wenn wir die heutigen Menschen mit den früheren vergleichen, muss der Unterschied ihrer Fähigkeiten um vieles größer sein, als die Anzahl aller Haare der Felle von neun Bullen im Verhältnis zu einem einzigen Haar.
Auch wenn wir daher versuchen würden, unsere eigenen (großen) Anstrengungen wegen unserer geringen angeborenen Fähigkeiten und unserem begrenzten Wissen auch nur mit der einfachen Praxis und dem einfachen Verständnis der Menschen aus den alten Zeiten zu vergleichen, mag es wohl ausgeschlossen sein, dass unser Bemühen überhaupt deren einfache Übungspraxis und deren einfaches Verständnis erreicht.
Was hat es nun mit der Lehre des einfachen Verstehens und der einfachen Praxis auf sich, welche die modernen Menschen so eindeutig vorziehen?
Sie unterscheiden sich auch von den weltlichen und buddhistischen Regeln und sind minderwertiger als die Praxis der idealistischen oder konkreten Dämonen. Sie sind auch minderwertiger als die Nicht-Buddhisten oder als die zwei Linien der Hinayana-Buddhisten. Sollen wir diese als Menschen bezeichnen, die ihren Weg viel mehr verlieren und größere Illusionen haben als gewöhnliche Menschen?
Obgleich sie die weltliche Gesellschaft verlassen wollen, ist ihr Leben wohl sehr viel mehr durch die endlose Folge von (schlechten) Ursachen und Wirkungen gestört.
Wenn wir die Fälle (der alten Meister) betrachten, in denen die Knochen gebrochen oder das Mark gequetscht wurde, so ist dieses Verhalten niemals einfach. Aber das schwierigste Handeln, das wir vollziehen, ist die Steuerung unseres geistigen Gleichgewichts.
Es ist niemals einfach, dass wir für eine lange Zeit unser reines Verhalten bewahren und das buddhistische Handeln durchhalten, aber es ist die schwierigste Anstrengung, dass wir unser physisches Verhalten richtig steuern.
Wenn es wertvoll wäre, die Knochen in Stücke zu brechen, so gäbe es viele Menschen, die seit alten Zeiten derartige Schmerzen aushalten könnten. Aber es gab tatsächlich sehr selten Menschen, welche die Wahrheit tatsächlich geklärt haben.
Der Grund, warum sich diese Tatsachen häufig ereigneten, liegt darin, dass es sehr schwer für uns ist, unseren Geist ins Gleichgewicht zu bringen.
Ausgezeichnete Ohren und klare Augen sind nicht so wichtig. Studium und Verstehen sind nicht so wichtig. Der Geist, der Wille oder das Bewusstsein sind nicht so wichtig, und Bilder, Gedanken oder Intuitionen sind nicht so wichtig. Aber wir kommen direkt in die buddhistische Welt, wenn wir das Gleichgewicht (des vegetativen Nervensystems) nutzen, ohne dass wir uns auf die verschiedenen Fähigkeiten verlassen müssen, die ich oben aufgeführt habe.
Der große Meister Gautama Buddha sagt: "Avalokitesvara ist in den Strom eingetreten und hat alle rein intellektuellen Fähigkeiten überschritten" und seine (große) Absicht muss diesen Sinn haben.
In einer solchen Lage erscheinen überhaupt nicht die beiden (üblichen) Zustände und Formen der unruhigen Bewegung und Ruhe, und dies ist genau die Harmonie.

Kommentar:
Meister Dogen hat in den obigen Absätzen klargestellt, dass unser Leben nicht auf intellektuellem Verstehen oder Wahrnehmung beruht, sondern dass das wahre Leben die Harmonie und das Gleichgewicht von Körper und Geist umfasst. Erst dann können wir in die buddhistische Wahrheit eintreten. Meister Dogen sagt hier in aller Deutlichkeit, dass dann der Unterschied eines ruhigen Zustandes und der Verwirrung, Nervosität und der unruhigen Bewegung sich auflöst und sich etwas einstellt, das wir als Harmonie bezeichnen können.

Wenn es für irgendjemanden möglich wäre, der ausgezeichnete Ohren, klare Augen und einen durchdringenden Verstand hat, in den Buddhismus eingehen zu können, dann sollte der beste Schüler mit dem Namen Jinshu Meister Daikan Eno nachfolgen.
Wenn es wahr wäre, dass jemand mit durchschnittlichen körperlichen Kräften oder mit Bescheidenheit und geringer Größe im Buddhismus abgelehnt wird: Wie wäre es wohl möglich gewesen, dass der ehrwürdige Meister Daikan Eno es gewagt hätte, Meister Daiman Konin in dessen Stellung nachzufolgen.
Diese Beispiele zeigen ganz klar, dass die Lehren, die den Buddhismus (authentisch) übermitteln können, völlig unabhängig von hervorragenden Ohren, scharfen Augen und umfassendem Verstehen sind.
Diese Tatsachen können durch genaue Untersuchungen gefunden werden und es ist außerdem möglich, dass wir diese Tatsachen durch eigenes tiefes Nachdenken erfahren.
Gleichzeitig lehnt der Buddhismus weder das hohe Alter oder die Gegebenheiten des Alters ab, noch verachtet er Kinder oder Erwachsene.
Meister Joshuu Jushin hat angefangen den Buddhismus zu erfahren, als er älter als 60 Jahre war und es war (trotzdem) möglich, dass er ein hervorragender und großer Meister in der Übertragungslinie des Bhodhidharma wurde.
Die Tochter der Familie Tei hatte bereits seit längerer Zeit Buddhismus studiert, als sie (erst) zwölf Jahre alt war, und auch sie konnte die hervorragende Leiterin eines buddhistischen Tempels sein.
Die Würde im Buddhismus offenbart sich dadurch, dass er oder sie an einer buddhistischen Organisation teilgenommen hat oder nicht. Entscheidend aber ist die Tatsache, ob man die buddhistische Übungspraxis erfahren hat oder nicht.
Erfahrene Lehrer im theoretischen Buddhismus oder geniale Experten der weltlichen klassischen Fächer sollten buddhistische Tempel besuchen, wo die Praxis des Zazen vertraut ist. Derartige Beispiele hat es in großer Zahl gegeben.
Zum Beispiel war der Lehrer Nangaku Eshi ein Genie mit umfassendem Wissen, aber er studierte noch Buddhismus unter Meister Bhodhidharma.
Meister Yoka Genkaku war ein hervorragender Kenner der buddhistischen Philosophie, aber er studierte auch noch Buddhismus unter Meister Daikan Eno.
Es mag sicher erforderlich sein, dass wir uns unter einem buddhistischen Meister auf das Studium des Buddhismus verlassen, um die Regeln des Universums zu klären und die Wahrheit zu erlangen.
Wenn wir an unseren buddhistischen Meister eine Frage richten, sollten wir dessen Verständnis (des Buddhismus) niemals mit unserer eigenen subjektiven Meinung gleichsetzen, nachdem wir seiner Lehre genau zugehört haben.
Wenn wir die Ansicht des Meisters mit unserer eigenen subjektiven Meinung gleichsetzen, können wir niemals ganz dessen Ansicht selbst aufnehmen.
Wenn wir einen Meister besuchen, um nach dem Gesetz des Universums zu fragen, sollten wir unseren Körper und Geist reinigen sowie ruhige Augen und Ohren haben, um nur der Ansicht des Meisters zuzuhören und auf keinen Fall die subjektive Meinung eines anderen damit zu vermischen.
In einer solchen Situation ist der Körper und Geist des Meisters mit dem Körper und Geist des Schülers verschmolzen und die Lehren des Meisters dringen in den Körper und Geist des Schülers ein, so als ob das Wasser einer Tasse des Meisters ohne Bedingung in die Tasse des Schülers gegossen würde.
Wenn die Gegebenheiten genau so sind, kann der Schüler den Dharma des Meisters ganz genau erlangen.
Heute erinnern sich jedoch törichte und dumpfe Menschen bisweilen nur an das, was sie in einem Buch gelesen haben oder manchmal beharren sie darauf, was sie in der Vergangenheit gehört haben. Sie setzen (fälschlich) ihre eigenen Erinnerungen und Ideen mit den Worten des Meisters gleich.
In einer solchen Situation haben sie nur ihre eigenen subjektiven Ideen und die alten Begriffe der früheren Aussagen im Kopf. Sie haben aber überhaupt noch nicht die Worte ihres eigenen Meisters verstanden.
In einem anderen Fall gibt es einige bestimmte Gruppen, in denen die Menschen vor allem ihre eigenen Ideen sehr schätzen. Sie schlagen dann irgendwelche buddhistische Sutras auf und sie erinnern sich an sehr wenige Worte des Sutras. Indem sie diese wenigen Worte benutzen, sind sie fest davon überzeugt, dass ihre oberflächliche Erinnerung genau die buddhistischen Lehren sind.
Wenn sie später die gute Möglichkeit haben, den Vortrag eines hervorragenden Meisters oder ihres eigenen Meisters in unserer Übertragungslinie zu hören, halten sie die Dharma-Reden dieser Meister nur dann für richtig, wenn diese sich für sie als Zuhörer nach ihrer eigenen (subjektiven) Meinung gut anhören. Wenn sich diese Lehrreden aber wegen ihrer alten festgefahrenen Meinung nicht gut anhören, lehnen sie den Inhalt des Vortrages ab.
Sie kennen nicht die Methode, wie man falsche Meinungen über Bord wirft. Wie wäre es dann möglich, dass sie nach oben steigen, um bei der Wahrheit selbst anzukommen?
Obgleich sie zahllose Altersstufen durchschritten haben, sind sie wohl immer noch Reisende, die ihren eigenen Weg vollständig verloren haben. Sie sind wohl endlos Reisende, die auf jeden Fall zu bedauern sind. Wie könnte es sein, dass nicht jeder über einen solch traurigen Zustand zutiefst besorgt ist?
Alle buddhistischen Praktizierenden sollten erkennen, dass die buddhistische Wahrheit genau außerhalb des Denkens, der Unterscheidung, der Vermutung, der (gefühlsmäßigen) Intuition, der Wahrnehmung und des Intellektes existiert.
Wenn die buddhistische Wahrheit tatsächlich innerhalb dieser verstandesmäßigen Bereiche existieren würde, würden wir Menschen immer nur innerhalb dieser intellektuellen Bereiche und nicht in der Wirklichkeit selbst existieren. Wir würden daher immer mit diesen intellektuellen Dingen herumspielen. Aber warum ist es unmöglich, dass wir die buddhistische Wahrheit auch heute verwirklichen?
Im Streben nach der Wahrheit sollten wir niemals die Überlegungen und Unterscheidungen benutzen.
Wenn wir uns selbst, die wir fast immer an (allen möglichen) Überlegungen festhalten, genau prüfen würden, würde dies sehr klar sein, so als ob wir direkt in einen außerordentlich klaren Spiegel schauen.
Das Tor, durch das wir hindurch gehen sollten, ist schon in aller Klarheit von den Meistern unserer eigenen Übertragungslinie gezeigt worden.
(Dieses Tor) kann niemals von buddhistischen Lehrern erkannt werden, die überhaupt nur auf der Methode geschriebener Buchstaben aufbauen.
Dies wurde 15 Tage nach der Tag- und Nachtgleiche des Frühlings geschrieben.

8. Wer danach strebt, den Buddhismus zu praktizieren und die sozialen Einengungen zu überwinden, muss Zazen üben

Die Überschrift dieses Kapitels besagt, dass der Buddhismus gegenüber allen anderen Lehren am Höchsten einzuschätzen ist. Daher möchte sie jeder erlangen. Als Gautama Buddha lebte, gab es keine andere umfassende Lehre als die seine und es gab keinen Lehrer außer ihm. Nur der große Meister Gautama Buddha lehrte und führte alle Lebewesen einzig auf der Grundlage der höchsten Wahrheit.
Seit Mahakasyapa wurde "die Schatzkammer des wahren Dharma-Auges"(Shobogenzo) an seine Schüler weiter gegeben und zwar achtundzwanzig Generationen in Indien und sechs Generationen in China. Viele Vorfahren im Dharma der fünf buddhistischen Übertragungslinien haben den Dharma von einem authentischen Nachfolger zum anderen ohne jede Unterbrechung empfangen und weiter gegeben.
Seit der Mitte der Ära von Futsu in der Ryan-Dynastie haben buddhistische Mönche genauso wie der König und die ausgezeichneten Beamten ohne Ausnahme zur buddhistischen Organisation gehört.
Es sollte daher ein allgemeiner Grundsatz sein, dass das, was hervorragend ist, auch als hervorragend geschätzt wird.
Dies sollte auch keine Ähnlichkeit mit dem Chinesen Shoko haben, der nicht den wirklichen Drachen selbst liebte, sondern nur dessen Bilder.
Auch in vielen Ländern, die östlich von China liegen, hat sich ein Netz von Worten der buddhistischen Lehren über das Meer und die Berge ausgebreitet und alles durchdrungen. Obgleich sich jedoch die Lehren in Worten überall in den Bergen ausgebreitet haben, haben sie nicht mehr wahren und wirklichen Inhalt als die realen Wolken und obgleich sie sich über das Meer ausgebreitet haben, sind sie ausgetrocknet und haben den wirklichen Inhalt der natürlichen Wellen verloren.
Aber die törichten Menschen lieben jene unwirklichen und ausgetrockneten Inhalte.
Wenn sie z. B. nur das Auge eines Fisches haben, sind sie ganz davon besessen, dass dieses Auge eine Perle sein muss.
Wer den Illusionen verfallen ist, möchte sich endlos an diesen Illusionen erfreuen.
In einem anderen Beispiel hat jemand ein Stück eines Steines aufbewahrt, der aus einem Schwalbennest stammt, und dieser Mensch schätzt es als Juwel.
Die meisten von ihnen fallen hinab in die Höhlen der Dämonen und müssen sich häufig selbst verletzt haben.
Es ist außerordentlich bedauerlich, dass wir als Menschen einer unkultivierten Gegend dazu neigen, die falschen Verhaltensweisen hier zu bewundern und es ist für uns sehr schwierig, das wahre Gesetz des Universums zu erkennen.
China ist jedoch das einzige Land, das schon von der buddhistischen Wahrheit durchtränkt ist.
Im Gegensatz dazu hat sich die wahre Lehre des Buddhismus noch nicht in unserem Land Japan und auch nicht in Korea usw., verbreitet.
Was ist der Grund und warum ist es so? Woran liegt das?
Obgleich wir im Falle von Japan die Überschrift des wahren Buddhismus gehört haben, können wir überhaupt nicht dessen wirklichen Namen (und seine Bedeutung) hören.

Kommentar:
Meister Dogen war fest davon überzeugt, dass insbesondere in Japan damals der wahre Buddhismus nicht bekannt war und nicht praktiziert wurde. Erst nach einer langen Suche in Japan und China war es ihm gelungen, diesen wahren Buddhismus bei seinem eigenen Meister in China zu erlernen und nach seiner Rückkehr nach Japan zu verbreiten. Er stellt daher fest, dass weder in Japan und wohl auch nicht in Korea, der wahre Buddhismus und vor allem die Praxis des Zazen gelehrt wird. Ihm war also kein Lehrer oder Meister in Japan bekannt, der über die Titel und Überschriften hinaus ein wahres Verständnis und die wahre Praxis des Buddhismus erfasst hatte.

Dies liegt daran, dass viele buddhistische Meister unseres Landes, die früher nach China gegangen sind, alle von den nur theoretischen buddhistischen Lehren belästigt und gefangen wurden.
Obgleich sie die buddhistischen Werke in unser Land gebracht haben, scheint es, als ob sie vollständig vergessen haben, die wahren buddhistischen Lehren einzuführen.
Was haben diese Mönche, die in jener Zeit China besuchten, tatsächlich bewirkt? Es scheint so, dass ihre Anstrengungen nicht das Geringste bewirkt haben.
Dies lässt sich daraus erklären, dass sie die wirklichen Tatsachen des Studiums der buddhistischen Wahrheit gar nicht kannten.
Sie sind sehr zu bedauern, weil sie durch ihr eigenes menschliches Leben gegangen sind, ohne irgendetwas (Sinnvolles) getan zu haben, und obgleich sie sich so sehr bemüht haben.
Allgemein gesagt hören wir zunächst die Lehren des Leiters (des Klosters) und praktizieren zu Beginn die buddhistischen Übungen.
Genau zu dieser Zeit gibt es etwas, das wir genau wissen sollten:
Das Gesetz des Universums bewegt uns selbst und wir selbst bewegen das Gesetz des Universums.
Wenn es möglich ist, dass wir das Gesetz des Universums antreiben, sind wir selbst stärker und das Gesetz des Universums ist schwächer als wir.
Wenn umgekehrt das Gesetz des Universums uns antreibt, ist das Gesetz des Universums stärker und wir sind schwächer als dieses Gesetz.
Von Anfang an hat der Buddhismus diese zwei möglichen Situationen bewahrt, aber wenn wir nicht ein authentischer Nachfolger im Dharma sind, ist es ausgeschlossen, dass wir überhaupt ein solches Geheimnis kennen.
In einem anderen Fall als bei den wahren authentischen buddhistischen Mönchen, die die Kleidung der Bescheidenheit tragen, ist es gar ausgeschlossen, dass diese Menschen überhaupt nur die Worte einer solchen Tatsache hören.
Wenn jemand eine solche geheime Tatsache in der Vergangenheit nicht erkannte, konnte er den wirklichen Zusammenhang des buddhistischen Studiums nicht klar erkennen. Wie wäre es dann überhaupt möglich, dass er zwischen der Wahrheit und dem Falschen unterscheiden kann?
Bei den Menschen, die heute Zazen für das Studium des Buddhismus praktizieren, wurden die wirklichen Tatsachen aus der Vergangenheit auf natürliche Weise übermittelt und empfangen.
Daher ist es ausgeschlossen, dass sie derartige Fehler auf diese Weise begehen. Aber eine solche Tatsache kann es niemals in einer anderen Übertragungslinie geben.
Es ist wirklich vollständig unmöglich, dass ein Mensch, der sich nach der buddhistischen Praxis sehnt, den wahren Buddhismus überhaupt versteht und ihn erfährt, ohne Zazen zu praktizieren.

Kommentar:
In diesem Kapitel wird eindeutig klar gestellt, dass es ohne jeden Zweifel notwendig ist, dass wir Zazen praktizieren, wenn wir die vielfältigen Belastungen durch Ruhm und Profit in der sozialen Gesellschaft überwinden wollen, um in der Welt der Wahrheit zu leben.
Die gewöhnlichen Menschen, die heute in den üblichen weltlichen Gruppen und Gesellschaften leben, erkennen nicht die Notwendigkeit der Zazenpraxis. Einige Menschen, die gewöhnlich ein etwas stärkeres sympathisches vegetatives Nervensystem haben, werden bis zu ihrem Lebensende ziemlich starke Gier nach Ruhm behalten.
Wenn aber Menschen ein stärkeres parasympathisches vegetatives Nervensystem haben, ist es unmöglich, dass sie ihre Gier nach materiellen Werten überwinden. Diese verbringen dann ihr ganzes Leben damit, als Sklaven des materiellen Profits gefangen zu sein.
In einer solchen Lage neigen die menschlichen Gruppen und Länder dazu, sich im oft rücksichtslosen Wettkampf zweier Weltanschauungen gegenüberzustehen. Die eine Gruppe will unablässig Ruhm und die andere will unablässig Profit erringen. Wenn wir diese Gegebenheiten aus buddhistischer Sicht betrachten, denken wir genau und auf natürlichem Wege darüber nach, ob es angenehm und Glück bringend ist, wenn wir gewaltige Anstrengungen unternehmen, um in unserem täglichen Leben Ruhm oder Profit zu erlangen oder nicht.
Aus unserer buddhistischen Sichtweise erkennen wir, dass eine Wahrheit mit viel höherem Wert existiert und dass wir den Willen zur Wahrheit haben können, der im Universum das Höchste ist. Dafür müssen wir aber unbedingt unser vegetatives Nervensystem ins Gleichgewicht bringen, um den Willen zur Wahrheit zu bewahren. Aus diesem Grund empfahl uns Gautama Buddha, Zazen zu praktizieren und es ist unbedingt erforderlich, dass wir jeden Tag im Zazen sitzen
.

9. Die Übung der buddhistischen Mönche, die Zazen praktizieren

Die Überschrift bedeutet, dass seit der Zeit von Gautama Buddha die Art und Weise, Zazen zu praktizieren, nicht im geringsten erweitert wurde und sich nicht im geringsten vermindert hat. Diese Praxis wurde in einer Linie über 28 Generationen in Indien und 6 Generationen in China weitergegeben.
Die rituelle Robe der buddhistischen Kashaya ist zu Meister Daikan Eno auf dem Berg Sokei gelangt und hat sich in der ganzen Welt verbreitet.
In jener Zeit wurde Buddhas Schatzkammer des wahren Dharma-Auges (Shobogenzo), also Zazen, in der großen Tan-Dynastie allgemein bekannt. Aber die wirklichen Gegebenheiten des Inhalts sind schwer zu erfassen und es ist sehr schwierig, sie zu finden.
Es wird gesagt, dass es das Bewusstsein überschreitet etwas anzuschauen und den Geist überschreitet etwas zu erfassen.
Meister Daikan Eno hat sich als Mensch unter Meister Daiman Konin auf dem Obaiberg vollständig verändert und Meister Taiso Eka schnitt sich den Arm ab, als er Meister Bodhidharma auf den Gipfel des Berges von Shoshitsu besuchte.
Nachdem sie das Mark des Buddhismus erlangt hatten, haben sie ihren Geist verändert und ihr edles Leben (voller Freude) begonnen, manchmal haben sie vor ihrem Meister Niederwerfungen gemacht und manchmal haben sie alles auf sich wirken lassen, um das Beste im gegenwärtigen Augenblick zu erlangen.
Nachdem wir das Mark der buddhistischen Wahrheit erlangt haben, können wir Ruhm und Profit über Bord werfen und wir können uns von den Zwängen der weltlichen Gesellschaft befreien. Wir können dann unser tägliches Leben voll Freude führen und wir existieren dann im Universum der Wahrheit selbst.
In ihrem Körper und Geist haben sie jedoch nicht einen einzigen Augenblick gezögert und sie haben auch nicht einen Augenblick an irgendwas angehangen.
Ein buddhistischer Mönch fragte Meister Joshu Jushin, ob ein Hund Buddha-Natur hat oder nicht? Meister Joshu antwortete: "Niemals irgendetwas. "
Kann es uns erlaubt werden, mit der Antwort zu zögern, um nachzudenken? Kann es uns erlaubt sein, stockend zu verharren? Wir sind nämlich vollständig frei und es gibt für und nicht die geringste Behinderung wie etwa durch Zaumzeug. Bitte macht eure Hände frei, bitte macht eure Hände für eine Weile frei. Was ist mit eurem Körper und Geist? Was ist mit eurem Verhalten? Wie steht es um euer Leben und euren Tod? Wie steht es um die Lehren Gautama Buddhas? Wie steht es mit den Bergen, Flüssen und der Erde? Wie steht es schließlich bei den Menschen, Tieren und Häusern?
Obgleich wir sorgfältig sind, offenbaren sich die zwei verschiedenen Formen des Gleichgewichts und des Ungleichgewichts niemals auf natürliche Weise. Dies gilt, obgleich wir zurückkommen, um sie zu sehen und fortgehen um sie immer wieder zu vergessen.
Wenn wir im Gleichgewicht sind und das vegetative Nervensystem balanciert ist, treten die beiden üblichen Phasen des normalen Lebens, nämlich unruhige Bewegung und passive Ruhe, nicht mehr auf. Sie manifestieren sich also überhaupt nicht mehr.
Obgleich es den gegenwärtigen Augenblick gibt, in dem keine Geburt (und kein Entstehen) vorhanden ist, ist dies jedoch niemals ein Zeitpunkt, in dem alle Dinge und Phänomene vollständig in einer hartnäckig fixierten Welt gefesselt und unfrei sind. Die Menschen erfahren jedoch normalerweise nicht einen solchen (wahren) gegenwärtigen Augenblick und daher gibt es so viele, von Illusionen erfüllt sind und die durch einer solchen Umgebung mit Missverständnissen geprägte sind.

Kommentar:
Da der gegenwärtige Augenblick keinen Zeitablauf hat, also nicht der linearen Zeit unterliegt, gibt es in ihm kein Entstehen und geboren werden. Im Augenblick wie er im Buddhismus gelehrt wird, sind damit auch nicht die Fixierungen und Verkrustungen der weltlichen Gesellschaft und des individuellen Lebens wirksam. Dies ergibt die Freiheit des Lebens der Gegenwart, also im Hier und Jetzt.

Ihr Menschen, die ihr Zazen praktiziert habt! Ihr seid einer außerordentlich wichtigen Erfahrung zum ersten Mal genau auf dem halben Weg begegnet und ich möchte euch daher dringend bitten, dass ihr euch nicht aus diesen ganzen Entwicklungsprozess zurückzieht. Ich möchte meine ganz dringende Bitte an euch immer wieder aussprechen.

Kommentar:
In diesem Kapitel erklärt Meister Dogen die Praxis des Zazen, die von vielen verschiedenen Meistern bewahrt wurde, ohne dass sich irgendwelche wesentlichen Änderungen seit der Zeit von Gautama Buddha ergeben hätten. Zazen ist dadurch gekennzeichnet, dass wir keine Anstrengungen machen, um etwas Theoretisches zu erlangen oder um irgendwelche besonderen vielleicht übernatürlichen Sinnesreize wahrzunehmen.
Ein solcher Inhalt des Zazen war in wissenschaftlicher Hinsicht nicht bis in das 20. und 21. Jahrhundert bekannt.
Aber wir sind heute in der glücklichen Lage, dass wir die wirkliche Bedeutung des Zazen überaus klar wissen können, weil die naturwissenschaftliche Forschung sich auf diesem Gebiet verlässlich herausgebildet hat. Wenn wir Zazen praktizieren und in der überlieferten Form unsere Sitzhaltung korrekt beibehalten, kommt das sympathische und parasympathische System ins Gleichgewicht, so dass die Funktion des gesamten vegetativen Nervensystems sich zwischen Plus und Minus ausgleicht und sozusagen Null wird. Das sympathische Nervensystem erzeugt Ängste und Sorgen bei verschiedenen Problemen und das parasympathische führt zu Nachlässigkeit. Wenn beide in Harmonie sind, kann unser Körper und Geist die Welt realistisch sehen und dann gibt es keine Erstarrung und keine Anhaftung. Wir können auf natürliche Weise in den Zustand des Handelns kommen, wo wir genau in der Wirklichkeit im Zazen sitzen.
Das ist die wesentliche Grundlage der buddhistischen Lehre und daher ist es ohne die Erfahrung dieses Zustandes völlig ausgeschlossen, dass wir die buddhistischen Tatsachen wirklich erkennen. Daher bittet uns Meister Dogen aufrichtig, immer wieder Zazen zu praktizieren.


10. Wir sollten praktizieren, um nach der Wahrheit zu streben

Diese Überschrift bedeutet, dass wir zunächst wissen sollten, ob die Richtung unseres Weges wahr oder falsch ist, wenn wir nach der Wahrheit streben.
Als der großartige Mensch Gautama Buddha den hellen Stern der Venus erblickte, als er unter dem Bodhibaum im Zazen saß, verwirklichte er plötzlich und unmittelbar die höchste Wahrheit.
Was er zu dieser Zeit verwirklichte, kann niemals von buddhistischen Mönchen vermutet werden, die nur interessiert sind, theoretischen buddhistischen Lehren zu lauschen oder die nur in ruhigen und bequemen Umständen leben wollen.
Gautama Buddha hat die Wahrheit durch sich selbst verwirklicht und die Wahrheit ist bis zum heutigen Tag niemals abgebrochen.
Wie kann jemand nicht selbst Buddha sein, der die Wahrheit verwirklicht hat?
Die Worte "ob die Richtung unseres Weges wahr oder falsch ist, wenn wir nach der Wahrheit streben", bedeuten, dass die ganze Wahrheit der Lehren Gautama Buddhas vollständig geklärt wird. Dies ist nichts anderes, als genau das gesamte Wesen der Lehren Gautama Buddhas zu klären. Die buddhistische Wahrheit existiert immer direkt unter unseren Füßen und dies besagt, dass die Wahrheit immer auf der Erde und in dieser Welt existiert.
Die Wahrheit wird immer nur an diesem Ort klar verwirklicht und sie ist auf die Erfahrung der Wahrheit selbst beschränkt. Wer die Wahrheit erfahren hat, hat sich selbst vollendet.
Darauf aufbauend scheint es so, dass er selbst sagen würde, er habe die Wahrheit noch nicht vollständig verwirklicht, obgleich dieser Mensch in der Tat die Wahrheit vollständig verwirklicht hat. Dies ist eine edle Art und Weise, die Wahrheit zu zeigen.
Heute wollen die nach der Wahrheit strebende Menschen jedoch gewaltsam klärende Beispiele haben, dass sie die Wahrheit erlangten, bevor sie überhaupt geklärt haben, ob sie die Wahrheit tatsächlich realisiert haben.
Wer von ihnen könnte nicht solche Fehler begehen?
Sie verwerfen ihren eigenen Vater Gautama Buddha, laufen ihrem eigenen Land davon, werfen ihre Juwelen weg und irren in anderen Ländern herum.
Obgleich sie alle wichtige Söhne einer reichen Familie sind, werden sie in einem fremden Land zu einem elenden Menschen und dafür gibt es ganz offensichtliche Gründe.
Allgemein gesagt möchte ein Mensch, der gern nach Wahrheit strebt, nur durch die Wahrheit selbst geleitet werden.
Die Worte, "durch die Wahrheit geleitet werden" bedeuten, die vergangenen Tatsachen zu vergessen, dass man die Wahrheit schon vorher verwirklicht hätte.
Ein Mensch, der die buddhistische Wahrheit praktiziert, sollte zuerst dem Buddhismus vertrauen.
Ein Mensch, der dem Buddhismus vertraut, sollte glauben, dass er von Anfang an durch sich selbst im Zentrum der Wahrheit existiert. Er sollte darauf vertrauen, dass er niemals voller Illusionen ist, niemals hinauf- und hinabgeworfen wird, niemals durch Aufstieg oder Niedergang leidet und niemals irgendeinen Fehler hat. Einen solchen festen Glauben zu kräftigen, eine solche Wahrheit zu klären und sie zu praktizieren, sind die grundlegenden Kennzeichen des Studiums der Wahrheit.
Ein solches Verhalten ist dadurch gekennzeichnet, dass zuerst die Wurzeln ideologischer und idealistischer Anstrengung bei der Zazenpraxis durchschnitten werden. Wir müssen uns selbst davon abbringen, dem Weg der (einfachen) Sinneswahrnehmung oder der intellektuellen Überlegungen zu folgen.
Dies ist die überlieferte Methode, Anfängern den Buddhismus nahe zu bringen und sie einzuführen.
Danach geht es darum, dass wir das Bewusstsein von Körper und Geist wegwerfen und (unser vegetatives Nervensystem) im Zazen ins Gleichgewicht bringen, und wir vollständig von Illusionen und (dem Ziel der) Erleuchtung frei werden.
Allgemein gesagt, ist es das Schwierigste für uns, zu einem Menschen zu werden, der selbständig denkt, dass er oder sie schon die buddhistische Wahrheit selbst ist.
Wenn die Menschen darauf vertrauen, dass sie genau in der Wahrheit sind, können sie die tatsächliche Situation von Verwirklichung und Illusion verstehen und sie werden die Ursache von Illusionen und Erleuchtung erkennen.
Versucht bitte die Ursache eurer vordergründigen Absichten durch die Praxis des Zazen abzuschneiden. Dann werden acht oder neun von zehn Menschen sofort die Wahrheit verwirklichen.

Kommentar:
In diesem Kapitel erklärt uns Meister Dogen, dass das Wesentliche des buddhistischen Studiums für uns darin besteht, dass wir wissen, ob unsere Richtung der buddhistischen Praxis richtig oder falsch ist.
Grundsätzlich ist der Buddhismus eine vollständig vernünftige Lehre, die überhaupt keinen einzigen Punkt aufweist, der zweifelhaft oder ungenau ist. Eine solche Wahrheit wurde von dem großen Genie Gautama Buddha gefunden. Diese große Wahrheit wurde von einem Vorfahren im Dharma zum anderen bis heute übermittelt. Daher ist es unbedingt notwendig, dass wir den Buddhismus als absolute Wahrheit weiter tragen. Meister Dogen beschreibt in diesem Sinne, dass es vor allem äußerst wichtig ist zu wissen, ob unsere Anstrengungen in die eine richtige Richtung gehen oder nicht.
Er sagt in aller Klarheit, dass die Lehren Gautama Buddhas wirklich existieren und zwar direkt unter unseren Füßen. Die Worte "unter unseren Füßen" bedeutet genau auf diesem Grund und Boden oder genau in dieser Welt. Die Lehren Gautama Buddhas können niemals eine fantastische Traumgeschichte sein, die im menschlichen Gehirn erzeugt wurde. Auf der anderen Seite sind die Lehren niemals die einfache materialistische Welt, die von unseren Sinnesorganen erfasst wird. Die Lehren Gautama Buddhas sind genau die wirkliche Welt, in der wir jetzt leben und sind oft genug nur die Bühne, auf der wir unser eigenes Drama, genannt unser Leben, pflegen. Daher haben wir Buddhisten diese Welt als die einzige Welt begriffen, in der wir leben. Gautama Buddha hat uns die Lehre der Wirklichkeit als die einzige Wahrheit gebracht, die die Zazenpraxis als Grundlage enthält. Wir Menschen haben jedoch die wirkliche Welt vergessen, weil wir durch den Idealismus in Illusionen abgedrängt wurden, die nur in unserem Gehirn erdacht wurden oder weil wir falsch durch den Materialismus in die Irre geführt wurden, der nur auf unserer Sinneswahrnehmung beruht. Dieser wirklichen Welt sollten wir vor allem vertrauen, sonst gerät diese Welt, in der wir jetzt genau leben, völlig in Vergessenheit. Wir wurden dazu gebracht, viele tausende von Jahren in Illusionen zu leben, in denen nur die seltsamen und verfremdeten Fantasiewelten des Idealismus und Materialismus existieren und wir hatten die wirklichen Tatsachen der Welt überhaupt nicht erkannt.
Daher ist es notwendig, dass wir Zazen praktizieren, um die einfache Tatsache wieder zu entdecken, dass wir genau und wirklich in dieser großartigen Welt leben. Dazu bringen wir unser vegetatives Nervensystem beim Zazen ins Gleichgewicht und plötzlich wachen wir in der einfachen Tatsache auf, dass wir genau in der wirklichen Welt hier und jetzt leben.


11. Das wahre Ziel genau im jetzigen Augenblick zu treffen

Die Überschrift bedeutet, dass es auf natürliche Weise zwei verschiedene Wege gibt, wenn wir unseren Körper und Geist entschlossen und sinnvoll machen wollen. Der eine besteht darin, der Schüler eines Meisters zu werden und die buddhistischen Lehren zu studieren und der andere, uns anzustrengen, die Wahrheit durch die Zazenpraxis zu erlangen.
Die buddhistischen Lehren zu studieren bewirkt, dass unser Geist und unser Bewusstsein frei werden und Zazen zu praktizieren bewirkt, dass unser Handeln und unsere Erfahrung so flexibel werden, wie wir wollen.
Wenn wir daher in die buddhistische Lehre eindringen wollen, ist es vollständig unmöglich, dass wir die Wahrheit genau im gegenwärtigen Augenblick verwirklichen, wenn wir nur einen der beiden obigen Wege verlassen.
Im Allgemeinen hat jeder Mensch ohne Zweifel Körper und Geist. Jedes Handeln hat ohne Zweifel Stärken und Schwächen. Die erste ist Unerschrockenheit und die zweite blinde Schwäche.
Manchmal ist es kraftvoll und manchmal ist es ruhig. Aber solchen Körper und Geist zu benutzen, um den Zustand Buddhas unmittelbar zu erfahren, bedeutet, genau das wahre Ziel zu treffen.
Ohne Körper und Geist umeinander zu drehen, sondern der tatsächlichen Erfahrung zu folgen, wird mit anderen Worten der gegenwärtige Augenblick genannt und dies heißt auch, das wahre Ziel genau zu treffen. Es bedeutet, nur der tatsächlichen Erfahrung zu folgen und dies ist keine subjektive Interpretation von früher. Dies heißt, das wahre Ziel zu treffen. Es ist niemals ein erneutes Herumprobieren.

Kommentar:
Die Worte "der Wahrheit direkt zu treffen" bedeuten, "Erleuchtung zu erlangen". Wenn wir Erleuchtung erlangen wollen", müssen wir uns in zwei Bereichen anstrengen, wie Meister Dogen betont. Der eine besteht darin, die buddhistische Lehre unter einem buddhistischen Meister zu studieren und der andere, Zazen zu praktizieren. Meister Dogen sagt ganz klar, dass es für jeden Menschen vollständig ausgeschlossen ist, Erleuchtung zu erlangen, wenn nur einer dieser beiden Bereiche fehlt!
Und er sagt, dass alle Menschen selbstverständlich ihren Körper und Geist haben und dass diese selbstverständlich Stärken oder Schwächen besitzen. Indem wir jedoch unsere persönlichen Grenzen überschreiten, treffen wir das wahre Ziel. Indem wir unser vegetatives Nervensystem ins Gleichgewicht bringen, ereignet sich genau die Erleuchtung und dies wird "Satori" genannt.
Mit anderen Worten ist Satori niemals eine besondere Verwandlung des Körpers und Geistes, sondern es ist genau ein Zustand, in dem wir der Erfahrung der externen Welt ganz genau folgen und der Wirklichkeit selbst direkt begegnen.
Erleuchtung unterscheidet sich daher grundlegend davon, dass wir an alte frühere Umstände gefesselt sind, aber Erleuchtung bedeutet auch nicht, auf völlig neue Art und Weise und in neuen Umständen zu leben. Erleuchtung bedeutet nur das vollständig richtige Handeln im gegenwärtigen Augenblick.

Dienstag, 27. März 2007

Geschichte der Dogen-Sangha


Im Folgenden möchte ich einen Überblick über die Geschichte der Dogen-Sangha, die seit dem 1.3.2007 zur Dogen Sangha International erweitert wurde, und mein eigenes buddhistisches Leben geben. Sicher werden dadurch auch meine Vorstellungen und Erfahrungen des wahren Buddhismus klarer, die ich bereits dargestellt habe.

1. Die Ursprünge, der Buddhismus und ich

Ich bin jetzt 87 Jahre alt geworden und wenn ich über mein langes vergangenes Leben nachdenke, fühle ich mich sehr glücklich, dass ich dem Buddhismus begegnet bin und ihn seit vielen Jahren studiert und praktiziert habe. Ich habe m. E. das Wesen des Buddhismus verstanden und möchte ihn jetzt durch den Blog der Dogen-Sangha über das Internet an alle Menschen in der Welt übermitteln.
Als ich jung war, hatte ich nicht im Entferntesten daran gedacht, dass es nur eine einzige Wahrheit gibt, die das ganze Universum durchzieht. Aber nachdem ich die buddhistische Lehre kennen gelernt hatte, die von Gautama Buddha entwickelt wurde, war dies der Anfang, dem Buddhismus vollständig zu vertrauen, und seitdem habe ich weit mehr als 65 Jahre meines Lebens den Buddhismus studiert, ihn praktiziert, gelehrt und so weit wie möglich verbreitet. Kürzlich habe ich nun den Blog der Dogen-Sangha eröffnet und ich bin sehr glücklich, die buddhistische Lehre mit dieser neuen Technologie auf der ganzen Erde verfügbar zu machen.
Sicherlich sind die großen Religionen der Welt in der Gegenwart nicht in einer einfachen Lage und in der Tat gibt es außerordentlich ernste Probleme, die sich für den religiösen Glauben in der Welt aufgetürmt haben. Dabei ist das Problem des fundamentalistischen Islam nur ein Beispiel von vielen. Die Lage hat sich erheblich verkompliziert und obgleich viele ausgezeichnete Politiker, religiöse Führer und Wissenschaftler große Anstrengungen unternehmen, diese ernsten Probleme zu lösen, scheint es für die Menschen gegenwärtig noch nicht leicht zu sein, solche religiösen Verwirrungen zu klären und einer Lösung zuzuführen.
Glücklicherweise bin ich wie gesagt dem Buddhismus begegnet. Diese Lehre unterstreicht in aller Klarheit, dass wir die beiden grundsätzlichen einseitigen und daher nicht korrekten Philosophien, nämlich den Idealismus und Materialismus überwinden müssen und dass wir die Wirklichkeit selbst annehmen sollten, so wie sie ist. Dann ergeben sich die besten Lösungen für die Menschheit. Als ich diese Lehre zum ersten Mal hörte, war ich sehr erstaunt und es schien mir fast unmöglich, ihr zu folgen. Als ich aber dann fort fuhr, den Buddhismus genauer zu studieren, fand ich, dass er überaus vernünftig ist und uns wirklich überzeugt, von der einseitigen und unvollständigen Weltanschauung des Idealismus und Materialismus Abstand zu nehmen. Wir können dann unsere Augen für die unmittelbare Wirklichkeit öffnen und das Leben viel besser meistern. Mir erschien diese Lehre dann wirklich recht einfach und direkt, verglichen mit den komplizierten Philosophien, die im Westen entwickelt worden sind und das hat mich immer wieder von Neuem überrascht. Es war schließlich für mich überhaupt nicht mehr möglich, diese wirklich verständlichen und praktischen Lehren des Buddhismus zu bezweifeln oder gar abzulehnen.

a) Der Buddhismus und meine Familie
Die Familie, in der ich aufwuchs, war nicht religiös. Mein Vater folgte der japanischen Sitte jener Zeit und reinigte einen kleinen shintoistischen Altar, in dem er die Blätter, das Wasser und die Sake am Anfang jedes Monats erneuerte. Aber er war kein gläubiger Anhänger des Shintoismus. Meine Mutter besuchte regelmäßig einen Shinto-Schrein in der Nähe unseres Hauses, aber sie war ebenfalls nicht sehr gläubig im Shintoismus. Es gab daher bei mir durch die Familie keinen starken religiösen Glauben, der mich nachhaltig beeinflusst hätte.

b) Der zweite Weltkrieg und der Buddhismus
Wie meine Familie war ich also in meiner Kindheit nicht sehr religiös. In den Jahren 1932 und 1936 gab es in Japan eine starke Auseinandersetzung und politische Konfrontation zwischen dem nationalistischen Militarismus und dem marxistischen Kommunismus. Diese Konfrontation wurde immer schärfer und aggressiver, so dass ich den Zwang verspürte, selbst genauer zu überlegen, welche dieser beiden Weltanschauungen wohl richtig sei. In dieser Zeit wurde für mich das Wesen der religiösen Sichtweise immer wichtiger und beschäftigte mich immer ernsthafter.
In dieser Situation ergab sich die Möglichkeit, an einem buddhistischen Retreat teilzunehmen, das von Meister Kodo Sawaki geleitet und in dem Tempel Daichu-ji in der Tochigi-Präfektur im nördlichen Distrikt von Tokyo durchgeführt wurde.
Damals hörte ich zum ersten Mal die klare Aussage von Meister Kodo Sawaki: "Die politische Rechte hat Unrecht und die politische Linke hat auch Unrecht". Diese Aussage ging mir immer wieder durch den Kopf und ich kam zu dem Schluss, dass dies richtig sein muss.

2. Meine Großeltern

Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich als menschliches Lebewesen von Genen beeinflusst bin, die dem Gesetz von Ursache und Wirkung folgen. Daher möchte ich ganz kurz von meinen Großeltern und meinen eigenen Eltern berichten und den Zusammenhang schildern, wie ich buddhistischer Mönch wurde.

a) Meine Großeltern der väterlichen Seite
Mein Großvater hatte den Namen Tanemi Koganemaru und war ein Soldat des feudalistischen Clans in Fukuoka. Obgleich dieser feudalistische Clan loyal zu der Regierung Tokugawa war, war er begeistert davon, dass die neue imperiale Regierung Japans gebildet wurde, die ein japanisches Weltreich errichten wollte. Bevor jedoch dieses Regime an die Macht kam, wurde mein Großvater von der Polizei des Clans gefangen genommen. Er saß dann im Gefängnis in einer Festung, als das neue imperiale Regime die Macht ergriff. Daher wurde er plötzlich freigelassen und konnte wieder sein Leben in der Familie weiterführen. Westlich der Stadt Fukuoka gibt es einen kleinen Berg mit der Bezeichnung Kayaberg (Tsukushi Fuji) und am Fuß dieses Berges lag das Dorf Koganemaru, in dem fast alle Familien ebenfalls den Namen Koganemaru hatten. Es wird berichtet, dass ein besonderer Soldat mit Namen Kuniomi Hirano dort mit der wichtigsten Familie des Dorfes zusammen lebte. Später wurde er der Führer der Revolte bei der Ikuno-Silbermine in der Hyogo Präfektur gegen die alte Tokugawa Regierung. Wir können daher annehmen, dass mein Großvater von Hiranos Parolen für das japanische Weltreich und das neue imperiale Regime recht stark beeinflusst war.
Nachdem dieses Regime mit dem gigantischen Ziel eines japanischen Weltreiches die Macht ergriffen hatte, arbeitete mein Großvater als Assistent von Soho Tokutomi, der ein berühmter Historiker in jener Zeit war. Es scheint jedoch, dass mein Großvater nicht sehr zufrieden mit seiner finanziellen Lage war.
Meine Großmutter war außerordentlich fleißig, um das nötige Geld zu verdienen, damit sie ihre beiden Söhne allein groß ziehen konnte, solange ihr Mann nicht in der Familie lebte. Der jüngere der beiden Brüder war mein Vater. Während mein Großvater im Gefängnis saß, entzog der Clan im Übrigen der Familie ihren bisherigen Namen und gab ihr den neuen Namen Nishijima, so dass mein Vater Iwao Nishijima hieß und ich diesen Namen übernommen habe.

b) Meine Großeltern der mütterlichen Seite
Mein Großvater der mütterlichen Seite hatte den Namen Sukeyoshi Terai und war ein Soldat der alten Tokukawa-Regierung. Er kämpfte in deren Armee gegen das neue imperiale Regime, nachdem sich dieses bei der Stadt Aizu im Nordostdistrikt von Japan festgesetzt hatte. Er glaubte sehr ernsthaft an den persönlichen Gott mit dem Namen Sugawara Michizane und als dieser ihm im Traum erschienen war und ihm sagte, er solle nach Tokyo zurückkehren, folgte er und ging wieder nach Tokyo. Später wurde er Offizier in der Stadt Yokohama und leitete dort eine Abteilung. Gleichzeitig war er Lehrer von Haiku im traditionellen alten Stil. Seine Frau starb, als meine Mutter noch sehr jung war, so dass sie nach der zweiten Heirat meines Großvaters mit einer Stiefmutter aufwuchs.

3. Das besondere Training durch meinen Vater

Wenn ich darüber nachdenke, was mich am Buddhismus so angezogen hat, obgleich ich doch wirklich nicht in einer besonders religiösen Familie aufgewachsen war, muss ich immer daran denken, wie mein Vater mit mir in meiner Kindheit ein besonderes Lauftraining durchführte.
Als ich sechs oder sieben Jahre alt geworden war, war ich kein besonders kräftiger Junge. Ich war physisch eher klein und schmächtig und man konnte mich wirklich nicht als robust bezeichnen. Bei den sportlichen Wettkämpfen, die jedes Jahr in der Primary School abgehalten wurden, war ich meistens der Letzte.

a) Lauftraining
Mein Vater machte sich deshalb wohl Sorgen und schlug eines Abends nach dem Essen vor, dass wir einen Spaziergang machen sollten. Nachdem wir ein wenig gegangen waren, fand er einen Ort, wo nicht so viele Menschen anwesend waren. Dann sagte er mir, ich solle bis zum nächsten Strommast laufen, der nicht weit von uns entfernt stand und dann zu dem Ort zurücklaufen, von wo ich starten sollte und wo wir jetzt standen. Ich konnte beim besten Willen den Grund dafür nicht verstehen, auf der anderen Seite gab es auch keine ernsthaften Argumente, das Laufen abzulehnen. Daher folgte ich der dringenden Bitte meines Vaters an diesem und dann auch an den folgenden Abenden.
Ohne dass ich es recht bemerkte, wurden die Strecken, die ich lief, immer länger. Außerdem machte ich mein Lauftraining nicht mehr am Abend, sondern am Morgen. Mit wachsendem Training wurden dann die Entfernungen des Laufens erheblich größer und mir wurde bewusst, dass ich jeden Tag bereits ungefähr drei Kilometer lief. Jedes Mal, wenn ich mein Lauftraining durchführte, wartete mein Vater an dem Startpunkt und besonders im Winter war es für ihn sicher unangenehm kalt, wenn er darauf wartete, dass ich zurückkehrte. Er betreute mehrere Jahre lang sorgfältig und genau mein Lauftraining, ohne dass es eine Unterbrechung gab.
In meinem persönlichen Leben ging durch das Lauftraining ein großer Wandel vor sich. Vom ersten bis zum dritten Jahr in der Primary School hatte ich leider meistens bei den sportlichen Wettkämpfen den letzten Platz belegt. Aber zu meiner größten Überraschung wurde ich vom sechsten bis zum letzten Jahr in dieser Schule immer der Erste in dem Wettbewerb.
Gleichzeitig gab es auch noch andere wesentliche Änderungen. Zum Beispiel bemerkte ich, dass mein eher kindliches Verhalten verschwand, obgleich ich doch noch eindeutig im Alter eines Kindes war, und dass ich mich in meinem täglichen Leben immer mehr wie ein Erwachsener verhielt. Ich hatte den Eindruck, dass die üblichen kindlichen Eigenschaften verschwanden, einmal von überschießender Freude und ein anderes Mal von tiefer Trauer erfüllt zu sein. Ich wurde immer ruhiger und wurde nicht von unkontrollierbaren Emotionen überfallen. Mein ganzes Denken wurde immer realistischer, obgleich ich doch noch ein Kind war, und die romantischen Ideen und gefühlsmäßigen Schwankungen, die für Kinder typisch sind, verloren sich immer mehr. Obgleich ich diese Entwicklung durchaus bedauerte, war es eine Tatsache, die ich nicht leugnen konnte und es war mir auch gar nicht möglich, dies zu ändern. Dies machte mich damals allerdings nicht besonders glücklich.
An einem kalten Wintermorgen bemerkte ich, dass meine Hände ausgesprochen heiß waren, aber ich wusste nicht, was mit meinen Händen geschah. Ich hatte ein ganz seltsames Gefühl und steckte meine Hände in das kalte Wasser eines großen Kübels zum Feuerlöschen, der am Rande des Schulhofes stand. Wenn ich heute darüber nachdenke, erscheint es mir ganz natürlich, dass meine Hände so heiß und stark durchblutet waren, nachdem ich mein intensives Lauftraining vor dem Frühstück absolviert hatte. Ich erinnere mich auch noch an ähnliche besondere Begebenheiten in meiner Kindheit, die wohl mit dem Lauftraining zu tun hatten.

b) Ausstieg aus dem geordneten Leben
Nachdem ich etwas dreizehn Jahre alt war, beendete ich gegen den Willen meines Vaters das Lauftraining. Ich war damals ein scheuer Junge. Noch heute erscheint es mir eigenartig, wie stark sich mein geordnetes persönliches Leben veränderte, als ich mit dem Laufen aufgehört hatte. Obgleich ich das damals nicht so klar erkannte, war es ganz eindeutig, dass sich mein persönliches Leben schrittweise wandelte und ich mich von dem geordneten Ablauf von vorher immer mehr entfernte. Mein Leben verlief nun eher im Zickzack, obgleich mir dies damals nicht so bewusst war. Weil ich so unruhig war, hielt es mich nicht mehr zu Hause, und so verbrachte ich immer mehr Zeit außerhalb, indem ich ins Kino ging, nach gebrauchten preiswerte Büchern Ausschau hielt usw. Es wurde also immer schwieriger für mich, ein geordnetes Leben zu führen und obgleich ich mich dabei überhaupt nicht wohl fühlte, sah ich keine Möglichkeit, mich selbst zu steuern und positiv zu verändern.
Zweifellos versuchte ich einer solchen schwierigen Lage zu entkommen, aber offen gesagt, gelang es mir überhaupt nicht, aus diesem unerfreulichen Leben herauszukommen. Mein Leben wurde immer schmerzhafter und komplizierter.
In meinem damaligen wirklich unerfreulichen täglichen Leben bereitete es mir wenigstens eine gewisse Freude, so viel wie möglich erstklassige japanische Literatur zu lesen und große Mengen übersetzter Literatur aus dem Englischen, Französischen, Deutschen, Russischen und anderen Sprachen zu studieren. In jener Zeit war die japanische Regierung stark bestrebt, finanziell den Standard einer Goldwährung aufrecht zu erhalten, so dass die Dinge des täglichen Lebens immer billiger wurden. Der Wert des Geldes war sehr hoch und gab mir die Möglichkeit, gebrauchte gute Bücher zu ausgesprochen niedrigen Preisen zu kaufen.
Auf diese Weise konnte ich für wenig Geld viele wichtige und wertvolle Bücher erwerben und studieren. So las ich fast nach dem Prinzip des Zufalls die verschiedensten Werke und dies erwies sich dann später zusammen mit meiner Praxis des Zazen als besonders nützlich, um nach der Wahrheit zu suchen.
Ich konnte auch ausländische Filme aus Frankreich, Deutschland usw. sehen und dies war für mich eine ausgezeichnete Möglichkeit, den Humanismus Europas und Amerikas zusätzlich zu den Büchern vertieft zu studieren.
Dadurch, dass ich mich dann für die Aufnahmeprüfung der High School vorbereitete, wurde ich vor einer weiteren chaotischen Jugendzeit bewahrt. Das Durcheinander dieser Zeit verminderte sich danach schrittweise. Eines Tages lief ich auf der Straße und bemerkte, dass ich wieder in einem geordneten Leben angekommen war. Es wurde mir klar, dass das Laufen außerordentlich wichtig und nützlich für ein solches geordnetes Leben war. Ich erinnere mich, dass es damals in Japan etwa vierzig staatliche High Schools gab und aus diesen wählte ich diejenige von Shizuoka aus. Später hörte ich, dass ich das beste Ergebnis bei der Aufnahmeprüfung im Fach Literatur erzielt hatte.

c) Das sportliche Leben in der High School
Unmittelbar nach dem Aufnahmeexamen bekam ich viele Einladungen von verschiedenen Sportvereinigungen, aber ich wollte die Bahnen zum Laufen und die Sportplätze selbst bestimmen. In der Middle School hatte ich den schwarzen Gürtel im Judo erhalten und daher empfahl mir ein Mitglied der Judo-Liga mit großem Nachdruck, dort einzutreten. Ich wollte aber in eine Liga für die Leichtathletik des Laufens eintreten, weil ich dafür ja ziemlich lange Erfahrungen hatte.
Ich erinnere sehr deutlich, dass meine Physis für das athletische Training zunächst schlecht ausgebildet war, aber ich dachte einfach, dass sich dieses Problem auf natürliche Weise lösen würde, wenn ich hart trainieren würde. Mit anderen Worten dachte ich, dass ein sehr intensives Training die einzig richtige Lösung für mich war und es kam mir nichts anderes in den Sinn, als überaus hart zu trainieren.
Die extreme Herausforderung, die ich damals auf mich nahm, war wirklich nicht sehr sinnvoll und es war in der Tat ein törichter Versuch. Tatsächlich befürchte ich heute, dass ich einen sehr unklugen Versuch unternahm, um an meine menschlichen Grenzen zu gelangen. Aber trotz dieser Dummheit im athletischen Training hatte die große sportliche Anstrengung etwas Reines und Wahrhaftiges. Es war eine Tatsache, die sich im Handeln selbst in jedem Augenblick offenbarte.
Nachdem ich den törichten Versuch des extremen Sports beendet hatte, fing ich an, immer mehr darüber nachzudenken, dass es in den menschlichen Kulturen so ausgezeichnete und kraftvolle Philosophien und Religionen gab, die in einer langen Geschichte entstanden und gewachsen waren. Ich war fest davon überzeugt, dass es bei genauem Studium dieser Philosophien und Religionen etwas geben müsste, das man ohne Bedenken als die Wahrheit bezeichnen könnte. Ich glaubte also fest daran, dass ich eine sehr klare Philosophie oder Religion, die man zweifellos als Wahrheit bezeichnen konnte, finden würde, wenn ich meine Anstrengungen bei der Suche und dem Studium ernsthaft und konsequent durchführen würde. Damals entschied ich mich ganz klar, nach einer solchen höchsten Wahrheit in der menschlichen Kultur zu suchen.

4. Meine beiden hochverehrten Meister

Ich hatte zwei buddhistische Meister, die ich sehr verehre und die mich auf sehr direkte Weise umfassend lehrten. Der eine ist Meister Kodo Sawaki und der andere ist Meister Renpo Niwa.

a) Meister Kodo Sawaki
Im Oktober 1940 hatte ich das Glück zu erfahren, dass Meister Kodo Sawaki eine Sesshin im Tempel Daitu-ji in der Tochigi-Präfektur durchführen würde. Ich nahm daher an dieser Sesshin teil und brachte Reis in einem Stoffbeutel mit, weil die Ernährung damals in Japan während des Krieges wegen der knappen Nahrungsmittel schon sehr schwierig geworden war.
Am Morgen standen wir um drei Uhr auf und praktizierten zweimal fünfundvierzig Minuten lang Zazen vor dem Frühstück, dann zweimal am Morgen nach dem Frühstück und zweimal am Abend und schließlich einmal nachts. Meister Kodo Sawaki hielt seine buddhistischen Dharma-Reden zweimal am Tag, eine am Morgen und eine am Nachmittag. Als ich seiner Rede lauschte, war ich tief ergriffen, weil ich zum ersten Mal die wahre großartige buddhistische Lehre hörte. Seine Stimme war laut und kräftig und was er sagte, war für mich außerordentlich einleuchtend und überzeugend.
Die Grundlage seines Vortrages war der Text von "Allgemeine Richtlinien zum Zazen" (Fukan-Zazen-Gi). Meister Dogen hatte diesen Text als erstes geschrieben, nachdem er aus China zurückgekehrt war und es war überhaupt das erste Werk, das er in seinem Leben zum Buddhismus verfasste. Meister Kodo Sawaki hatte die buddhistische Lehre mit der Bezeichnung Hosso Gaku studiert, die in der Tan-Dynastie in China entwickelt worden war. Er hatte bereits in frühem Alter sehr intensiv den Buddhismus studiert, so dass seine buddhistische Lehre außerordentlich genau und auch theoretisch sehr fundiert war. Daher war seine Dharma-Rede insgesamt tief schürfend und sehr exakt. Als er jung war, hatte er die Theorie der Hosso-Linie unter Join Saeki im Horyuji-Tempel studiert. Obgleich die Grundlage des Buddhismus bei Meister Kodo Sawaki eindeutig die Zazenpraxis war, lehrte er auch eine genaue und sehr logische philosophische Struktur des Buddhismus. Ich denke, dass das wichtigste und hervorragendste Wesensmerkmal bei Meister Kodo Sawakis Buddhismus vor allem in seinem vollkommen reinen Verhalten lag, der Wahrheit zu folgen. Im Shobogenzo gibt es das Kapitel 5: "Regeln für die Halle der schweren Wolke" (Ju-un-do Shiki). Meister Dogen beschreibt darin, dass jemand, der den Willen zur Wahrheit und das Ideal hat, Ruhm und Profit wegzuwerfen, wirklichen Zugang zum Buddhismus hat. Jemand, der keine Aufrichtigkeit bei der Wahrheit hat, hat jedoch keinen solchen Zugang. Wenn z.B. jemand, der keine Aufrichtigkeit besitzt (den Schlafraum im Kloster) betreten hat, muss dieses Problem angegangen werden und nach gründlicher Überlegung müssen wir einen solchen Menschen, wenn es notwendig ist, (aus dem Schlafraum) entfernen. Wir sollten erkennen, dass wir plötzlich vollkommen unabhängig von Ruhm und Profit werden, wenn sich der Wille zur Wahrheit voll entwickelt hat.
Wir können mit Sicherheit annehmen, dass Meister Kodo Sawaki diese grundlegende buddhistische Regel in seinem praktischen buddhistischen Leben genau kannte und verwirklicht hatte. Daher besaß er während seines ganzen Lebens keinen eigenen Tempel, weil er genau wusste, dass er mit der Aufgabe der Leitung eines eigenen Tempels vollauf beschäftigt wäre, wenn er ihn als buddhistischer Mönch führen würde, so dass es vollständig ausgeschlossen wäre, die wahre buddhistische Lehre gründlich zu studieren. Daher heiratete Meister Kodo Sawaki auch nicht und unterstützte sein ganzes Leben lang mit ganzer Kraft den Buddhismus in allen Angelegenheiten.
Nach dem zweiten Weltkrieg schrieb ein Amerikaner mit Namen Victoria ein Buch, in dem er harsche Kritik an Meister Kodo Sawaki äußerte, weil dieser die Kriegspolitik der japanischen Regierung unterstützt haben soll. Wenn man jedoch das menschliche Verhalten von Kodo Sawaki während des Krieges so wie ich selbst genau kannte, weiß man, dass er niemals in der behaupteten Art und Weise mit der Regierung aktiv kooperierte. Ich bin daher zu dem klaren Schluss gekommen, dass der Autor die Tatsachen im Falle von Meister Kodo Sawaki verzerrt und unrichtig wiedergegeben hat.

d) Der Abt Renpo Niwa
Der andere Meister, von dem ich so viel gelernt habe, war Meister Renpo Niwa. Weil er später der Abt des Eiheiji-Tempels wurde, möchte ich ihn gern als Abt bezeichnen und folge damit unserer Überlieferung, wie die früheren Meister benannt werden.
Seitdem ich sechzehn Jahre alt war, ist mein Interesse an der buddhistischen Lehre von Meister Dogen immer mehr gewachsen und vor allem interessierte mich das Werk "Die Schatzkammer des wahren Dharma-Auges“ (Shobogenzo), das ich dann sehr viele Jahre genau studiert habe.
Nach der intensiven und langen Beschäftigung mit dem Shobogenzo begann ich mit der Übersetzung aus dem alten Japanischen in die moderne japanische Sprache. Dies umfasste den alten japanischen Text, Kommentare zum Vokabular sowie die Übersetzung in das moderne Japanisch selbst. Nachdem ich diese Übertragung fertig gestellt hatte, publizierte ich: "Shobogenzo in modernem Japanisch" (Gendaigoyaku-Shobogenzo). Damals wollte ich auch gern an verschiedenen Orten mit Lehrreden und Vorträgen zum Shobogenzo beginnen. Daher fragte ich zunächst Dr. Akira Hirakawa, welcher der Leiter der Vereinigung junger Buddhisten an der Imperial University von Tokyo war. Er gab seine Zustimmung zu meinen Lehrreden, die ich an jedem Samstag Nachmittag hielt. Damals entschied ich mich auch, buddhistischer Mönch in der Soto-Linie zu werden.
Daher war es für mich notwendig, einen buddhistischen Meister zu finden, der mir die Zustimmung geben könnte, buddhistischer Mönch zu werden. Glücklicherweise fand ich den Namen des Abtes Renpo Niwa in der Liste graduierter Studenten der staatlichen High School von Shizuoka.
Ich besuchte Meister Renpo Niwa in der Niederlassung von Eiheiji in Tokyo und fragte, ob ich bei ihm buddhistischer Mönch werden könnte und war wirklich glücklich, dass er mich annahm. Als er meiner Bitte und meiner Begründung, buddhistischer Mönch zu werden, zuhörte, bemerkte ich, dass seine Augen feucht wurden und er sich einige Tränen aus den Augen wischte. Daraus schloss ich, dass es ihm wirklich Freude bereitete, mich als Mönch anzunehmen, auch weil er seinen eigenen Abschluss an derselben High School absolviert hatte wie ich und ich vierzehn Jahre jünger war als er. Zu jener Zeit war ich bereits Abteilungsleiter einer japanischen Gesellschaft für Finanzversicherung geworden. Mein Meister war mit Freundlichkeit und Sorgfalt darauf bedacht, dass nicht irgendwelche Schwierigkeiten in meinem weltlichen Beruf für mich entstehen könnten.
Nach der Zeremonie, in der ich formal ein buddhistischer Mönch wurde, begann ich Zazen und Shobogenzo zu lehren u.a. auch bei der Eiheiji-Außenstelle in Tokyo. Weil die Vorträge am Mittwoch Nachmittag stattfanden, beendete ich meine Arbeit dann etwas früher als üblich und ging zum Tempel in meiner normalen westlichen Kleidung als Privatmann. Nachdem ich das Jackett ausgezogen hatte, trug ich die Kashaya über meinem weißen Hemd und hielt so die buddhistischen Dharma-Reden im Tempel. Einige buddhistische Mönche im Tempel waren damit jedoch überhaupt nicht einverstanden, weil sie es für völlig unangemessen hielten, dass ein buddhistischer Mönch eine Dharma-Rede hielt und die Kashaya über der westlichen Kleidung trug. Sie baten daher den Meister eindringlich, dass er die aus ihrer Sicht formal inkorrekte Kleidung im Tempel verbieten sollte. Meister Renpo Niwa sagte dazu aber: "Es ist nicht schlecht, weil er wie ein indischer Mönch aussieht". Daher konnte ich meine buddhistischen Dharma-Reden im Tempel fortsetzen, ohne den Stil meiner Kleidung ändern zu müssen.
Ich leitete von da ab am Ende des Sommers eine Sesshin im Tempel und dabei trug ich dann selbstverständlich die stilgerechte schwarze Kleidung eines buddhistischen Mönchs. Ich trug diese Kleidung auch immer in der buddhistischen Vereinigung der Tokyo-Universität und bei ähnlichen formalen Anlässen.
Dann fing ich an, eine Sesshin in Meister Renpo Niwas damaligem Tempel zu leiten, der die Bezeichnung Tokei-in hat. Dort führte ich sechsmal im Jahr eine Sesshin durch: einmal für Japaner, einmal für Ausländer in englischer Sprache und viermal für die Angestellten der Ida-Company.
Meister Renpo Niwa wurde in Shuzenji in der Shizuoka-Präfektur als dritter Sohn von Katoda Shioya im Februar 1905 geboren. Sein Vater war der Schulleiter mehrerer Schulen und hatte insgesamt zehn Söhne und Töchter. Seine Mutter Mura arbeitete hart in der Landwirtschaft, um ihre Familie nach besten Kräften zu unterstützen. Meister Niwa sagte mir, dass er ein kräftiger Junge war und Freude am Umgang mit Mädchen hatte. Als er aber den freundlichen und edlen Stil der buddhistischen Mönche beobachtete, die im Shuzenji-Tempel ein- und ausgingen, fasste er den Entschluss, selbst Mönch zu werden. Als er elf Jahre alt war, fragte er seine Familie, ob er Mönch werden dürfe und erhielt dazu die Erlaubnis. Es traf sich gut, dass
sein Onkel Meister Butsu-an Niwa der Meister von Tokei-in in der Stadt Shizuoka war. Meister Renpo Niwa ging von Tokei-in aus in die Primary-School. Weil er dann die Middle-School von Nirayama in der Nähe von Shuzensi wählte, pendelte er von Tokei-in dort hin. Dann kam er zur High-School in Shizuoka, so dass er wieder ganz zum Tempel Tokei-in zurückkehren konnte.
Als Meister Renpo Niwa zum Studium an die Universität ging, bat ihn Meister Butsu-an, das Rechtsstudium aufzunehmen. Meister Renpo Niwa hoffte jedoch sehr, Buddhismus an der Universität zu studieren und da er diesen Wunsch immer wieder vortrug, erlaubte ihm Meister Butsu-an schließlich, Buddhismus zu studieren. Ich vermute, dass es damals auch in der Soto-Linie des Buddhismus viele Rechtsprobleme gab und dass Meister Butsu-an daher auf diesem Gebiet einen guten Assistenten für sich selbst haben wollte. Wie ich hörte, gestattete Meister Butsu-an jedoch ohne große Umstände, dass Meister Renpo in die Fakultät der indischen Philosophie eintrat.
Er begann also sein Studium an der Tokyo Imperial University und während der ersten Sommerferien besuchte er für einen Monat offiziell das Hauptkloster Eihei-ji als buddhistischer Mönch. Nachdem er seinen Abschluss in der Tokyo-Universität bestanden hatte, wurde er formal der Leiter in Tokei-in, besuchte dann den Tempel Antaiji in Kyoto und wechselte an die Otani-Universität. Schließlich trat er dann in das Hauptkloster Eihei-ji ein. Anschließend wurde er Meister von Ichjoji und Ryu-un-in in Shizuoka und im November 1955 wurde er Nachfolger des Meisters vom Kloster Tokei-in. Dann wurde er im Jahr 1960 Meister der Außenstelle von Eihei-ji in Tokyo und schließlich von April 1985 bis September 1993 der 77. Abt von Eihei-ji.
Ich lernte als Mensch vom Abt Renpo Niwa außerordentlich viel für mein tägliches Leben. Er war ein sehr feiner und großzügiger Mensch und wurde niemals laut und emotional. Ich habe über ihn folgende Geschichte gehört: Eines Nachts verließen mehrere junge Mönche die Außenstelle von Eihei-ji in Tokyo, um alkoholische Getränke zu genießen. Sie blieben die ganze Nacht fort und kamen am Morgen nicht rechtzeitig zurück. Damals stand Meister Renpo Niwa sehr früh am Morgen auf und als die Mönche dann schließlich zurück kamen, stand er bereits am Eingang des Tempels. Als er sie kommen sah, sagte er: "Ich vermute, dass ihr sehr müde seid, weil ihr die ganze Nacht ohne Schlaf hart gearbeitet habt". Ohne ein weiteres Wort kehrte er dann ruhig in seinen Privatraum zurück. Wie ich hörte, beschämte dies die Mönche so sehr, dass sie von da an nie mehr spät am Abend das Kloster verließen, um Alkohol zu trinken.
Wenn ich ihn hin und wieder in seinem privaten Raum besuchte, lud er mich zu einer Tasse Grünen Tee ein, den er für sich selbst bereitet hatte. Damals konnte ich sehr viel Wissenswertes und positives Verhalten einfach dadurch lernen, dass ich ihn beobachtete, obgleich er oft nicht viel sagte. Nur durch sein Handeln zeigte er mir, was ich lernen konnte.
Als der 76. Abt Egyoku Hata in seinem Tempel sehr ernsthaft krank wurde, war ich gerade im Raum von Meister Renpo Niwa zu einem der gelegentlichen persönlichen Gespräche. Damals rief er gerade im dortigen Tempel an und fragte, ob er den Abt besuchen solle, um ihm wegen seiner Krankheit zu helfen. Die Antwort aus dem Tempel war jedoch, dass sich der Gesundheitszustand des Abtes bereits wesentlich verbessert habe und es daher nicht notwendig sei, sich Sorgen zu machen. Demgegenüber erklärte mir Meister Renpo Niwa, dass er ganz andere sehr genaue Informationen über den Abt Hata bekommen habe, dass sein Gesundheitszustand nämlich außerordentlich ernst sei. Dies hatte er direkt von jemandem erfahren, der im Raum des Abtes anwesend war. Meister Renpo Niwa war daher sehr beunruhigt. Als ich dies alles gehört hatte, wurde mir klar, dass niemand in seinem ganzen Leben in irgendeinem Augenblick wirklich lügen kann und die Wahrheit das Wichtigste überhaupt ist. Außerdem wurde mir ganz deutlich, dass jemand, der in der menschlichen Gesellschaft eine wichtige Aufgabe übernommen und Macht erhalten hat, sehr sorgfältig mit seinen Informationen und der Wahrheit umgehen muss.

5. Wichtige Veränderungen der Dogen-Sangha

a) Fortschritt der Informationstechnologie
Es ist nunmehr über ein Jahr vergangen, seit ich am 29. November 2005 den Dogen-Sangha-Blog eröffnet habe. Ich denke, dass sich seitdem sehr viel verändert hat, obgleich wir dies vielleicht gar nicht so klar bemerkt haben. Vorher kamen immer zehn oder mehr Mitglieder der Dogen-Sangha persönlich zusammen, praktizierten an geeigneten Orten Zazen und hörten die buddhistischen Dharma-Reden. Durch die Benutzung der hoch entwickelten weltweiten Informationstechnologien haben sich nun der Inhalt und die Breite der Aktivitäten der Dogen-Sangha ganz erheblich vergrößert.
Nunmehr können Menschen in der ganzen Welt per Internet diesen Blog benutzen, selbst wenn sie weit entfernt wohnen. Sie können genaue und klare Informationen von der Dogen-Sangha erhalten, indem sie die Texte an ihren Computern lesen. Da die Informationen in Schriftform übermittelt werden, können die Leser die buddhistische Lehre und Philosophie systematischer und in klarerer Form als früher erhalten. Außerdem können die verschiedensten Fragen der Leser per Internet übermitteln werden und die Antworten erscheinen direkt zu Hause an ihrem eigenen Computer. Dabei ist es völlig unerheblich, wo sie in der Welt leben, denn die Fragen und Antworten werden direkt durch das Internet in kurzer Zeit weltweit übermittelt. Wenn jemand zum Beispiel heute an einem weit entfernten abseits gelegenen Ort in Brasilien alleine wohnt, kann er trotzdem jeden Tag die Informationen der Dogen-Sangha erhalten.

b) Gedruckte Informationen
Außerdem ist es von großem Wert, dass die Informationen des Blog ausgedruckt werden können. Wenn die Lehren und Texte nur mündlich übermittelt werden, sind die Inhalte, Aussagen und Interpretationen meist nicht so genau und klar formuliert und werden daher auch nicht so genau verstanden. Wenn wir aber die buddhistischen Informationen auf der Grundlage des Blog übermitteln, kann die Bedeutung und Formulierung besonders klar herausgearbeitet werden. Dies gilt natürlich vor allem für die Theorie der buddhistischen Lehre, die auf diese Weise klarer und deutlicher gemacht werden kann. So ist die Übermittlung von buddhistischen Lehren wesentlich einfacher als früher. Selbstverständlich ist es sinnvoll, die grundlegenden und detaillierten Informationen der buddhistischen Lehre an die Leser und Interessierten in einer Richtung zu übermitteln, aber gleichzeitig hat sich durch die Verwendung der Informationstechnologien auch die wechselseitige Kommunikation in buddhistischen Gruppen durch E-Mail und Kommentare zum Blog ganz wesentlich verbessert.

c) Keine Begrenzung bei der Informationsmenge
Nunmehr ist es auch nicht erforderlich, den Umfang der Informationen mengenmäßig zu begrenzen, wenn hierfür keine inhaltliche Notwendigkeit besteht. Wir können uns also darüber freuen, dass wir die Freiheit haben, unsere Gedanken ohne mengenmäßige Einschränkungen zu formulieren, denn dies war früher nicht so einfach möglich. Bestimmte Grenzen ergeben sich lediglich in der jeweiligen Sprache und Kultur dadurch, dass wir in unserem bestimmten kulturellen Zusammenhang kommunizieren und uns dessen nicht immer bewusst sind. Dadurch entstehen auch menschliche und moralische Pflichten. Ich denke, dass wir als Menschen auf diese Weise hervorragende leistungsfähige Methoden für wichtige Informationsübermittlungen haben, die auf der modernen Informationstechnologie beruhen und ich hoffe sehr, dass alle Menschen im jetzigen Zeitalter diese leistungsfähige Kommunikationskultur sorgsam benutzen. In der Tat stehen wir durch diese fortschrittlichen Technologien am Anfang eines neuen leistungsfähigen Kulturzeitalters. Ich bin der festen Überzeugung, dass es für die Menschen von großer Bedeutung ist, diese Möglichkeiten für eine großartige neue Kultur zu benutzen. Wir schauen in der Tat auf dieses neue verheißungsvolle Zeitalter und es ist sehr wichtig, dass die Menschen die neuen Chancen sinnvoll und effektiv nutzen.

d) Persönliche Anmerkungen zur Dogen-Sangha
Das Erscheinungsbild der Dogen-Sangha soll nun aus meiner persönlichen Sicht kurz beschrieben werden.
Mitte Juni 2005 brach ich mir den zweiten Lendenwirbel und musste daher das Zentrum der Dogen-Sangha in Ichikawa schließen. Ich zog in ein Appartement , das in Takashimadaira im Nordwesten von Tokyo liegt. Meine Frau ist vor über zwei Jahren gestorben, so dass ich in meinem Appartement alleine lebe. Ich setze hier mein buddhistisches Leben fort und praktiziere zweimal an jedem Tag Zazen. Obgleich ich hier allein lebe, führe ich also wie bisher das Leben der Dogen-Sangha fort. Verheiratete Paare, die jeden Tag zusammen Zazen praktizieren, können auf der ganzen Welt an der Wirklichkeit der Dogen-Sangha teilnehmen. Wenn auch die Kinder angefangen haben, zusammen mit ihren Eltern Zazen zu praktizieren, gehört so die ganze Familie zur Dogen-Sangha.
Wegen der hoch entwickelten Informationstechnologien haben sich die Grundlagen für die Dogen-Sangha also erheblich geändert und damit ergeben sich auch große Veränderungen für die Dogen-Sangha selbst. Man kann dies ohne Übertreibung als einen historischen Wandel bezeichnen. Wir können heute überhaupt noch nicht absehen, wohin uns diese Entwicklung führen wird.

6. Das persönliche Leben von Nishijima

Nachdem ich den zweiten Lendenwirbel gebrochen hatte, schloss ich wie gesagt das Zentrum der Dogen-Sangha in Ichikawa und zog nach Takashimadaira im Nordwesten von Tokyo. Ich beendete alle meine bisherigen externen Aufgaben und fing an, ein vollständig privates Leben zu führen. Aber ich lebe immer noch in der Dogen-Sangha und möchte meinen Tagesablauf kurz beschreiben.

a) Morgendliches Aufstehen: Gegenwärtig entscheide ich nicht am Tag zuvor, wann ich am Morgen aufstehen will. Da ich früher als sonst Schlafen gehe, stehe ich zum Beispiel manchmal um vier oder fünf am Morgen auf, aber manchmal schlafe ich bis sieben Uhr, weil ich später zu Bett gegangen bin.

b) Massage: Da ich älter geworden bin, wird meine Haut leichter trocken und hart als früher, so dass ich einige Bereiche meines Körpers mit Olivenöl massiere, wenn dies notwendig ist. Währenddessen höre ich ein Band oder eine CD, um eine fremde Sprache zu erlernen.

c) Gesicht waschen: Bevor ich mir das Gesicht wasche, rasiere ich mich jeden Morgen mit einem elektrischen Rasierer. Meister Dogen beschreibt sehr genau im Shobogenzo, was man beachten sollte, wenn man das Gesicht wäscht. Ich versuche dem genau zu folgen, wobei wir heute angenehme Hilfsmittel wie Zahnbürste usw. haben. Ich glaube daher, dass Meister Dogen, wenn er in der heutigen Zeit leben würde, glücklich darüber wäre, auch diese angenehmen Dinge zu verwenden.

d) Erlernen einer fremden Sprache: Nachdem ich nach Takashimadaira umgezogen bin, habe ich wesentlich weniger direkte Kommunikation mit anderen Menschen als früher und daher ist es mir wichtig, trotzdem in meinem Alltag der menschlichen Stimme zuzuhören. Daher hat sich auf natürliche Weise das Erlernen einer fremden Sprache eingestellt; ich bearbeite gegenwärtig den Anfängerkurs in Französisch "Lehre dich selbst", indem ich morgens jeweils zwei Seiten pro Tag durchgehe. In Anbetracht meines Alters wird es mir kaum gelingen, eine neue Fremdsprache fließend zu sprechen, aber das Lernen selbst gefällt mir. Jetzt strenge ich mich wie gesagt mit Französisch an.

e) Gymnastik: Als ich früher Sport getrieben habe, machte ich regelmäßig eine bestimmte Gymnastik und dies habe ich bis auf den heutigen Tag beibehalten. Es ist eine übliche westliche rhythmische Gymnastik, die sich u. A. zur Heilung meines gebrochenen Lendenwirbels bewährt hat.

f) Zazen: Bevor ich mit der Zazenpraxis beginne, lege ich die zusammengefaltete Kashaya auf meinen Kopf und rezitiere den Vers zu Ehren der Kashaya. Im Shobogenzo wird gelehrt, dass man mit ganzem Herzen lautlos rezitieren soll, aber nachdem ich meine Dharma-Reden und Seminare beendet habe, rede ich viel weniger als früher und daher rezitiere ich laut.
Auf Japanisch lautet das Gedicht wie folgt:
Daisai Gedatsu-fuku Muso-fukuden-e Hibu Nyorai-kyo Kodo Shushujo.
In Deutsch bedeutet dies etwa: „Wie großartig ist die Kleidung der Befreiung! Der Bereich des Glücks ohne eine begrenzte Form. Jetzt möchte ich sie als Gautama Buddhas Lehre tragen und ich will alle Lebewesen überall retten.“
Gautama Buddhas Lehre besteht nicht nur aus Gedanken oder einem besonderen, eventuell vielleicht sogar künstlichen Gesichtsausdruck, sondern ist das wirkliche Handeln in unserem täglichen Leben. Wenn wir die Lehren tatsächlich im Handeln umsetzen, können wir sie verwirklichen, aber wenn wir sie nicht tatsächlich praktizieren, gibt es für uns überhaupt keinen Buddhismus.
Die wichtige Praxis des Zazen habe ich bereits in diesem Blog beschrieben, so dass ich dies hier nicht wiederholen möchte. Bei mir hat die Zazenpraxis vermutlich wesentlich dazu beigetragen, dass mein gebrochener Lendenwirbel wieder gut geheilt ist.

g) Test des Blutzuckers: Um bei mir eine erhöhte Konzentration des Blutzuckers zu vermeiden, messe ich diesen jeden Morgen vor dem Frühstück und richte meine Nahrung entsprechend ein.

h) Frühstück: Ich kaufe gekeimten braunen Reis und koche ihn mit einem elektrischen Reiskocher. Die Beilagen zum Reis kaufe ich in einem nahe gelegenen Supermarkt und schneide mir frisches Gemüse dazu. Bevor ich mit der Mahlzeit beginne, rezitiere ich die fünf Reflexionen zum Essen laut:

Hitotsuniwa ko no tasho wo hakari, kano raisho o hakaru
Mitsuniha shin o fusegi toga o hanaruru koto ha, ton to o shu tosu
Yotsuniha masani ryoyaku o koto to suru wa, gyoko o ryo zen ga tame nari
Itsutsuniha jodo no tame no yue ni, ima kono jiki o uku


Wenn ich an den Umfang meiner eigenen Anstrengungen denke, wird mir klar, dass ganz große Leistungen erbracht wurden, um dieses Mahl vor mir herzustellen und vorzubereiten.
Ich denke an die Tatsache, dass mein moralisches Verhalten vollständig unzureichend ist, während ich das Mahl esse.
Indem wir geistige Verzagtheit vermeiden und keine Fehler begehen, schaffen wir die Voraussetzungen, uns selbst vor Gier, Hass und Verblendung zu bewahren.
Der Grund, warum ich die Nahrung als gute Medizin esse, liegt darin, dass ich mich vor körperlicher Schwachheit bewahren möchte.
Weil ich die buddhistische Wahrheit genau vollende, empfange ich jetzt dieses Mahl.

i) Input für den Blog: Nachdem ich die Zeitung gelesen habe, schreibe ich meine Texte zunächst in den japanischen und dann in den englischen Blog.Die Internetadresse der Blogs lautet wie folgt: http://Gudoblog-e.blogspot.com und japanisch: http://gudoblog-j.blogspot.com sowie deutsch http://Gudoblog-d.blogspot.com.

j) E-Mails: Ich empfange und verschicke E-Mails.

k) Spaziergang: Um körperlich fit zu bleiben, mache ich jeden Tag einen Spaziergang von etwa 3 km.

l) Abendessen: Um gesund zu bleiben, esse ich zwei Mahlzeiten am Tag, wobei das Abendessen etwa dasselbe ist, wie das Frühstück.

m) Studium von Büchern: Nachdem ich die Zeitung gelesen haben lese ich die für mich wichtigen Bücher, so weit die Zeit dafür vorhanden ist.

n) Bad nehmen: Jede Woche montags und donnerstags habe ich eine Hilfe, um die Räume zu säubern, die Kleidung, und das Geschirr zu waschen und ein Bad vorzubereiten. Daher nehme ich dann ein japanisches Wannenbad.

o) Schlafen: Je nach den Arbeiten am Tag gehe ich zwischen 9.00 und 11.30 abends schlafen.

7. Es gibt nur eine Wahrheit, die Verlässlichkeit der buddhistischen Lehre

Wenn ich mir den Grund überlege, warum ich mit dem Dogen-Sangha-Blog angefangen habe, hängt das wesentlich damit zusammen, dass es nur einen einzigen Buddhismus gibt. Wenn wir uns fragen, ob viele verschiedene Wahrheiten in dieser Welt existieren, wird es uns kaum befriedigen, dass es z. B. drei oder vier ganz verschiedene und ggf. widersprüchliche Wahrheiten geben soll. Schon wenn es nur zwei gäbe, könnten wir doch niemals von "der Wahrheit" sprechen. Wir müssen wirklich davon ausgehen, dass es nur eine einzige Wahrheit gibt. Aber wie sieht sie aus und wie können wir sie finden?
Ich denke, dass wir Menschen es mindestens seit einigen tausend Jahren seltsamerweise fast resigniert aufgegeben haben, diese eine wirkliche Wahrheit zu finden. Wir haben zwar glücklicherweise sowohl die ausgezeichnete Fähigkeit des abstrakten Denkens als auch die sehr gute Sinneswahrnehmung, aber das hat dazu beigetragen, dass unsere Philosophie leider in diese beiden Bereiche gespalten ist, nämlich den Idealismus und Materialismus. Diese beiden Philosophien haben jeweils eine völlig andere Grundlage, so dass die Menschen, die an den Idealismus glauben, dem Materialismus misstrauen und umgekehrt glauben Materialisten niemals an den Idealismus. Selbstverständlich hat der einzelne Mensch meist kaum ein sehr klares Bewusstsein, welcher Philosophierichtung und Weltanschauung er nun angehört. Aber das Grundprinzip der Spaltung in Idealismus und Materialismus besteht mindestens seit einigen tausend Jahren. Es hat die Gesellschaft tief in zwei unversöhnliche Gruppen gespalten, und daher gab es seit langer Zeit heftige Kämpfe zwischen ihnen. Aus diesem Grund können die Menschen nur schwer annehmen, dass es eine einzige Wahrheit gibt und sie haben aufgehört, überhaupt an diese eine Wahrheit zu glauben und nach ihr zu streben.

a) Die Lehren Gautama Buddhas
Es war jedoch ein ganz großartiges Ereignis, dass es in der menschlichen Geschichte ein Genie gab, der die Unmöglichkeit erkannte, die Wahrheit zu erlangen, ohne dass wir diese zwei bisherigen Grundtypen der Philosophie des Idealismus und Materialismus überwinden. Dieses Genie war Gautama Buddha. Zu seiner Zeit war seine Lehre allerdings für die meisten Menschen zu schwierig, so dass nur sehr wenige gab, die sie überhaupt verstanden haben; vielleicht gab es nur einen Menschen in 500 Jahren.
Es ist aber ein sehr glücklicher Umstand, dass seine Lehre in neuester Zeit den hoch entwickelten westlichen Kulturen begegnet ist, so dass der Anfang gemacht wurde, den Buddhismus auf der Grundlage der westlichen logischen Philosophie zu verstehen. Eine solche Interpretation des Buddhismus ermöglicht es m.E. in der ganzen Welt, ein sehr klares und verständliches neues Lehrsystem von großer Tragweite zu entwickeln. Obgleich viele Menschen dies noch nicht so sehen, bin ich der festen Überzeugung, dass seitdem der Philosoph Soeren Kierkegaard in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Lehre des Existenzialismus entwickelt hat, die westlichen Kulturen in ein neues Zeitalter des Realismus eingetreten sind. Wenn nunmehr die westlichen Menschen in das Zeitalter der wahren Wirklichkeit eintreten, ist es methodisch außerordentlich sinnvoll, dass wir die vier in diesem Blog bereits dargelegten Lebensphilosophien verwenden, die von Gautama Buddha und einigen der ganz großen Meister entwickelt wurden.
Diese lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Die Lebensphilosophien: 1) des Leidens (Idealismus), 2) der Ansammlung (Materialismus), 3) der Selbststeuerung (Lehre des Handelns) und 4) die wahre Wirklichkeit selbst (Lehre der Moral).
Die ersten beiden Philosophien, nämlich Idealismus und Materialismus, beherrschen gegenwärtig noch das westliche Denken. Die buddhistische Lehre besteht aber darauf, dass diese beiden intellektuellen Philosophien nicht ausreichend sind, sondern der Buddhismus sagt in aller Deutlichkeit, dass eine wirklichkeitsnahe Lebensphilosophie nur dadurch entsteht, wenn wir die rein theoretischen Lehren verlassen und in die volle Wirklichkeit selbst eintreten. An diesem Punkt sollten wir den grundsätzlichen Unterschied von gedanklicher theoretischer Ebene und der Wirklichkeit selbst erkennen. Um das zu realisieren, benutzen wir im Buddhismus die Praxis des Zazen: Dabei wird der Bereich des Verstandes und Intellektes nicht abgelehnt, sondern überschritten, und der Bereich der wahren Wirklichkeit öffnet sich dann auf natürliche Weise. Durch die Zazenpraxis können wir unser vegetatives Nervensystem ins Gleichgewicht bringen. Dieses besteht aus den beiden gekoppelten Systemen, die sympathisches und parasympathisches System genannt werden. Die beiden Systeme arbeiten gegenläufig, so dass ein ausgeglichener Zustand nur möglich ist, wenn beide Systeme im Gleichgewicht sind. Wenn das sympathische Nervensystem stärker ist, neigen wir dazu, übertrieben idealistisch, also unrealistisch, zu theoretisch und zu spirituell zu sein. Wir verlieren uns dann leicht in idealen Träumen. Wenn das parasympathische System dagegen stärker ist, neigen wir dazu, materialistisch und auf Genuss orientiert zu sein. Im Gleichgewicht beider Systeme befinden wir uns sozusagen bei Null, so dass Plus und Minus ausgeglichen sind, wir können das auch als den Mittleren Weg bezeichnen. Das bedeutet, dass der einseitige Idealismus genau so wie der einseitige Materialismus überwunden wird und verschwindet. Dann machen wir die direkte Erfahrung, dass wir in der einen wahren Glück bringenden Wirklichkeit sitzen. Die zentrale Lehre des Buddhismus wird durch die Gesamtheit der vier Lebensphilosophien beschrieben, die also von ganz wesentlicher Bedeutung sind.
Der Grund, warum ich die Dogen-Sangha aufgebaut habe, liegt genau in diesem Punkt. Nachdem ich die Geschichte der menschlichen Gesellschaften gründlich studiert habe, empfinde ich außerordentlich stark die Notwendigkeit, den zutiefst widersprüchlichen Konflikt von Materialismus und Idealismus zu lösen und den weit tragenden und wie ich glaube außerordentlich wichtigen Grundsatz des Realismus zu leben und zu verbreiten. Der Buddhismus gibt keine Problemlösung, die allein auf einer wie auch immer gearteten abstrakten Theorie beruht, sondern die buddhistische Lösung der großen historischen Probleme der Menschen und der ganzen Menschheit schließt vor allem die praktische Methode des Zazen ein. Auf diese Weise können wir die wirkliche Gesamtsituation der Menschheit direkt erfahren, dass wir nämlich in der wirklichen Welt leben, und wir können durch die große Wahrheit der vier Lebensphilosophien ein glückliches und zufriedenes Leben führen. Ich erwarte daher, dass wir Menschen in das Zeitalter des Realismus eintreten und die Praxis des Zazen dabei die wesentliche Grundlage ist.

b) Reinheit der Lehre
Es war mein einziges und großes Ziel, für das ich die Dogen-Sangha aufgebaut habe, die wahre buddhistische Theorie genau so wie sie ist zu bewahren und an die nächsten Generationen weiter zu geben. Als ich 16 Jahre alt war habe ich begonnen, Buddhismus zu studieren und widmete fast mein ganzes Leben diesem Studium und dieser Praxis. Es ist ein außerordentlich glücklicher Umstand, dass ich dem großen Meister Kodo Sawaki 1940 begegnet bin und angefangen habe, Zazen zu praktizieren. Danach habe ich mich dem Studium der Werke von Meister Dogen, insbesondere der " Schatzkammer des wahren Dharma-Auges" (Shobogenzo), mit ganzer Kraft hingegeben und nachdem ich diese verstanden hatte, hielt ich viele Vorträge und leitete viele Seminare an den verschiedensten Orten in Japan einschließlich des Haupttempels der Soto-Linie Eihei-ji. Außerdem lehrte ich Buddhismus auch immer wieder außerhalb Japans. Ich habe diverse buddhistische Bücher in Japanisch und Englisch verfasst. Unter anderem sind die Übersetzungen mehrerer Bücher, insbesondere von Meister Dogen, auch in deutscher Sprache, herausgekommen.
Ich wurde ein buddhistischer Mönch in der Soto-Übertragungslinie unter Meister Renpo Niwa, der später der Abt des Eihei-ji Tempels wurde. Danach studierte ich den "Gesang des grundlegenden Mittleren Weges" (Mulamadhymaka-Karika, MMK) von Meister Nagarjuna in der authentischen Originalfassung in Sanskrit und war überrascht, als ich herausfand, dass die Lehre von Meister Nagarjuna überhaupt nicht vage und vor allem nicht nihilistisch ist, wie häufig behauptet wird, sondern dass sie ganz genau mit dem Buddhismus von Meister Dogen übereinstimmt. Beide lehnen den einseitigen Idealismus und Materialismus als nicht realitätsbezogen ab und vertreten mit Nachdruck, dass der Buddhismus eine umfassende Lehre der Wirklichkeit ist, welche die wirkliche Existenz dieser Welt immer wieder klar betont. Wir können daher annehmen, dass die Menschheit dabei ist, das Zeitalter zu verlassen, in dem wir zwischen dem wirklichkeitsfremden Idealismus und Materialismus hin- und hergetaumelt sind und dass wir in ein großartiges und strahlendes Zeitalter der Wirklichkeit und des Realismus eintreten.
Ich vermute, dass viele ausgezeichnete und empfindsame Menschen über mich lachen und mich nicht ganz ernst nehmen, wenn sie von meinem optimistischen Glauben lesen, weil sie diese optimistischen Ideen mit dem legendären spanischen Don Quixote vergleichen, der vergeblich gegen die Windmühlen kämpfte. Bevor ich die wahre Bedeutung des Buddhismus erkannt hatte, bestanden bei mir große Zweifel, ob wir Menschen überhaupt die Fähigkeit haben, die höchste Wahrheit zu erreichen. Aber nachdem ich dem Buddhismus begegnet bin, erkannte ich in aller Klarheit die Reinheit und Kraft dieser höchsten Lebensphilosophie auf der Erde, die auf der reinen Wahrheit beruht. Ich glaube nun fest daran, dass es durchaus möglich ist, dass die Menschheit eine neue Welt des Realismus aufbaut.

c) Meine hohe Wertschätzung der westlichen Kultur
Ich habe eine starke und unverbrüchliche Wertschätzung für die westliche Kultur. Es wird gesagt, dass die ältesten Kulturen der Menschheit in Mesopotamien, Äthiopien, Ägypten, Indien usw. entstanden sind und dass diese alten Kulturen dann langsam in den nahen Osten und in die Mitte Europas gewandert sind. Danach hat diese Bewegung die Insel Kreta erreicht und ist nach Griechenland gekommen.
Im alten Griechenland gab es eine hervorragende Kultur und man kann ohne Übertreibung sagen, dass die meisten Kulturen und Zivilisationen der heutigen Welt im alten Griechenland ihren Ursprung haben. Die alte griechische Kultur wanderte dann nach Rom und die römischen Menschen hatten hervorragende Fähigkeiten im militärischen und organisatorischen Bereich sowie im Rechtssystem, so dass sich das römische Reich fast über ganz Europa erstreckte und sich die griechisch-römische Kultur ebenfalls in Europa ausbreitete.
Gegen Ende des römischen Reiches wurde das Christentum zur allgemeinen Religion in Europa und dies war eine geeignete Grundlage der Entwicklung, die sich ökonomisch im Mittelalter behauptete. Allerdings muss auch gesagt werden, dass sie eine sehr geringe Produktivität hatte, weil sie fast ausschließlich auf der Landwirtschaft beruhte. Mit dem Aufblühen des Handels und des Schiffsverkehrs zwischen West und Ost wurde die europäische Wirtschaft dann gewaltig angekurbelt, so dass sich die ökonomischen Aktivitäten schnell weiter entwickeln konnten. Vorangetrieben durch solche starken wirtschaftlichen Kräfte begann das Zeitalter der Renaissance. Danach bildete sich der Protestantismus heraus und die modernen Naturwissenschaften entwickelten sich mit erheblicher Dynamik, so dass die europäische Kultur und Zivilisation schnell in das Zeitalter des Kapitalismus eintrat. Die Führerschaft in Europa wanderte von Spanien nach Frankreich, von Frankreich nach England und von England nach USA.
Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg standen wir wegen der tief greifenden Konflikte zwischen USA und UDSSR kurz vor dem Beginn eines dritten Weltkriegs. Aber glücklicherweise waren die Menschen nicht so töricht, einen solchen Krieg zu beginnen. Als ich die außerordentlich ernste Konfrontation zwischen UDSSR und USA beobachtete, fürchtete ich, dass die Menschheit kaum in der Lage sei, den dritten Weltkrieg zu vermeiden. Noch heute empfinde ich eine große Dankbarkeit und habe tiefe Gefühle des Glücks, dass die UDSSR und USA die Entwicklung zu einem dritten furchtbaren Weltkrieg stoppen konnten. Ich war überaus glücklich, dass die Menschen nicht so dumm waren, weite Gebiete der Erde zu verwüsten und unbewohnbar zu machen, indem sie ohne Sinn und Verstand die vorhandenen Kernwaffen einsetzten.
Ich habe insgesamt eine große Wertschätzung für die europäisch-amerikanische Kultur, und ich denke, dass eine so großartige und hervorragende Kultur mehr und mehr die zentrale Entwicklung der Erde bestimmen wird. Ich glaube auf keinen Fall, dass die europäisch-amerikanische Kultur durch den Buddhismus verdrängt wird, aber ich bin der festen Überzeugung, dass der Westen den Buddhismus wirklich nutzen wird, um die andauernden Widersprüche und tiefen Gräben zwischen Idealismus und Materialismus zu überwinden. Dann wird diese ausgezeichnete europäisch-amerikanische Kulturströmung in ein neues Zeitalter des strahlenden Realismus und der wahren Wirklichkeit eintreten.

d) Der Wert der vier Lebensphilosophien
Der Buddhismus hat eine besondere logische Methode entwickelt, der die unversöhnliche Weltanschauung des Idealismus und Materialismus mit der großartigen Einheit des Realismus verbinden kann. Durch diesen Wandel kann die europäisch-amerikanische Kulturströmung natürlich und logisch in den Realismus einmünden. Die buddhistische Logik besteht aus den vier Lebensphilosophien, die eine ausgesprochen klare und verlässliche Gesamt-Theorie bereitstellen. Diese vier Lebensphilosophien sind also eine feste Brücke der Verbindung zwischen den bisher widersprüchlichen europäischen Philosophien und dem buddhistischen Realismus und benutzen die konkrete Übung des Zazen.
Wie bereits erwähnt, würde die buddhistische Übungsmethode durch die moderne wissenschaftliche Forschung voll und ganz bestätigt. Insbesondere in neuerer Zeit haben amerikanische Psychiater, Psychologen und Physiologen vertiefte Forschungen über die Beziehung unserer geistigen und physischen Bedingungen durchgeführt und dabei die große Bedeutung des vegetativen Nervensystems erkannt. Ich schrieb im Jahre 1975 mein erstes buddhistisches Buch mit dem Titel "Buddhismus als die dritte Weltsicht" (Bukkyo Daisan no Sekaikan) und führte damals aus, dass das menschliche, geistige und körperliche Gleichgewicht genau mit dem Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems übereinstimmt. Ich schätze mich ausgesprochen glücklich, dass meine begründete Annahme von vor mehr als 30 Jahren nunmehr von vielen wissenschaftlichen Forschern bestätigt wird. In diesem Sinne denke ich, dass die buddhistische Theorie der Dogen-Sangha genau mit den Ergebnissen der neuesten wissenschaftlichen Forschung auf diesen Gebieten übereinstimmt. In Japanisch kann dies mit den Worten "ein Glas Wasser sollte vollkommen in ein anderes Glas gegossen werden"(Ittsu-Ki-Sha-sui) bezeichnet werden. Dieser buddhistische Ausdruck bedeutet, dass die Lehre eines buddhistischen Meisters ganz und ohne Abstriche wie ein Glas Wasser in das Glas des Schülers gegossen werden sollte. Eine solche Regel sollte auch in der Dogen-Sangha gelten, indem jeder Schüler die Lehren des Meisters unverfälscht studiert.