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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Wenn die Beine und Füße einschlafen

Hello,

ich habe eine ganz einfache Frage: Wenn ich Zazen praktiziere schlafen mir die Beine und Füße ein. Sie werden vollkommen taub. Ich bin beunruhigt, ob das gut oder schlecht ist.
Ich kann mein Blut mit Gewalt in die Beine pressen und manchmal verhindert das die Taubheit, aber diese gewaltsame Anstrengung scheint eben so schlecht zu sein, als wenn die Beine einschlafen. Ich sitze jetzt normaler Weise 30 Minuten, aber mich irritiert das Ganze und ich beende dann die Meditation. Ich möchte länger sitzen. Was soll ich tun?

Vielen Dank
Matthew.


Lieber Matthew San,

recht herzlichen Dank für Ihre Frage. Meine Antwort lautet wie folgt:
Wenn wir zu Anfang mit der Zazen-Praxis beginnen, bekommt fast jeder gefühllose und taube Beine und Füße.
In diesem Fall ist es besser, die gekreuzten Beine von rechts nach links zu wechseln, also umzusetzen, wenn dies notwendig ist.
Durch die Praxis des Zazen werden sich unsere Beine und Füße daran gewöhnen. Dann werden sich diese Probleme Tag für Tag verringern und schließlich auflösen.

Gudo Wafu Nishijima

Donnerstag, 6. Dezember 2007

8. Sich niederwerfen und das Mark erlangen (Raihai-tokuzui).
[169]
1. Wenn ihr das höchste vollkommene Erwachen (anuttara-samyak-sambodhi) übt, ist es das Schwierigste, einen Lehrer zu finden, der euch auf dem Weg führt. Obwohl dieser Lehrer jenseits der Gestalt eines Mannes oder einer Frau ist, muss er sich selbst meistern und steuern und auch ein Mensch sein, der das Unfassbare ist. Ein solcher Mensch gehört nicht zur Vergangenheit oder Gegenwart, sondern er ist ein guter Lehrer, der den Geist eines wilden Fuchses hat.

Grundprinzip: Wenn ihr Zazen praktiziert, um die höchste Wahrheit zu erlangen, mag es das aller Wichtigste sein, einen ausgezeichneten Lehrer zu finden, der den wahren Buddhismus lehrt. Es ist unwichtig, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Der Meister muss stabil und im Gleichgewicht und ein wahrer Mensch sein, den man schwer mit Worten beschreiben kann. Er oder sie sollte nicht durch Umstände aus der Vergangenheit eingegrenzt sein, aber ein sehr angenehmer Leiter für die buddhistischen Schüler und eine Art von scharfem und wunderbaren Witz haben.

Wenn wir Buddhismus studieren wollen, ist es das aller Wichtigste, einen wirklich hervorragenden buddhistischen Meister zu finden. Dies kann niemals dadurch festgelegt werden, dass es ein Mann oder eine Frau ist. Es sollte sich unbedingt um einen Menschen handeln, der immer im Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems lebt und es muss ein starker und stabiler Mensch sein. Gleichzeitig sollte die Meisterin oder der Meister ein wirklich wahrer humanistischer Mensch sein, und es mag wohl schwierig sein, eine solche Persönlichkeit einfach einzustufen oder einzuschätzen. Wichtig ist auch, dass Einflüsse aus der Vergangenheit keine große Rolle spielen und nicht zu Einschränkungen führen. Sie oder er sollten die Schülerinnen und Schüler gründlich und mit Einfühlungsvermögen leiten.

[170]
2. Auf diese Weise sollten wir lernen, (achtsam wie) auf Zehenspitzen zu gehen und das Feuer auf unserem Kopf zu löschen. Wenn wir uns so verhalten, werden wir nicht durch beleidigende Dämonen verletzt. Der Vorfahre im Dharma, der sich den Arm abtrennte und das Mark erlangte, ist niemals ein anderer (als wir) und der Meister, der frei von Körper- und –Geist wird, ist schon so wie wir selbst.

Grundprinzip: Daher sollten wir Gautama Buddhas ehrlichen Anstrengungen folgen, der auf Zehenspitzen (also achtsam und vorsichtig) in seinem täglichen Leben ging, und wir sollten so aufrichtig und offen sein, als wenn wir in einer sehr gefährlichen Lage sind, als ob unser eigenes Haar brennt. Wenn wir uns so ehrlich verhalten, mag es für uns unmöglich sein, dass wir in eine üble Situation kommen und von beleidigenden Dämonen verletzt werden. Der Vorfahre Meister Taiso Eka, der seinen Arm abtrennte, um seine Aufrichtigkeit und Entschlossenheit zu zeigen, dass er nach der Wahrheit strebt, ist niemals ein anderer als ich oder Meister Dogen, diese haben ihre Sorge und ihre Fixierung auf Körper und Geist über Bord geworfen, weil sie im Gleichgewichts des vegetativen Nervensystems waren, und sie haben sich daher niemals von uns unterschieden.

Indem wir nach der Wahrheit streben, und zwar so ausdauernd und sorgsam wie Gautama Buddha, Meister Taiso Eka und Meister Dogen usw., können wir genauso ein Mensch werden wie diese Meister.

3. Da dies so ist, sollten wir hoffen, dass auch die Bäume und Steine uns lehren mögen und wir sollten hoffen, dass auch Felder und Dörfer zu uns reden und uns lehren sollten. Wir sollten die außen stehenden Pfeiler (des Tempels) fragen und wir sollten auch die Zäune und Mauern untersuchen.

Grundprinzip: In diesem Zusammenhang sollten wir erwarten, dass uns auch die Bäume und Steine die Wahrheit von Gautama Buddha lehren und auch Felder und Dörfer uns seine Lehren vortragen mögen. Wir sollten die Pfeiler, die außen an den Tempeln stehen, befragen und wir sollten die buddhistische Wahrheit auch in Zäunen und Mauern suchen.

Die wirkliche Welt oder das Universum ist selbst genau die Wahrheit und daher lehren die Bäume und Steine immer die Wahrheit des Universums und auch die Felder und Dörfer tragen uns immer die wirkliche Situation der Welt vor. Wir sollten die Pfeiler, die außerhalb stehen, fragen, was das Universum ist und wir sollten den Zäunen und Mauern zuhören, was die Welt wirklich ist.
[176]
4. Vor langer Zeit erweckte in der Tang-Dynastie der große Meister Shinsai Joshu den Geist und machte sich als Wanderer auf den Weg. In einer (bekannten) Geschichte sagt er: "Ich werden jeden fragen, der mehr weiß als ich, also auch ein Kind von sieben Jahren und ich werde jeden lehren, der weniger weiß als ich, also auch einen Menschen von hundert Jahren."

Grundprinzip: Meister Joshi Jushin, der in der Tangdynastie großer Meister Shinsai von Joshu genannt wurde, sagte, als er den Willen erweckte nach der Wahrheit zu streben: "Auch wenn ein Mensch, der bei der Wahrheit angekommen ist, nur sieben Jahre alt ist, möchte ich ihn oder sie bitten, mich ohne Zögern die buddhistische Wahrheit zu lehren, wenn er oder sie beim Studium des Buddhismus fähiger ist als ich. Ich würde auch jemanden die buddhistische Wahrheit lehren, wenn er oder sie hundert Jahre alt ist, wenn er oder sie beim Studium des Buddhismus noch nicht so weit ist wie ich."

Es hat keine Bedeutung, ob ein Mensch alt ist oder nicht, wenn er tatsächlich die Wahrheit erlangt hat. Daher hatte Meister Joshu entschieden, dass er bei einem Menschen, der bei der Wahrheit angekommen war, unbedingt den Buddhismus erlernen würde, auch wenn dieser erst sieben Jahre alt war und er so unter einem sehr jungen Menschen lernen würde. Meister Joshu wollte auch einem Menschen, der bereits einhundert Jahre alt war, ohne Zögern den Buddhismus lehren, wenn er oder sie die buddhistische Wahrheit nicht erlangt hatte. Wir können daher sagen, dass es nicht von großem Wert ist, ob wir jung oder alt sind, dass es aber von größter Wichtigkeit in unserem menschlichen Leben ist, ob wir die buddhistische Wahrheit erlangt haben oder nicht.
[178]
5. Die Niederwerfung vom Zen-Meister Shikan und das Streben nach dem Dharma unter der Nonne Matsuzan Ryonen sind ausgezeichnete Beispiele für einen entschlossenen Geist und die Reinheit, die von den Schülern späterer Zeiten nachgeahmt werden sollten. Wir können sagen, dass er alle Hindernisse aufgebrochen hat, große und kleine.

Grundprinzip: Obgleich Meister Kankei Shikan ein erwachsener Mönch war, wurde er Schüler der Nonne Matsuzan Ryonen. Dies verdeutlicht, dass diese Nonne ganz ausgezeichnet im Studium des Buddhismus war und dass der Wille zur Wahrheit bei Meister Kankei Shikan außerordentlich stark war. Wir können daher sagen, dass die Beispiele von Meister Kankei Shikan und Matsuzan Ryonen hervorragend sind wegen ihrer Einheit und Klarheit und wir sollten dies außerordentlich hoch schätzen.

Es ist überhaupt nicht von Bedeutung, ob wir Mann oder Frau und ob wir alt oder jung sind. Aber es ist für die Menschen eine außerordentlich wichtige Tatsache, ob sie bei der höchsten Wahrheit angekommen sind oder nicht.
[180]
6. Daher sollte auch heute ein bestimmter Mönch gefragt werden, der den Dharma erlangt hat, wenn die Stelle eines Meisters oder eines Meister-Assistenten frei ist, ob er diese Aufgabe übernimmt. Es gilt auch, wenn ein Mönch alt an Jahren und Erfahrung ist, folgendes: Welche Bedeutung hat dies alles, wenn er den Dharma wirklich erlangt hat? Der Leiter der Mönche muss immer auf seinen klaren Augen aufbauen (können).

Grundprinzip: Auch heute sollte eine Nonne, die den Dharma erlangt hat, gefragt werden, ob sie die Stelle eines Meisters oder eines Meister-Assistenten, die frei ist, übernehmen will. Selbst wenn ein Mönch im fortgeschrittenen Alter ist und entsprechende Erfahrungen hat, ist es nicht angemessen für ihn, dass er als möglicher Nachfolger eine wertvolle Position im Tempel einnimmt, wenn er den Dharma nicht erlangt hat. Es ist für einen Leiter eines Tempels immer notwendig, dass er in dem klaren Zustand (von Körper und Geist) angekommen ist und die Wahrheit erlangt hat.

In der sozialen Gesellschaft gibt es die übliche Neigung, dass Männer höher als Frauen eingeschätzt werden, aber in der buddhistischen Gesellschaft sollten sich Männer und Frauen an ihrer Gleichberechtigung im täglichen Leben erfreuen. Bei dieser Frage kann eine Frau manchmal die Stellung eines Tempel-Meisters übernehmen. Umgekehrt ist es in einer solchen Situation für einen Mann nicht immer angemessen, Meister des Tempels zu werden, selbst wenn er schon lange Mönch ist.

7. In Bezug auf das Erlangen der Wahrheit gilt, dass Männer und Frauen die Wahrheit erlangen, und wir sollten jeden einzelnen Menschen ganz hoch schätzen, der den Dharma erlangt hat. Diskutiert nicht über Männer und Frauen. Dies ist die (höchste und) feinste Dharma-Ebene des Buddhismus.

Grundprinzip: Das Erlangen der Wahrheit steht sowohl Männern als auch Frauen offen und daher sollten wir den bestimmten Menschen schätzen, der das Gesetz des Universums erlangt hat, ganz gleich, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Wir sollten überhaupt niemals darüber diskutieren, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Uns sollte klar sein, dass dieses Grundprinzip genau das höchste Kennzeichen des Buddhismus ist.

In der menschlichen Gesellschaft schätzen wir historisch gesehen Männer sehr viel mehr als Frauen. Aber eine solche Ungleichheit von Männer und Frauen hat ihre Ursache eher in den früher ökonomisch knappen Bedingungen der menschlichen Gesellschaft, und daher sollte diese (unsinnige) Situation schrittweise verbessert werden. Sie sollte sich auch an die jetzigen ökonomischen Bedingungen anpassen, die besser werden. In den buddhistischen Gruppen sollten wir sehr viel Sorgfalt darauf verwenden, um uns bei unseren Bemühungen an das jeweils Bessere anzupassen.
[187]
8. Wenn (ein Mensch) den Dharma praktiziert und von dem Buddha-Dharma redet, führt auch ein Mädchen von nur sieben Jahren als Lehrerin die vier Gruppen (Mönche, Nonnen, Männer und Frauen als Laien), sie ist die wohlwollende Mutter aller Lebewesen.

Grundprinzip: Wenn ein Mensch das Gesetz des Universums praktiziert und von Gautama Buddhas Lehren redet, ist auch ein Mädchen von sieben Jahren eine leitende Lehrerin für die vier Gruppen, nämlich Mönche, Nonnen sowie Männer und Frauen als Laien und sie ist die wohlwollende Mutter aller Lebewesen.

Ob es sich um einen alten oder jungen Menschen oder einen Mann oder eine Frau handelt, hat für uns keine Bedeutung, wenn er ein guter Lehrer von Gautamas Buddh-Dharma ist. Das Wichtigste ist ein guter buddhistischer Lehrer zu sein, der den Zuhörern die Lehre Gautama Buddhas sehr gut vortragen kann.
[188]
9. Ein anderes Beispiel: Seit den alten Zeiten sind Frauen in Japan und China (große) Kaiserinnen gewesen. Das ganze Land ist im Besitz einer solchen Kaiserin und alle Menschen werden ihre Bürgerinnen und Bürger. Die Wertschätzung bezieht sich dabei nicht auf ihre Person, sondern gilt der Stellung (und Aufgabe). In gleicher Weise wurde eine Nonne nicht als bestimmte Person geschätzt, sondern sie wurde nur dafür geachtet, dass sie die Wahrheit und den Dharma erlangt hatte.

Grundprinzip: In einem anderen Beispiel sind Frauen seit den alten Zeiten in Japan und China Kaiserinnen gewesen, und in diesem Fall gehörte das ganze Land der Kaiserin. Alle Menschen sind ihre Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Aber so etwas hat sich nicht als Wertschätzung für die individuelle Person ereignet, sondern ist die Achtung und Wertschätzung für ihre Stellung. In gleicher Weise wird im Falle einer Nonne nicht die individuelle Person geschätzt, sondern sie wird deshalb so außerordentlich anerkannt, weil sie die Wahrheit erlangt hat.

Die Achtung und Wertschätzung einer Nonne bezieht sich nicht auf sie als individuelle Person, sondern darauf, dass sie die Wahrheit erlangt hat. Wir sollten daher alle Nonnen hoch wegen der Erlangung der Wahrheit schätzen und nicht nur deswegen, weil sie überhaupt buddhistische Nonnen sind.
[192]
10. Weiterhin schauen heute außerordentlich törichte Menschen häufig auf die Frauen, weil diese Objekte ihrer sexuellen Begierden sind, ohne dass sie ihre Vorurteile bisher korrigiert haben. Schüler Buddhas sollen nicht so handeln. Wenn alles, was Gegenstand der sexuellen Gier werden kann, abgelehnt und gehasst wird, müssten dann nicht auch alle Männer gehasst werden? In Bezug auf die Ursachen und Bedingungen beschmutzt zu werden, kann sowohl ein Mann als auch eine Frau das Objekt sein. Es könnte weiterhin weder ein Mann noch eine Frau ein solches Objekt sein, sondern es könnten auch Träume, Fantasien und Blumen im Raum das Objekt sein.

Grundprinzip: In der heutigen Zeit schauen außerordentlich törichte Menschen auf die Frauen, ohne dass sie bisher ihre Vorurteile richtig gestellt haben, und sehen diese nur als Objekt sexueller Begierden an. Für uns als Schüler von Gautama Buddha gilt, dass wir niemals so töricht sein sollten.

Wenn alles verachtet wird, was Ursache und Bedingung dafür ist, beschmutzt zu werden, gilt folgendes: Sollten wir auch einen Mann hassen, weil die Möglichkeit besteht, dass er das Objekt sexueller Gier werden kann? Sowohl Männer als auch Frauen können in der Tat das Objekt sexueller Begierde werden. Darüber hinaus kann alles Mögliche das Objekt sexueller Gier werden, nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Träume oder Truggebilde und sogar Blumen im Himmel. Diese alle können unter Umständen zum Gegenstand der sexuellen Gier werden.
[194]
11. Im Allgemeinen sollten wir lernen ganz klar (die Wirklichkeit) zu verstehen, welchen Umständen wir auch immer begegnen. Wenn wir nur lernen Angst zu haben oder (vor den Umständen) zu fliehen, ist dies nur die Lehre und Praxis der Shravaka des kleinen Fahrzeugs.

Grundprinzip: Allgemein gesprochen gilt, dass es notwendig für uns ist, die Verhaltensweisen zu vervollkommnen, um die Umstände des Lebens positiv zu klären, insbesondere, wenn wir die Möglichkeit nutzen, dass wir die (wichtigen) Zusammenhänge genau betrachten können. Wenn wir nur die gewöhnlichen Verhaltensweisen haben, aus Furcht vor den Umständen zu fliehen, haben wir nur Lebensweise der Lehren und das Verhalten von Buddhisten, die zu den Hinaya-Shravaka gehören.

Wenn wir auf bestimmte Umstände treffen, ist es für uns nicht angemessen, nur einfach zu fliehen, weil wir Angst haben, sondern es ist für uns sehr wichtig, die wahre Situation und deren Umstände zu untersuchen, ohne davonzulaufen. Bei den Hinaya-Buddhisten, die Shravakas genannt werden, ist es üblich, Angst zu haben und vor bestimmten Umständen zu fliehen. Aber wir als Mahayana-Buddhisten sollten auf solche Umstände positiv reagieren, um die wirkliche Situation des Universums unmittelbar kennen zu lernen.
[198]
12. Welche Orden hat keine Nonnen, keine Frauen und hat nicht acht verschiedene Wesen? Wir sollten niemals hoffen, ein so genanntes Heiligtum zu besitzen, das in Bezug auf die Reinheit den buddhistischen Orden des Tathagatas Lebenszeit übertrifft, weil sie die Sphäre der himmlischen Dämonen ist. Es gibt keine Unterschiede in der Form des Dharma bei den (verschiedenen) buddhistischen Orden, nicht in dieser Welt oder in anderen Richtungen, nicht bei den tausend Buddhas der drei Zeiten. Wir sollten erkennen, dass (ein Orden) mit davon verschiedenen Merkmalen kein buddhistischer Orden ist.

Grundprinzip: Es gibt überhaupt keine (wirklich) buddhistische Organisation, die sich weigert, Nonnen zu haben und es gibt überhaupt keine buddhistische Organisation, die Frauen ablehnt. Gleichzeitig wird gesagt, dass ein buddhistischer Orden immer die acht Arten von wunderbaren Wesen hat. Daher ist es für uns völlig sinnlos, die Existenz von Frauen in buddhistischen Organisationen abzulehnen oder zu verleugnen. Wir sollten niemals die Existenz einer buddhistischen Organisation unterstellen, die höher ist als bei Gautama Buddha. Derartige Organisationen mögen nämlich solche von Dämonen sein. Die allgemeinen Regeln in buddhistischen Organisationen sind sicher im ganzen Universum vollständig gleich und sie können daher keine Unterschiede in dieser oder in einer anderen Welt aufweisen. Sie sind vollständig gleich in tausenden von buddhistischen Orden in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir sollten in aller Klarheit daran denken, dass eine Organisation, die eine andere Ordnung als im Buddhismus hat, niemals überhaupt ein buddhistischer Orden sein kann.

Aus diesem Grund sollten wir niemals behaupten, dass irgendeine buddhistische Organisation die ewige Regel des Buddhismus durch eine Nonne oder durch eine Frau verletzt.

Montag, 19. November 2007

Buddhismus und Vertrauen

Sehr geehrter Nishijima Roshi.

Fragen:
1.) Ist das Vertrauen, das aus der direkten Praxis/Erfahrung des Zazen entsteht, das einzige zuverlässige und tragfähige Objekt im Buddhismus?

2.) Ist es eine irrationale Annahme, wenn man zu einer Erfahrung Zuflucht nimmt und Vertrauen auf sie setzt, die außerhalb unserer eigenen Erfahrung/Praxis liegt (z. B. wenn einige Buddhisten bestimmte Annahmen über die Erfahrungen von Lehrern wie Buddha selbst oder anderen Lehrern machen, die für sie nicht experimentell sind sondern auf dem Glauben beruhen)

Mit besten Empfehlungen
Harry.

Nishijima Roshi:

Sehr geehrter Harry San,

meine Antwort lautet wie folgt:

1. Der verlässliche Bereich des Vertrauens im Buddhismus ist der Zustand von Körper und Geist, der verwirklicht wird, wenn das Vegetative Nervensystem (VNS), das aus den beiden Teilsystemen des Sympathischen (SNS) und Parasympathischen (PNS) Nervensystems besteht, im Gleichgewicht ist.

2. Es ist keine irrationale Annahme, Zuflucht zu nehmen.
Es ist keine irrationale Annnahme, Vertrauen in etwas zu legen.
Es ist keine Erfahrung, die außerhalb unserer eigenen Erfahrung/Praxis ist.
Aber:
Es ist der Zustand, zu dem wir Zuflucht nehmen können.
Es ist der Zustand, in den wir unser Vertrauen legen können.
Es ist genau unsere eigene Praxis/Erfahrung.
Es ist genau unser Sitzen.
Es ist genau so, dass wir das Rückgrat senkrecht und gesteckt halten.
Es ist genau unser Handeln.
Es ist genau das Gleichgewicht unseres vegetativen Nervensystems.

Sehr vielen Dank für Ihre Fragen

Gudo Wafu Nishijima

Mittwoch, 14. November 2007

7 . Waschen und Reinigen (Senjo)
[139]
1. Es gibt die Praxis und Erfahrung, welche die Buddhas und Vorfahren im Dharma behütet und bewahrt haben: Wir nennen sie Reinheit.

Grundprinzip: Es gibt buddhistisches Handeln, das die Einheit von Praxis und Erfahrung ist, die in der buddhistischen Überlieferung behütet und bewahrt wurde. Dies nennt man "nicht schmutzig“.
Buddhismus ist niemals allein Theorie und auch nicht Wahrnehmung, sondern ist das Handeln selbst. Deswegen ist der Buddhismus genau eine einfache wirkliche Tatsache im gegenwärtigen Augenblick und er erfordert grundsätzlich "keinen Schmutz haben".

[140]
2. Der sechste Vorfahre im Dharma (Meister Daikan Eno) fragte Zen-Meister Dai-e (Meister Nangaku Ejo) des Klosters Kannon auf dem Berg Nangaku-zan: "Stützt du dich auf die Praxis und Erfahrung oder nicht"? Meister Dai-e antwortete: "Es gibt die Praxis und es gibt die Erfahrung, aber wenn sie nicht rein sind, kann man (die Wahrheit) nicht verwirklichen“.
Der sechste Vorfahre im Dharma (Daikan Eno) sagte: "Gerade diese Reinheit ist es, welche die Buddhas immer bewahrt und beherzigt haben. Du bist auch so, ich bin so und die alten Meister in Indien waren eben so".


Grundprinzip: Ein großer Meister fragt (im obigen Zitat) den anderen, ob er die Praxis und Erfahrung des Zazen als Grundlage hat oder nicht. Der gefragte Meister antwortete: "Selbstverständlich, ich kann niemals die Existenz der Zazen-Praxis leugnen und ich bin sicher, dass es überhaupt ´nichts Schmutziges´ gibt. Der sechste Vorfahre im Dharma (der andere Meister) fügte dann hinzu, dass viele Buddhas genau dieses Nicht-Schmutzige bewahrt und erstrebt haben. Das gilt auch für dich und für mich. Außerdem gilt dies auch für die alten Meister in Indien.

Wir sollten daher denken, dass es selbstverständlich sehr wichtig ist für uns, jeden Tag Zazen zu praktizieren, aber gleichzeitig sollte diese Praxis immer "nichts Schmutziges" sein. Wir sollten niemals Zazen praktizieren, um Ruhm oder Profit zu erlangen, sondern die Zazen-Praxis sollte immer dem Streben nach der Wahrheit dienen. Wir sollten immer Zazen praktizieren als etwas Nicht-Schmutziges.

3. Wir reinigen nicht nur Körper und Geist, sondern das ganze Land und wir reinigen auch unter den Bäumen (um dort zu praktizieren). Das ganze Land zu reinigen bewahren und erstreben die Buddhas, obwohl es niemals beschmutzt ist. Selbst wenn sie auf der höchsten Stufe eines Buddhas angelangt sind, fahren sie mit dem Reinigen fort und hören nie damit auf.

Grundprinzip: Wir sollten nicht nur Körper und Geist, sondern auch unser Land und sogar (den Boden) unter den Bäumen säubern. Auch wenn unser Land nicht schmutzig wäre, ist das Säubern unsere allgemeine Aufgabe und das wahre Streben als buddhistische Praktizierende und Buddhas. Diese Anstrengungen zu säubern ist unsere menschliche Pflicht und wir sollten damit für immer fortfahren.

Im Buddhismus glauben wir fest an die Einheit von Körper und Geist. Sowohl im Idealismus als auch im Materialismus können Körper und Geist als etwas voneinander Getrenntes gedacht werden. Aber im Buddhismus oder der Lebensphilosophie des Handelns ist eine solche Trennung nicht denkbar. Beim Handeln sind nämlich Körper und Geist untrennbar verbunden, sodass wir niemals das Handeln in zwei Bereiche aufspalten können. Im Bereich des Handelns sollten wir immer Körper und Geist als Einheit erfahren. Wenn wir unsere Hände waschen, waschen wir genau die Hände, aber gleichzeitig waschen wir unseren Geist, der etwas Schmutziges denkt.

[142]
4. Deshalb benutzt ihr das Wasser nicht allein, um euren Körper zu reinigen, sondern ihr handelt viel umfassender und nennt es 'Waschen und Reinigen', wenn ihr den Buddha-Dharma im Einklang mit dem Buddha-Dharma bewahrt und darauf vertraut.

Grundprinzip: Reinigen bedeutet nicht nur, den Körper mit Wasser zu waschen, sondern dass wir ein solches Verhalten im Einklang mit dem Gesetz des Universums bewahren, und dies offenbart sich im Verhalten genau so wie im Bewahren des Gesetzes des Universums. Wir verhalten uns so ganz normal in unserem täglichen Leben und dies wird Reinigung genannt.

Das Reinigen besteht nicht nur darin, dass wir unseren Körper mit Wasser waschen, sondern es bewirkt vor allem, dass wir das Gesetz des Universums in einer solchen Art und Weise bewahren. Auch dies nennen wir Reinigen. In diesem Kapitel stellt Meister Dogen eine Liste von Beispielen für das Reinigen und Säubern zusammen, z. B. wenn wir die Fingernägel und Fußnägel kürzen, wenn wir das Haar schneiden, wenn wir unseren Körper nach dem Stuhlgang reinigen usw.

5. Wir sollten daher dieses Verhalten am Ort der Wahrheit, wo wir (intensiv) nach der Wahrheit streben, ganz besonders bedenken (und beherzigen).

Grundprinzip: Meister Dogen schätzt unser Verhalten auch auf der Toilette außerordentlich und daher beschreibt er ganz genau, wie sich chinesische Mönche in der Toilette verhalten, um dies auch in japanischen buddhistischen Tempeln einzuführen.

Buddhismus ist Teil der Lebensphilosophie des Handelns. Indem wir menschliches Handeln sehr schätzen, bedeutet dies auch, den Buddhismus selbst hoch zu achten.

Samstag, 10. November 2007

6. Geist hier und jetzt ist Buddha (Soku shin ze butsu)

[125]
1. Was alle Buddhas und Vorfahren im Dharma immer bewahrt haben und worauf sie vertraut haben, ist genau "Geist hier und jetzt ist Buddha", ohne jede Ausnahme. Viele Schüler verstehen jedoch nicht, dass "Geist hier und jetzt ist Buddha" nicht in Indien existierte, sondern es wurde zuerst in China gehört. Deshalb wurde der Irrtum nicht als solcher erkannt. Und weil der Irrtum nicht erkannt wurde, sind viele Menschen in Anschauungen verfallen, die nicht buddhistisch sind.

Grundprinzip: Die Lehre "Geist hier und jetzt ist Buddha" wurde ohne jede Ausnahme von allen Buddhas und Vorfahren im Dharma vertreten. Viele Wissenschaftler behaupten jedoch, dass diese Theorie zuerst in China gelehrt wurde und nicht in Indien (,und daher sei es nicht authentisch). Obgleich die Ablehnung der Theorie, dass diese Lehre bereits in Indien bestanden hat, falsch ist, verfallen viele Wissenschaftler in diesen Fehler. Sie erkennen (zudem) ihren Fehler nicht, und geraten in die schlechte Situation der Nicht-Buddhisten.

Das Prinzip "Geist hier und jetzt ist Buddha" ist sowohl in Indien als auch in China ein ganz wesentlicher buddhistischer Grundsatz. Es ist wirklich undenkbar, dass sich der wahre Buddhismus in China und Indien unterscheidet, aber bestimmte buddhistische Wissenschaftler verstricken sich in dieser falschen Lehre und fallen damit in das Leiden der Nicht-Buddhisten zurück.

2. Wenn beschränkte Menschen den Satz höre "Geist hier und jetzt ist Buddha“, glauben sie, dass der Verstand und die Sinneswahrnehmung gewöhnlicher Menschen genau (dieser) Buddha sind. Diese Menschen haben aber niemals den Bodhi-Geist erweckt.

Grundprinzip: Beschränkte und uneinsichtige Menschen meinen, dass sie bereits Buddha sind, allein wenn sie die Lehre hören "Geist hier und jetzt ist Buddha", obgleich der Wille zur Wahrheit (Bodhi-Geist) überhaupt noch nicht bei ihnen erweckt worden ist.

Törichte Menschen denken, dass alle Menschen schon Buddha sind, und zwar auch diejenigen, bei denen im gegenwärtigen Augenblick das sympathische Nervensystem (SNS) oder das parasympathische Nervensystem (PNS) stärker ist (also kein Gleichgewicht besteht) und sie genau Buddha sein können. Aber eine solche Interpretation ist vollständig falsch. In den Philosophien, die nur auf dem Verstand beruhen, denkt man nur an idealistische oder materialistische Menschen, aber im buddhistischen Realismus geht es um die wahre Existenz der Menschen, die ihr Vegetatives Nervensystem (VNS) im Gleichgewicht haben. Diese können Buddhas genannt werden.

3. Dies ist die Folge davon, dass man niemals einen wahren Lehrer hatte.

Grundprinzip: Das (obige) grundsätzliche Missverständnis ist in China entstanden, weil es dort zu jener Zeit außerordentlich wenige wahre buddhistische Meister gab.

Damals gab es in China sehr wenige wahre buddhistische Meister, sodass der wichtige Satz: "Geist hier und jetzt ist Buddha" überhaupt nicht verstanden wurde. Die Menschen haben deshalb zwangsläufig solche Fehler begangen.
[129]
4. Der Mönch (aus dem Süden) sagte: "Die („guten“) Lehrer dort lehren ihre Schüler direkt (mit Worten), dass der Geist hier und jetzt Buddha ist". Buddha bedeutet danach das Bewusstsein selbst. " (Sie sagen:) "Jetzt besitzt ihr schon die Essenz des Sehens, Hörens, Bewusstseins und Wissens. Diese Essenz vermag die Augenbrauen hochzuziehen, mit den Augen zu zwinkern, zu kommen, zu gehen, sich zu bewegen und zu handeln. Sie durchdringt vollständig den Körper, sodass der Kopf weiß, wenn ihn etwas berührt und der Fuß weiß, wenn ihn etwas anrührt. Deshalb wird diese Essenz 'das wahre all umfassende Wissen' genannt. Unabhängig davon gibt es überhaupt keinen Buddha".

Grundprinzip: Der Mönch (aus dem Süden) hatte (dem Meister Daisho) geantwortet, dass die guten Lehrer in jenem Gebiet (des Südens) ihre Schüler lehren, dass "der Geist hier und jetzt Buddha ist". Sie sagen jedoch, dass Buddha (allein) das Bewusstsein selbst ist und dass dieses Bewusstsein alles steuert und den ganzen Körper durchdringt. Daher werde es die wahre, alles durchdringende Intelligenz genannt. Es gäbe keinen anderen Buddha als dies.

Als der große nationale Meister Daisho seinen Schüler fragte, welche buddhistischen Theorien in den Gebieten des südlichen China gelehrt wurden, antwortete der Mönch, dass es dort viele buddhistische Lehrer gäbe, die lehren, dass "der Geist hier und jetzt Buddha ist". Der Mönch erklärte dann aber, dass (schon) das menschliche Bewusstsein die Fähigkeit habe, vielfältige Dinge und Phänomene zu kennen, und daher interpretieren die dortigen Lehrer (fälschlich) , dass unser Bewusstsein genau Buddha sei.

5. Der Meister sagte darauf: "Wenn es so ist, unterscheiden sich diese Lehren im Süden nicht von Senika, der (auch) nicht-buddhistische Lehren vertrat". Dieser lehrte: 'In unserem Körper gibt es eine einzige spirituelle Essenz. Diese Essenz kann Schmerz und irritierende Reize erkennen. Der Geist verlässt den Körper, wenn dieser vergeht, genauso, wie ein Hausherr sein Haus verlässt, wenn es von den Flammen zerstört wird. Das Haus ist vergänglich und der Hausherr unvergänglich. Wenn ich solche Menschen näher betrachte (muss ich sagen), dass sie nicht zwischen falsch und richtig unterscheiden können. Wie könnten sie also überhaupt feststellen, was richtig ist?'

Grundprinzip: Der nationale Meister Daisho sagte unmissverständlich, dass die vom Mönch zitierte Lehre der angeblichen buddhistischen Meister des Südens nichts anderes sei, als die eines idealistischen Denkers, der Brahmane war und Senika genannt wurde. Er lehrte, dass es eine einzige spirituelle Essenz im Menschen gäbe und dass diese unsterblich sei. Nachdem der nationale Meister diese angeblichen buddhistischen Lehrer so geprüft hatte, kam er zu der klaren Erkenntnis, dass sie die wahre Bedeutung von "der Geist hier und jetzt ist Buddha" nicht im Mindesten verstanden hatten.

Im weniger entwickelten südlichen Bereich in China wurde damals die Aussage "der Geist hier und jetzt ist Buddha" missverstanden, und wurde so gedeutet, dass der schon verstandesmäßige Geist genau Buddha sei. Dies war falsch und ein schwerwiegendes Missverständnis. Daher kritisierte der nationale Meister Daisho eine solche Interpretation außerordentlich.

6. Wenn allein das Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen der Buddhanatur gleich wäre, hätte Vimalakirti nicht gesagt: „Der (Buddha-)Dharma überschreitet Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen. Wenn wir Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen benutzen, dann ist dies eben nur Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen und dieses Verhalten kann niemals das Streben nach dem Dharma sein.“

Grundprinzip: Wenn das Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen dasselbe wie die Buddhanatur wäre, könnte der große indische Meister Vimalakirti nicht mit Recht sagen: "Das Gesetz des Universums und der Dharma überschreiten das Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen und dies ist wie es ist. Dies kann also niemals dasselbe sein wie das Gesetz des Universums selbst."

Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen sind menschliche mentale Fähigkeiten und daher können sie niemals das Gesetz des Universums sein, denn dieses ist viel größer und viel umfassender. Auf diese Weise sollten wir also die Worte "Der Geist hier und jetzt ist Buddha" verstehen und zwar: "Unser Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick kann niemals etwas anderes sein als das Gesetz des Universums." Daher sagte der indische buddhistische Laie Vimalakirti, der ein ausgezeichnetes praktisches Verständnis der buddhistischen Lehre hatte, dass die mentalen Fähigkeiten, also Sehen, Hören, Bewusstsein und Erkennen niemals das Gesetz des Universums sein können. Wir sollten also den berühmten Satz "der Geist hier und jetzt ist Buddha" so interpretieren, dass das menschliche Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick genau Buddha in der wirklichen Welt (und der Praxis des Handelns) ist (und nicht im Denken allein).
[131]
7. Der Landesmeister Daisho war ein hervorragender Schüler des ewigen Buddhas vom Berg Sokei (Meister Daikan Eno). Er war ein großer gütiger Lehrer des Himmels und der Menschenwelt. Ihr müsst den Sinn der tief schürfenden Lehre von Meister Daisho klar verstehen und sie als Maßstab für euer eigenes Lernen in der Praxis nehmen.

Grundprinzip: Der Landesmeister Daisho, der auch Meister Nanyo Echu genannt wurde, war ein hervorragender Schüler des ewigen Buddhas und Meisters Daikan Eno. Er war also ein (großer) buddhistischer Meister oben im Himmel und in der Menschenwelt. Wir sollten die tief schürfende und wichtige Lehre daher wirklich verstehen, durchdringen und ihm vertrauen, denn seine Lehre ist genau der große Maßstab, um den praktischen Buddhismus zu studieren.

Der Landesmeister Daisho heißt auch Meister Nanyo Echu und da er ein hervorragender Schüler des sechsten Vorfahren in Dharma Meister Daikan Eno, war, sollten wir seiner verlässlichen buddhistischen Lehre aufrichtig folgen. Wenn wir also den wahren Buddhismus studieren und erfahren wollen, sollten wir seine Lehre beherzigen, (dass der Buddhismus nicht ein spiritueller Glaube an einen unsterblichen Geist sei, sondern eine praktische Lehre im gegenwärtigen Augenblick und im Hier und Jetzt.)
[134]
8. Die Verwirklichung in der Praxis wie diese ist genau "der Geist hier und jetzt des Buddha", die sich selbst benutzt und authentisch überträgt an "Geist hier und jetzt ist Buddha". Auf diese Weise wurde er authentisch bis zum heutigen Tag übertragen.

Grundprinzip: Die Verwirklichung in der Praxis wie diese ist genau "Geist im gegenwärtigen Augenblick ist genau die Wirklichkeit des Menschen in den buddhistischen Gruppen“. Und diese menschliche Wahrheit wurde durch die Übertragung bewahrt, sie wurde zweifellos genau so authentisch übermittelt.

Die buddhistische Lehre ist für uns nicht leicht zu verstehen und sie wurde daher über 2.500 Jahre authentisch weitergegeben. Durch diese Weitergabe von einem zum anderen wurden jeweils die vielfältigen möglichen Missverständnisse vermieden. Es ist daher unsere äußerst wichtige Pflicht, den wahren Buddhismus authentisch zu erhalten und für alle Zeiten die vielen möglichen Fehler zu vermeiden.

Dienstag, 6. November 2007

5. Regeln für die Zazen-Halle der schweren Wolke (Ju-undo-shiki)

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1. Menschen, die den Willen zur Wahrheit haben und Ruhm sowie Profit fortwerfen, mögen eintreten. Wir sollten nicht zufällig jene zulassen, die unehrlich sind. Wenn wir jemanden fälschlich zugelassen haben, sollten wir ihn nach gründlicher Überlegung dazu bringen, fortzugehen.

Grundprinzip: Menschen, die den starken Willen haben, nach der Wahrheit zu streben, können eintreten. Wir sollten niemals jemanden annehmen, der eifrig dahinter her ist, Ruhm oder Profit zu erlangen. Wenn solche Menschen, die nach Ruhm oder Profit gieren, fälschlich in den Dojo eingetreten sind, müssen wir einen solchen Menschen nach gründlicher Überlegung und Würdigung der gesamten Umstände ausschließen.

Im buddhistischen Leben strengen wir uns an, die Wahrheit sorgfältig und ausdauernd zu untersuchen. Wenn jemand daher anfängt, den Buddhismus zu studieren, um Ruhm oder Profit zu erlangen, ist eine solche Anstrengung für ihn und jeden anderen völlig nutzlos, weil dies in der Tat nur eine bestimmte Art von Zeitverschwendung ist. Wenn daher jemand im Dojo nicht den Willen zur Wahrheit hat, so fordert Meister Dogen, dass wir ihn aus dem Dojo nach sorgfältiger Untersuchung ausschließen. In solchen Dojos wurde in Japan zuerst Zazen praktiziert. Derjenige, der den Willen zur Wahrheit nicht hat, sondern nach Ruhm und Profit giert, muss daher ausgeschlossen werden.

2. Denkt daran, wenn der Wille zur Wahrheit im Verborgenen entstanden ist, muss sich die Gier nach Ruhm und Profit sofort auflösen.

Grundprinzip: Wenn jemand den Willen zur Wahrheit hat, löst sich die Gier nach Ruhm und Profit zwangsläufig sofort auf.

Wenn wir leider den Tatsachen in der heutigen menschlichen Gesellschaft ins Auge sehen, in der wir jetzt genau leben, kann man erkennen, dass es in ihr eine Mischung des Strebens nach Ruhm und Profit gibt. Was Meister Dogen hier sagt, mag daher zunächst sehr seltsam und weltfremd klingen. Wenn wir jedoch die wirklichen Umstände der menschlichen Gesellschaft gründlich untersuchen, haben die Menschen, die im 21. Jahrhundert leben, vollständig den Glauben an die Existenz der Wahrheit verloren. Wenn wir weiterhin genau die Gründe untersuchen, warum wir Menschen den Glauben an das Dasein der Wahrheit verloren haben, erkennen wir, dass diese geschichtlichen Tatsachen aus Umständen erwachsen sind, die wir seit den alten Zeiten erlebt und erfahren haben. Im Zeitalter der alten griechisch-romanischen Kultur wurden die zwei verschiedenenartigen und kraftvollen Philosophien gefunden, nämlich der Idealismus und Materialismus. Diese beiden tief greifenden Philosophien sind beide aus intellektuellen Überlegungen entstanden und sie haben daher beide die typischen Merkmale einer intellektuellen Philosophie. Sie beruhen auf dem Denken und der materiellen und sinnlichen Wahrnehmung. Es ist daher unmöglich für die Menschen, eine dieser beiden Philosophien zu bevorzugen und die andere wegzulassen, die beide sind unvollständig, also einseitig. Wenn wir mit anderen Worten nur mit dem Verstand nach der Wahrheit suchen, ist es vollständig ausgeschlossen, dass wir überhaupt mit diesen beiden Philosophien eine einzige Wahrheit finden und ergreifen können.

Wir kommen daher zu dem erstaunlichen Schluss, dass wir Menschen in einer Gesellschaft gelebt haben, wo es keine Wahrheit gibt! Durch die Existenz der zwei ganz verschiedenen Arten von sog. Wahrheit ergibt sich der Glaube, dass es eben nur diese beiden unterschiedlichen Wahrheiten gibt und daher glaubt niemand daran, dass man eine einzige Wahrheit finden kann. Diese Entwicklung hält nun seit vielen tausenden von Jahren an.
Wenn wir Menschen daher nur eine einzige höchste Wahrheit ergreifen wollen, müssen wie diese beiden intellektuellen sog. Wahrheiten zumindest teilweise über Bord werfen und in eine gänzlich andere Art von Wahrheit eintreten, die nur als Einheit existieren kann. Vor diesem Hintergrund empfahl uns Gautama Buddha die nur verstandesmäßigen Bereiche zu verlassen und in den Bereich des Realismus einzutreten. Meister Dogen betonte, dass es notwendig ist, die Gier nach Ruhm wegzuwerfen, der ein Symbol des Idealismus ist und auch die Gier nach Profit aufzulösen, der ein Symbol des Materialismus ist, wenn wir in den großen Glück bringenden Bereich der Wirklichkeit eingehen wollen.
Meister Dogen legt in großer Ehrlichkeit seine eigenen Erfahrungen offen, dass nämlich unsere Gier nach Ruhm und Profit vollständig und ganz schnell verschwinden wird, wenn wir das ehrliche Bestreben haben, die Wahrheit zu ergreifen.
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3. Da nun jeder von uns dem (Etwas) begegnet, dem sehr schwer zu begegnen ist und das praktiziert, was schwer zu praktizieren ist, dürfen wir auf keinen Fall unsere Aufrichtigkeit verlieren. Diese (Aufrichtigkeit) wird der Körper-und-Geist der buddhistischen Vorfahren im Dharma genannt und es wird zweifellos Buddha und wird zweifellos Vorfahre im Dharma.

Grundprinzip: Wir haben tatsächlich dasjenige getroffen, was außerordentlich schwierig anzutreffen und überaus schwer zu praktizieren ist. Daher sollten wir niemals die Aufrichtigkeit vernachlässigen oder vergessen.

Die Aufrichtigkeit wird Körper-und-Geist der buddhistischen Vorfahren im Dharma genannt. Ein Mensch, der tatsächlich diese Aufrichtigkeit beibehält, wird zweifellos Buddha und Nachfolger im Dharma werden.
In dieser Bedeutung empfiehlt uns Meister Dogen dringend, die zwei Arten von Begierden, nämlich Ruhm und Profit, vollständig fortzuwerfen.

4. Jetzt ist genau die Zeit, um (zu praktizieren, als wenn) ein Feuer auf unser Haupt gelegt wird.

Grundprinzip: Jetzt ist genau der Augenblick, in dem wir Zazen praktizieren und alles vergessen sollten. Wenn wir uns so anstrengen, ist es das selbe, als wenn wir Feuer auf unser Haupt legen, das tatsächlich jetzt unser Haar anbrennt.

Der Buddhismus ist eine Lebensphilosophie des Handelns und wenn daher genau jetzt unser Haar anbrennt, ist es für uns nicht wichtig lange zu überlegen, ob und warum es notwendig für uns ist, das Feuer auslöschen oder erst laut zu schreien, ohne dabei das Notwendige zu tun Wir verhalten uns einzig und allein richtig, wenn wir das Feuer sofort und ohne Zögern selbst auslöschen.
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5. Wenn wir uns in der( Zazen-)Halle aufhalten, sollten wir keine Schriften und nicht einmal Zen-Texte lesen. In der Halle sollten wir die wahren Grundsätze (des Buddhismus) verwirklichen und nach dem Zustand der Wahrheit streben. Wenn wir vor einem hellen Fenster (zum Lesen) sitzen, können wir den (wahren) Geist durch die Lehren (der alten Meister) erleuchten.

Grundprinzip: Wenn wir im Zendo sind, sollten wir nicht irgendwelche Bücher lesen, auch keine buddhistischen Texte. Im Zendo sollten wir die authentische Haltung des Zazen realisieren und dem Zustand der Wahrheit folgen. Wenn wir uns im Gebäude für das Studium der buddhistischen Lehre und Theorie aufhalten, sollten wir einen guten hellen Platz suchen, um die Bücher der Theorien der alten Meister zu studieren.

Meister Dogen unterschied damit ganz deutlich einerseits das geistige und theoretische Streben und andererseits die Praxis. Er empfahl uns, dass wir in der Zazen-Halle nur praktizieren( und nicht theoretisch arbeiten).
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6. Wir sollten die anderen nicht wegen ihrer Fehler schlagen.

Grundprinzip: Wir sollten andere niemals schlagen, weil sie Fehler begangen haben.
Wir sollten andere wegen ihrer Fehler nicht bestrafen und nicht schlagen. Es ist zwar notwendig für uns, dass wir andere lehren, damit sie ihre Fehler berichtigen können, aber wir sollten sie nicht verletzen oder böse treffen (auch nicht psychisch!).

Heute gibt es in japanischen buddhistischen Tempeln viele Beispiele, in denen die alten Schüler die jüngeren Menschen schlagen. Aber ein solches Vorgehen ist grundsätzlich falsch, zumal in einem Zeitalter, wo der wahre Buddhismus so weit heruntergekommen ist wie gegenwärtig.
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7. In der Halle sollten wir das Gehen nicht als Zeremonie praktizieren.

Grundprinzip: In der Zazen-Halle sollten wir nicht die Zeremonie des Gehens praktizieren, um die Sutra zu rezitieren.

In den buddhistischen Tempeln müssen die Mönche manchmal in gewundenen Linien gehen, um die Sutra zu rezitieren. Aber Meister Dogen verwirft dies für die Zazen-Halle, weil er denkt, dass die Zazenhalle nur benutzt werden sollte, um wirklich Zazen zu praktizieren und damit die Mönche nachts dort schlafen.
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In der Zazen-Halle sollten wir nicht singen und keine Sutra lesen.

Grundprinzip: In der Zazenhalle sollten wir (wie erwähnt) keine Sutra rezitieren und auch keine buddhistischen Bücher lesen.

Eine Zazenhalle ist ein Gebäude, wo die buddhistischen Mönche nur Zazen praktizieren sollten. Nachts wird die Halle benutzt, damit die Mönche dort schlafen können. Daher hat Meister Dogen entschieden, dass die Zazenhalle niemals benutzt wird, um die Sutra zu rezitieren oder buddhistische Bücher zu lesen.
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9. Wenn die Menschen streiten, sollten beide in ihr Quartier zurückgeschickt werden, weil sie nicht nur ihre eigene Praxis für die Wahrheit wesentlich behindern, sondern auch andere erheblich belästigen.

Grundprinzip: Wenn buddhistische Mönche im Streit miteinander liegen, sollten diese beiden Mönche ohne Zweifel schnell in einen anderen Raum gebracht werden. Sie zerstören und stören nicht nur ihre eigene Zazen-Praxis, sondern belästigen und stören auch die anderen bei ihrem Zazen in der Halle.

Wenn die Menschen miteinander streiten, verlieren sie in der Regel ihr eigenes Gleichgewicht des VNS. Wir können daher sagen, dass die Mönche, die sich streiten, ihre innere Balance verloren haben und sich wirklich schämen sollten. Es ist durchaus zulässig, dass die buddhistischen Mönche miteinander reden und auch kontrovers diskutieren, aber sie sollten überhaupt niemals und in keinem Fall in Streit geraten.

Donnerstag, 1. November 2007

4. Eine leuchtende Perle (Ikka no myoju)
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1. Er (Gensa) ist schon 30 Jahre alt (aber) er hat die Unsicherheit der dahintreibenden Welt erkannt und auch das Edle des Buddha-Weges erfasst.

Grundprinzip: Gensa Shibi war 30 Jahre alt geworden, da erkannte er, dass die weltliche Gesellschaft nicht verlässlich ist, und ihm wurde der ganz große und wertvolle Gehalt des Buddhismus bewusst.
Obgleich Gensa Shibi ein einfacher Fischer war, wurde ihm ganz klar, dass die weltliche Gesellschaft, die von dem Ruhm fantastischer Trugbilder und der Gier nach materialistischem Genuss getragen wird, außerordentlich unsicher und wenig verlässlich ist. Er erkannte in aller Klarheit, dass die buddhistische Wirklichkeit überaus zuverlässig und tragfähig ist.

2. Gensa sagte: "Letztlich kann ich überhaupt nicht von anderen getäuscht werden". (Sein Meister) Seppo liebte diese Worte außerordentlich und sagte: "Gibt es irgend jemanden, der diese Worte nicht (innerlich) besitzt, (aber) gibt es irgend jemanden, der diese Worte (so klar) sagen kann?“

Grundprinzip: Gensa sagte: "Im Ergebnis bin ich ein Mensch mit seltsamem steifen Nacken, der überhaupt niemals von den Worten anderer Menschen getäuscht werden kann". Meister Seppo lobte diese Worte außerordentlich und sagte, dass alle Menschen eine solche Klarheit und Kraft in sich haben sollten, aber es leider nur sehr wenige Menschen gibt, die dies so wie (Gensa) in Worte fassen können.
Wir alle sollten dem aufrechten Verhalten von Gensa folgen, aber in den weltlichen Gruppen und der weltlichen Gesellschaft ist ein Mensch wie Gensa außerordentlich selten und daher kann die gewöhnliche menschliche Gesellschaft überhaupt niemals bei der Wahrheit ankommen.

4. Meister Seppo fragte ihn weiter: "Du Asket (Shibi, Gensa), warum gehst du nicht fort und vertiefst (deine Erfahrung bei anderen Meistern)?" (Gensa) antwortete: "Bodhidharma kam nicht in das östliche Land (China), und der zweite Nachfolger im Dharma (in China) ging nicht zum westlichen Himmel (Indien)". Meister Seppo lobte auch dies außerordentlich.

Grundprinzip: Meister Seppo fragte: "Bettelmönch Shibi, warum besuchst du nicht viele Tempel, um den Buddhismus zu studieren"? Gensa sagte: "Meister Bodhidharma ist nicht mit (egoistischer) Absicht nach China gekommen und der zweite Nachfolger im Dharma (in China) Taiso Eka ging niemals in (egoistischer) Absicht nicht nach Indien (sondern blieb in China)". Meister Seppo pries diese Worte ganz besonders.
Wir Menschen sollten unsere historische Ausgangslage und unsere geschichtlichen Bedingungen aufrichtig und klar untersuchen und sollten diese auf keinen Fall vernachlässigen (z. B. mit welchen Absicht gehandelt worden ist).

5. Das ganze Universum in den zehn Richtungen ist eine glänzende Perle. Welchen Nutzen hat das Verstehen?

Grundprinzip: Das ganze Universum in den zehn Richtungen ist genau eine glänzende strahlende Perle und selbst wenn wir große Anstrengungen unternehmen, um dies mit dem Verstand zu begreifen, ist das vollständig nutzlos, weil das Universum oder die Wirklichkeit etwas Reales ist, das niemals in letzter Konsequenz intellektuell verstanden werden kann.

Das ganze Universum ist etwas Wirkliches und obgleich so viele hervorragende Philosophen und Wissenschaftler seit vielen Jahren außerordentlich große Anstrengungen zu dessen Erforschung unternommen haben, hat dies (für die wesentlichen Probleme der Menschen) nicht viel gebracht. Es scheint jedoch so, dass Meister Gensa Shibi erheblich klüger war als diese vielen hervorragenden Philosophen und Wissenschaftler, indem er sagte: "Das ganze Universum in den zehn Richtungen ist eine glänzende Perle. "
[101]
6. "´Die eine Perle´ geht direkt durch zehntausend Jahre: Die ewige Vergangenheit ist nicht zu Ende, aber die ewige Gegenwart ist angekommen.“

Grundprinzip: Die eine Perle gibt es andauernd seit endlosen Zeitaltern, und obgleich die ewige Vergangenheit noch nicht geendet hat, ist die ewige Gegenwart hier schon angekommen.
Obgleich das Universum sich seit der ewigen Vergangenheit fortsetzt, ist die ewige Gegenwart genau im Jetzt angekommen, obgleich die ewige Vergangenheit noch gar nicht zu einem Ende gekommen ist. Dies mag wohl die Wirklichkeit des gegenwärtigen Augenblicks sein.

7. Den Körper gibt es jetzt, und der Geist existiert ebenfalls jetzt. Auch deswegen ist (das ganze Universum) eine leuchtende Perle.

Grundprinzip: Obgleich ich jetzt meinen Körper habe und obgleich ich jetzt meinen Geist habe, ist das ganze Universum genau eine leuchtende Perle.
Selbstverständlich habe ich jetzt meinen Körper und meinen Geist, aber gleichzeitig kann das ganze Universum niemals etwas anderes als die glänzende Perle sein.
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8. Das Gesicht der Sonne offenbart sich so als wäre es die Sonne und das Gesicht des Mondes offenbart sich so, als wäre es der Mond. Aus diesem Grund (sagte Meister Yakusan Igen): "Selbst wenn ich sage, dass der sechste Mond (-Monat) eine sehr schöne Zeit des Jahres ist, sollte ich nicht sagen, dass mein Familienname ´Heiß´ ist".

Grundprinzip: Die Sonne offenbart sich so, als wäre sie die Sonne und der Mond offenbart sich so, als wäre er der Mond. Obgleich der Juni (im Mond-Kalender) in China der heißeste Monat des ganzen Jahres ist, sollte er (Meister Yakusan Igen) niemals sagen, dass es jetzt viel zu heiß ist, ohne dass er auch hinzufügt, dass der Juni eine Jahreszeit ist, die man aushalten kann.

Ein buddhistischer Mönch sollte sich niemals wegen der schlechten Zustände der Natur beklagen. Dies gilt auch, wenn es tatsächlich so heiß ist wie im Juni des Mond-Kalenders. Er sollte grundsätzlich niemals klagen.

Montag, 29. Oktober 2007


3. Das verwirklichte Universum (Genjo-koan)

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1.Wenn alle Dharmas (, die Wirklichkeit) als der Buddha-Dharma ( also die Buddha-Lehre gesehen werden), dann gibt es Täuschung und Verwirklichung, gibt es Praxis, gibt es Leben und Tod, gibt es Buddhas und gewöhnliche Wesen.

Grundprinzip: Wenn das ganze Universum auf der Grundlage des idealistischen Buddhismus gedacht wird, unterscheidet man immer zwischen der besten und schlechtesten Situation (der Buddha-Lehre).Die vier (buddhistischen) Lebensphilosophien stehen am Anfang dieses Kapitels "Das verwirklichte Universum" (Genjo-koan). Darin werden diese vier Sichtweisen genau erläutert. Sie wurden von Gautama Buddha zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit durch seine erste Dharma-Rede (nach dem vollständigen Erwachen) erklärt. Leider ist die Bedeutung der Theorie (der vier Lebensphilosophien) sehr schwer zu verstehen, sodass sie seit tausenden von Jahren nicht richtig erfasst wurde.Obgleich Meister Dôgen die wahre Bedeutung der vier Lebensphilosophien bereits am Anfang des 13. Jahrhunderts in Japan verstanden hatte, war es für die normalen Menschen und Buddhisten der damaligen Zeit nicht möglich, diese wahre Lehre des Shobogenzo zu erkennen. Daher wurde auch die Bedeutung der vier Lebensphilosophien wegen ihrer großen Schwierigkeit nicht verstanden.

Erst im 20. Jahrhundert wurde zum ersten Mal durch unsere Anstrengungen der wahre Gehalt des Shobogenzo mehr und mehr verständlich.Wenn wir die wahre Bedeutung des Shobogenzo erkennen wollen, müssen wir m. E. unbedingt die Hauptströmungen der westlichen Philosophie einbeziehen. Obgleich Meister Dôgen diese westliche Philosophie natürlich überhaupt nicht kannte und nicht studieren konnte, analysierte er mit seinem scharfen Verstand die tiefgründigen Lehren, die bereits von den alten buddhistischen Philosophen und Denkern (in Indien) entwickelt worden waren (und die Gautama Buddha sehr genau kannte).Wenn wir nun die wahre Bedeutung der vier buddhistischen Lebensphilosophien heute, im 21. Jahrhundert begreifen wollen, verwenden wir daher am besten eine Methode, welche die westliche Philosophie zur Grundlage hat. Wir können m. E. annehmen, dass heute die euro-amerikanische Kultur in der Welt am weitesten entwickelt ist, sodass es der einfachste Weg ist, die wahre Bedeutung des Buddhismus auch auf der Grundlage der westlichen Philosophie zu untersuchen.

Grundprinzip: Lösung des Widerspruchs von Idealismus und Materialismus.

Wir Menschen haben in unserer Kultur seit tausenden von Jahren und vor allem seit der antiken griechisch-romanischen Zeit zwei hervorragende philosophische Haupt-Linien entwickelt und gepflegt und zwar den Idealismus und Materialismus.Diese beiden sind ganz ausgezeichnete hoch entwickelte philosophische Gedankengebäude, und die humanistische Kultur in Europa hat deren Grundlagen seit tausenden von Jahren immer weiterentwickelt. Durch diese Entwicklung wurden die menschliche Kultur und Zivilisation außerordentlich befruchtet. Gleichzeitig haben jedoch diese beiden Philosophien des Idealismus und Materialismus in sich leider vollständig gegensätzliche und unvereinbare Ansätze, sodass die euro-amerikanische Kultur erheblich an dieser inneren Zerrissenheit gelitten hat. Es gab als Folge davon z. T. extreme und katastrophale Unsicherheiten und Gegensätze bei den Einschätzungen und Bewertungen kultureller und materieller Werte mit den bekannten furchtbaren Auswirkungen.In ganz ähnlichem Sinne hatte auch das alte Indien zu Buddhas Zeiten unter vergleichbaren, in sich widersprüchlichen Kernpunkten von Idealismus und Materialismus zu leiden. Etwa seit dem 12. und 13. Jahrhundert vor Christus gab es nämlich dort die sehr spirituelle Religion des Brahmamismus, und diese entwickelte dort in der Tat für viele Jahrhunderte eine große kulturelle Kraft. Einige Jahrhunderte vor Gautama Buddha verbreiteten sich jedoch in Indien verschiedene materialistische Philosophien, die von den sog. sechs nicht-buddhistischen Denkern vertreten wurden. Es ereignete sich dann ein tiefgehender weltanschaulicher Kampf zwischen der alten spirituellen Religion des Brahmamismus und dem neuen Materialismus der sechs nicht-buddhistischen Denker. Die geistige und religiöse Situation vor Gautama Buddha mit ihren gewaltigen Kämpfen der beiden gegensätzlichen Weltanschauungen hat in der Tat große Ähnlichkeit mit der jetzigen menschlichen Gesellschaft im 21. Jahrhundert.

Gautama Buddha wurde also in eine solche geschichtlich äußerst widersprüchliche Zeit hineingeboren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er über diese vollständig gegensätzlichen Weltanschauungen von Idealismus und Materialismus im alten Indien sehr besorgt war. Ich vermute, dass Gautama Buddha sich entschieden hat, sein ganzes Leben der Lösung dieses grundsätzlichen Problems zu widmen. Nach seinen gewaltigen Anstrengungen zu dessen Lösung hat er dann den hervorragenden und außerordentlich kraftvollen Lösungsweg gefunden, der auf den vier Lebensphilosophien beruht, die wir hier besprechen. Obgleich die geschichtliche Zeit des alten Indiens und des modernen 20. und 21. Jahrhunderts natürlich weit auseinander liegt, ist die in sich äußerst widersprüchliche Problemlage des Brahmanismus und der sechs nicht-buddhistischen Denker der modernen Auseinandersetzung des Idealismus und Materialismus in der heutigen Zeit verblüffend ähnlich. Der Inhalt des heutigen Kampfes ist nämlich ebenfalls die Auseinandersetzung von Idealismus und Materialismus. Es ist für mich daher von zentraler Bedeutung, eine Lösung dieses grundsätzlichen Widerspruchs zu finden. Obgleich sich die Kontroverse inzwischen zwischen Materialismus und Idealismus eigentlich schon totgelaufenen hatte, gab es bisher noch keine Lösung für diese Probleme. Deshalb schlage ich vor, die großartigen Methoden heranzuziehen, die Gautama Buddha schon im alten Indien dafür entwickelt hatte.Grundprinzip: Der konkrete Inhalt der vier Lebensphilosophien.Der konkrete Inhalt und die wirkliche Bedeutung der vier Lebensphilosophien lassen sich wie folgt gliedern: Idealismus, Materialismus, die Lebensphilosophie des Handelns und schließlich die umfassendeWirklichkeit selbst.

Die authentischen Begriffe des Sanskrit sind dafür:

Duhkah-satya, Samudaya-satya, Nirodha-satya und Marga-satya.Ich möchte nun die Bedeutung dieser Sanskrit-Begriffe erläutern:

1) Duhkah-satya: Duhkah bedeutet Leiden, sodass die wörtliche Übersetzung die Philosophie oder „Lehre des Leidens“ ist. Der Grund, warum die idealistische Philosophie auch die Lehre vom Leiden genannt wird, liegt darin, dass dabei immer ein extrem hoch stehendes Ideal verfolgt wird, das durch absolute Vollkommenheit und Perfektion gekennzeichnet ist. Der Idealismus ist im Kern also immer durch das Streben nach einer solchen Perfektion gekennzeichnet. Aber die wirkliche Welt, in der wir leben, ist niemals vollkommen und überhaupt nicht ideal, wie es der Idealismus fordert oder behauptet. Wenn wir daher alles in unserem Leben auf der Grundlage des Idealismus denken und entsprechend handeln, ist es unausweichlich, dass wir immer schmerzvoll unter den realen Lebensbedingungen leiden müssen, weil der Unterschied zwischen der Wirklichkeit dieser Welt und der idealistischen Vollkommenheit so außerordentlich groß und drückend ist. Idealisten leiden daher stets unter dem Gegensatz der vollkommenen Schönheit von Ideen und Idealen einerseits und der unvollkommenen Wirklichkeit andererseits.

2) Samudaya-satya: Samudaya bedeutet wörtlich „Anhäufung“. Um welche Anhäufungen handelt es sich nun dabei und welche Probleme werden damit angesprochen? In diesem Zusammenhang müssen wir daran erinnern, dass es auch im alten Indien bereits die Vorstellung von unteilbaren Bausteinen oder Atomen gab, die mit dem Sanskritwort Rajas beschrieben werden. Da es diese Vorstellungen von den Atomen gab, können wir den Begriff Samudaya-satya so deuten, dass damit die vielfältige Welt als eine Ansammlung von Atomen gesehen wird. Diese Vielfalt wird also so interpretiert, dass es physikalisch kleine Bausteine gibt, aus denen die konkrete Welt um uns herum aufgebaut und zusammengesetzt ist.Daraus wird deutlich, dass dies eine sehr materialistische Sichtweise der Welt ist, welche die Ansammlung physikalischer Atome als Grundlage hat.

3) Nirodha-satya: Nirodha bedeutet Selbststeuerung oder Kontrolle und bezieht sich auf das menschliches Handeln. Daher interpretiere ich Nirodha-satya als Lebensphilosophie des Handelns. In der euro-amerikanischen Kultur sind eigentlich nur Idealismus und Materialismus bekannt und verbreitet, und es ist sehr schwierig für uns, eine davon unabhängige Philosophie zu finden. Im alten Indien hat Gautama Buddha aber schon ganz klar erkannt, dass philosophische Überlegungen überhaupt nur innerhalb der intellektuellen Gedankenwelt möglich sind. Dann ist es fast vollständig ausgeschlossen, dass die Menschen die sehr rigiden gedanklichen Grenzen überwinden, in denen sich nur das Denken immer abspielen kann, und dass sie sich davon befreien.Nachdem Gautama Buddha die Praxis des Samadhi (Zazen) erfahren hatte, erlangte er die vollständige Freiheit, im gegenwärtigen Augenblick hier und jetzt zu handeln. Weil er an jedem Tag Zazen praktizierte, konnte er sein vegetatives Nervensystem dauernd im Gleichgewicht halten und auf diese Weise gelang es ihm, das enge Netz intellektueller Verstrickungen zu zerreißen, und im jedem Augenblick in Freiheit zu sein.

4) Marga-satya: Gautama Buddha wurde in seinem Handeln vollständig frei und folgte der Moral und daher erlangte er das vollkommene Glück in seinem täglichen Leben. Die Gier nach Ruhm und Profit waren wie Staub für ihn zerstoben, und es war für ihn das vollständige Glück, die Moral ohne jede Anstrengung in seinem täglichen Leben wie selbstverständlich einzuhalten. Ein solches Glück gab es nicht nur für ihn sondern für alle Menschen. Wenn man täglich Zazen praktiziert, kann er oder sie das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems (von Körper und Geist) aufrechterhalten, und durch dieses kraftvolle und zugleich ruhige Gleichgewicht ist es dann für ihn oder sie ganz unmöglich, irgendeine Art von Moral zu verletzen. Das tägliche Leben setzt sich dann immer mit der Praxis des Zazen fort, und die Menschen können damit in jedem Augenblick ein Leben voll Freude und Glück führen. Im Falle von Gautama Buddha war es daher möglich, dass er an jedem Tag eine Lehrrede für andere hielt, wenn diese ihm zuhören wollten. Damals war es sein eigenes großes Glück, dass er die Welt an jedem Tag ein bisschen besser machen konnte.

2. Wenn die unendlich vielen Dharmas alle nicht von dem Selbst sind, gibt es keine Täuschung und keine Verwirklichung, keine Buddhas und keine gewöhnlichen Wesen, kein Leben und keinen Tod.

Grundprinzip: Wenn das ganze Universum vom materialistischen Gesichtspunkt aus gesehen wird, ist alles nur ein Unterschied der Menge physikalischer Energie.Dann gibt es keine Möglichkeit für uns, die Unterschiede zwischen Täuschung und Verwirklichung, zwischen Buddhas und gewöhnlichen Dingen, zwischen Leben und Tod usw. zu bestimmen.


3. Buddhas Wahrheit überschreitet von Anfang an Überfluss und Mangel und daher gibt es Leben und Tod, Täuschung und Verwirklichung, gewöhnliche Wesen und Buddhas (als Wirklichkeit).

Grundprinzip: Die buddhistische Welt ist eine wirkliche Welt und daher existiert alles so wie es ist und überschreitet Überfluss und Mangel (, denn diese sind nur Bewertungen).
Die buddhistische Welt ist die reale wirkliche Welt, und daher ist das Leben genau Leben, der Tod ist genau Tod, Täuschung ist genau Täuschung, Verwirklichung ist also genau Verwirklichung, gewöhnliche Menschen sind genau gewöhnliche Menschen und Buddhas sind genau Buddhas.

4. Und obgleich dies so ist, wie es ist, geschieht es nur, dass die Blumen fallen, während sie geliebt werden, und das Unkraut wuchert, während es gehasst wird.

Grundprinzip: Die Wirklichkeit umfasst jedoch alles und daher ist sie manchmal für uns wenig erfreulich.
Daher fallen manchmal die Blumen herunter, obgleich wir hoffen, dass sie weiter blühen, weil wir sie lieben, und manchmal wuchert das Unkraut zu stark, obgleich wir es nicht benötigen (und es unsere Pflanzen und Blumen schädigt).
[84]
5. Wenn wir uns selbst (ungeduldig) antreiben, die unendlich vielen Dharmas zu praktizieren und zu erfahren, ist dies Täuschung.
Wenn die unendlich vielen Dharmas uns (jedoch) praktizieren und erfahren, ist dies der Zustand der Verwirklichung.

Grundprinzip: Unsere Anstrengung (mit Gewalt) die Erleuchtung zu erlangen, ist Täuschung, aber wenn unser vegetatives Nervensystem (VNS) im Gleichgewicht ist, ist dies genau Erleuchtung.
Viele Menschen glauben, dass wir große Anstrengung machen sollen, um direkt Erleuchtung zu erlangen, aber diese Vorstellung ist falsch. Wenn wir im Zazen sitzen und die richtige authentische Zazen-Haltung einnehmen, ist dieses Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems genau die Erleuchtung selbst. Mit anderen Worten ist die Praxis in der authentischen Haltung genau die Erleuchtung selbst und daher können wir annehmen, dass es die Erleuchtung bedeutet, wenn wir richtig Zazen praktizieren. Dabei ist es besonders bedeutsam, die authentische Haltung des Zazen wirklich zu praktizieren (und Körper und Geist fallen zu lassen).

6. Jene, welche die Täuschung vollständig erkennen, sind Buddhas. Jene, die sich über die Verwirklichung stark irren, sind gewöhnliche Wesen.


Grundprinzip: Jene Menschen, die erkannt haben, was Täuschung ist, können Buddhas genannt werden und jene, die mit Gewalt und (verbohrt) Erleuchtung außerhalb von Zazen erlangen (wollen), werden gewöhnliche Menschen genannt.

Wer jeden Tag Zazen praktiziert und denkt, dass er dann selbst genau Buddha ist, hat Recht, wenn er in der authentischen Haltung sitzt und sein vegetatives Nervensystem (VNS) im Gleichgewicht hält.
Aber jene Menschen, die an die Existenz der (großartigen und romantischen) Erleuchtung außerhalb der Zazen-Praxis glauben, sind nicht mit der Tatsache vertraut, dass nur die Zazen-Praktizierenden genau Buddhas sind. Daher sind sie sich nicht über die wirkliche Situation der tatsächlichen Buddhas im Klaren.

7. Wenn Buddhas wirkliche Buddhas sind, ist es nicht notwendig, dass sie sich selbst (mit dem Verstand) als Buddhas erkennen. Trotzdem sind sie Buddhas im Zustand der Erfahrung und sie setzen es fort, den Zustand der Buddhas zu erfahren.


Grundprinzip: Wenn die Menschen selbst genau Buddhas sind, müssen sie nicht unbedingt mit dem Verstand erkennen, dass sie Buddhas sind, sondern es ist einfach (und vor allem) eine Tatsache, Buddha zu sein und Buddha zu erfahren.

Wenn die Menschen ihr VNS im Gleichgewicht halten, ist es für sie nicht notwendig, eine solche Tatsache zu behaupten, sondern es ist genau die Wirklichkeit im gegenwärtigen Augenblick. Dann halten die Menschen ihre Balance des VNS, und eine solche Situation wird sich immer fortsetzen(, wenn sie Zazen praktizieren)
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8. (Selbst) wenn wir den ganzen Körper-und-Geist benutzen, um Formen zu schauen und wenn wir den ganzen Körper-und-Geist benutzen, um Laute zu hören, ist dies nicht dasselbe wie die (klare) Reflexion eines Bildes im Spiegel oder des Mondes im Wasser, auch wenn wir dies direkt wahrnehmen. Wenn wir (durch die Wahrnehmung nämlich) die eine Seite erkennen, sind wir blind für die andere Seite.

Grundprinzip: Bei der materialistischen Sichtweise ist unsere Wahrnehmung nicht umfassend, sondern erkennt nur eins nach dem anderen (und niemals intuitiv das Ganze).
Wenn wir Formen ansehen und Laute hören, ist unsere Fähigkeit der sinnlichen Wahrnehmung nicht sehr umfassend, selbst wenn wir mit dem ganzen Körper und Geist die Formen ansehen und die Laute hören. Sowohl Formen als auch Laute können nicht gleichzeitig und ganzheitlich wahrgenommen werden, sondern nur nacheinander.
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9. Buddhas Wahrheit zu erlernen heißt, uns selbst (wirklich) kennen zu lernen.

Grundprinzip: Buddhismus zu erlernen bedeutet genau, uns selbst kennen zu lernen und das Gleichgewicht des VNS halten.
Buddhismus zu erlernen bedeutet, genau Zazen zu praktizieren, um uns selbst im Gleichgewicht zu halten. Wir sind wirklich im Selbst, wenn wir das Gleichgewicht des VNS halten. Daher können wir sagen, dass wir uns selbst genau kennen lernen, wenn wir den Buddhismus erlernen und praktizieren.

10. Uns selbst kennen zu lernen ist dasselbe, als wenn wir uns vergessen. Uns zu vergessen ist dasselbe, als wenn wir von den unendlich vielen Dharmas erfahren werden.


Grundprinzip: Uns selbst kennen zu lernen ist dasselbe, wie uns im Gleichgewicht zu halten und wenn wir den Zustand der Balance haben, ist es für uns nicht notwendig, ein besonderes Bewusstsein von uns selbst zu haben. Wenn wir uns selbst vergessen haben, können wir das ganze Universum erfahren.
Wenn wir uns selbst im Zustand des Gleichgewichts halten, sind wir wirklich wir selbst. Daher ist es nicht notwendig für uns, ein besonderes Bewusstsein davon zu haben. Dann können wir das ganze Universum erfahren, so wie es ist.


11. Von den unendlich vielen Dharmas erfahren zu werden, ist dasselbe, als wenn wir unseren eigenen Körper-und-Geist fallen lassen und auch dasselbe, als wenn wir den Körper-und-Geist der externen Welt wegfallen lassen.


Grundprinzip: Das ganze Universum zu erfahren, ist dasselbe, als wenn wir unser denkendes Bewusstsein von unserem eigenen ganzen Körper-und-Geist fortwerfen und auch unser Bewusstsein von der ganzen Welt wegwerfen.
Unseren eigenen Körper-und-Geist fallen zu lassen ist dasselbe, als wenn wir das denkende Bewusstsein unseres eigenen ganzen Körpers-und-Geistes und das Bewusstsein des ganzen Universums über Bord werfen und dies bedeutet genau und direkt in der Wirklichkeit zu leben.

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12. Wenn die Menschen zuerst den Dharma suchen, sind sie weit entfernt von dem Zugang zum Dharma, (aber) sobald der Dharma an uns authentisch übermittelt wird, sind wir Menschen in (unserem) ursprünglichen natürlichen Element.

Grundprinzip: Wenn wir die Wahrheit des Universums suchen, tun wir dies meist, indem wir das Universum als etwas von uns Getrenntes ansehen und es von außen betrachten. Wenn aber unser VNS im Gleichgewicht ist, können wir sofort direkt in der Wirklichkeit leben.

Wenn wir nach der Wahrheit des Universums suchen, leben wir normalerweise außerhalb der Wirklichkeit des VNS, aber wenn wir die Balance durch die Praxis des Zazen erreicht haben, leben wir im Gleichgewicht der Wahrheit selbst.

13. Wenn wir mit dem Handeln wirklich vertraut sind und zu dem konkreten Ort (im Handeln) zurück finden, ist die Wahrheit offensichtlich, dass die vielen Dharmas nicht das Selbst sind.

Grundprinzip: Wenn wir sehr vertraut mit unserem eigenen Handeln selbst sind, wird der Grundsatz sehr klar, dass das ganze Universum etwas anderes als unser (gedachtes) Selbst ist.
Wenn unser Handeln nicht so klar bei der Trennung (des gedachten permanenten Selbst) von dem Universum ist, mag es insgesamt eine ziemlich unklare Situation sein. Aber wenn wir erkennen, dass es keinen Unterschied zwischen unserem Handeln und dem Universum gibt, ergibt sich ganz klar, dass das ganze Universum und wir selbst (gedachtes permanentes Ich) von einander getrennt sind. Auch für den Fall, dass das (gedachten Selbst) und das Universum sehr ähnlich erscheinen, sollten wir gleichzeitig erkennen, dass unser gedachtes (Selbst) und das ganze Universum (tatsächlich) getrennt sind, während das Handeln und das Universum gemeinsam verwirklicht werden.

14. Ihr müsst nämlich verstehen, dass das Brennholz im Dharma seinen eigenen Platz als Brennholz einnimmt. Es hat (zwar) ein Vorher und ein Nachher, aber trotzdem existiert das Vorher unabhängig vom Nachher.

Grundprinzip: Das Feuerholz hat seinen eigenen Platz als Feuerholz im gegenwärtigen Augenblick, und obgleich es eine Vergangenheit und eine Zukunft hat, sind die Vergangenheit und die Zukunft vollständig getrennt vom gegenwärtigen Augenblick.

Diese Lehre ist eng mit der Augenblicklichkeit aller Dinge und Phänomene verbunden. Im Buddhismus haben wir nämlich das grundlegende Prinzip der Augenblicklichkeit aller Dinge und Phänomene. (Im Buddhismus) denken wir normalerweise, dass wir immer genau im gegenwärtigen Augenblick leben und daher erscheinen alle Dinge und Phänomene ebenfalls genau im gegenwärtigen Augenblick und verschwinden auch im gegenwärtigen Augenblick. Mit anderen Worten erscheint und verschwindet die Welt, in der wir jetzt leben, genau im gegenwärtigen Jetzt. Wenn wir uns die wirklichen Zusammenhänge der Gegenwart genau anschauen wollen, können wir die Augenblicke wie einen Film benutzen. Der Film ist in viele kleine Bilder unterteilt. Daher ist jedes einzelne Bild von dem vorherigen und dem folgenden getrennt. Die buddhistische Lehre nimmt an, dass der gegenwärtige Augenblick, durch den wir in unserem täglichen Leben hindurch gehen, auch genau so aufgebaut ist.
Im Buddha-Dharma wird gelehrt, dass der gegenwärtige Augenblick eine sehr kurze Zeitspanne ist, die eigentlich überhaupt keine zeitliche Dauer hat und außerdem nehmen wir an, dass er vom vergangenen und zukünftigen Augenblick getrennt ist. Daher sollten wir annehmen, dass diese Welt, in der wir jetzt leben, genau im gegenwärtigen Augenblick entsteht und vergeht. In unserem üblichen Denken und beim sog. gesunden Menschenverstand nehmen wir dagegen an, dass die Welt sich wie eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und von der Gegenwart zur Zukunft bewegt. Aber eine solche Interpretation der Zeit ist aus der Sicht des Buddhismus (vor allem für das wirkliche Erleben und Handeln) vollständig falsch. Nach der buddhistischen Philosophie existiert die wirkliche Welt nur im gegenwärtigen Augenblick und daher denken wir, dass die Vergangenheit nur eine Erinnerung und die Zukunft nur eine Annahme und Erwartung ist (,aber nicht die erlebte Wirklichkeit).
Auf der Grundlage dieser Theorie sagt Meister Dôgen, dass das Feuerholz vollständig von der Vergangenheit und der Zukunft (also der verbrannten Asche) getrennt ist, obgleich es natürlich eine (gedachte) Vergangenheit und eine Zukunft hat. Diese Vergangenheit und Zukunft ist zwar eine generelle Feststellung, kann aber die wahre Existenz nicht beschreiben.

15. Asche nimmt im Dharma ihren eigenen Platz als Asche ein, sie hat ein Vorher und ein Nachher. Ebenso wie das Brennholz, das einmal zu Asche geworden ist, nicht wieder zu Brennholz werden kann, können auch die Menschen nach dem Tod nicht mehr leben.

Grundprinzip: Asche existiert selbstständig als Asche im Universum und hat seine eigene Vergangenheit und Zukunft. Aber es ist für das Feuerholz vollständig unmöglich, nachdem es zu Asche geworden ist, überhaupt wieder Feuerholz zu werden. In gleicher Weise können die Menschen niemals wieder leben, nachdem sie gestorben sind.

Es ist möglich, dass die Asche im Universum jeweils als solche existiert und in so fern eine Vergangenheit und eine Zukunft hat. Für das verbrannte Feuerholz ist es völlig ausgeschlossen, überhaupt wieder Feuerholz zu werden, wenn es einmal zu Asche verbrannt ist. Bei den Menschen ist es auch unmöglich, dass sie nach dem Tod wiedergeboren werden. Selbstverständlich gibt es ganz viele verschiedene Religionen auf der Erde und einige von ihnen glauben an ein Leben nach dem Tod. Aber entsprechend seinem Denken ist Meister Dôgen selbst nicht von der Wiedergeburt der Menschen nach dem Tod überzeugt.

16. Deshalb wurde im Buddha-Dharma seit jeher gelehrt, dass Leben nicht zum Tod wird. Deshalb sprechen wir von "Nicht-Erscheinen".

Grundprinzip: Gleichzeitig sagen wir nicht, dass Leben zu Tod wird. Im Buddhismus sind nämlich sowohl Leben als auch Tod je einfache Tatsachen im gegenwärtigen Augenblick und wir sagen daher nicht, dass es irgendetwas (im Augenblick) gibt, das erscheint.
Im Buddhismus wird niemals gelehrt, dass sich Leben in Tod umwandelt, weil Leben eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick ist, und Tod genauso einfach als Tatsache je im gegenwärtigen Augenblick existiert. Daher ist es für uns unmöglich zu sagen, dass Leben zu Tod wird, und aus diesem Grund sagen wir normalerweise, dass es kein Erscheinen auf der Erde gibt.

17. Es ist die gesicherte buddhistische Lehre, indem dabei das Dharmarad (gedreht wird), dass Tod nicht zu Leben wird. Dies ist der Grund, warum wir vom Nicht-Erscheinen reden.

Grundprinzip: Dies ist der Grund, warum wir nicht sagen, dass der Tod sich im Buddhismus zu Leben umwandelt und aus diesem Grund sagen wir niemals, dass es ein Verschwinden auf der Erde gibt.

Je zu einer Zeit existiert der Tod im gegenwärtigen Augenblick, und je zu einer anderen Zeit existiert der Tod nicht im gegenwärtigen Augenblick. Daher sagen wir im Buddhismus niemals, dass Tod zu Leben wird und daher sagen wir im allgemeinen auch, dass es überhaupt kein Verschwinden auf der Erde gibt.

18. Leben ist etwas Augenblickliches und Tod ist etwas Augenblickliches.

Grundprinzip: Leben ist eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick und Tod ist auch eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick.
Wir können daher sagen, dass Leben wirklich eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick ist, genau wie der Tod. Daher ist es sehr töricht, dass wir uns über Leben und Tod Sorgen machen. Obgleich wir den Tod hassen, wird er zweifellos und unvermeidlich kommen, und obgleich wir das Leben so sehr lieben, wird das Leben ohne Zweifel und mit Sicherheit enden.
[89]
19. Ein Mensch, der die Verwirklichung erlangt hat, gleicht dem Mond, der sich im Wasser spiegelt. Der Mond wird nicht nass und das Wasser wird nicht (durch den Mond) zerteilt.

Grundprinzip: Die Verwirklichung ist ein Zustand wie das Bild eines Mondes auf der Oberfläche des Wassers. Daher wird das Bild des Mondes nicht nass und die Oberfläche des Wassers bleibt glatt und wird nicht zerteilt.

Wenn wir über die Erleuchtung nachdenken ist klar, dass diese sich immer im Zustand des Gleichgewichts ereignet. Wir sollten niemals irgendeine Art von großartiger Besonderheit bei der Erleuchtung erwarten. Die Erleuchtung ist immer im Gleichgewicht, und daher ist sie immer ruhig und schön.

20. Die Verwirklichung und Erleuchtung verändert den Menschen nicht, sowie der Mond auch das Wasser nicht verändert.

Grundprinzip: Die Verwirklichung oder Erleuchtung verändert nicht den einzelnen Menschen, genau so wenig, wie der sich spiegelnde Mond das Wasser nicht zerteilt und nicht verändert.

Die Verwirklichung bedeutet genau, dass wir zu unserem eigenen Ursprung zurückkehren und daher bewirkt sie nicht irgendeinen grundsätzlichen Wandel in unserem ursprünglichen Charakter. Aber die Verwirklichung bedeutet, dass wir zu unserem wirklichen Ursprung zurückkehren.
[90]
21. Wenn der Dharma den Körper und Geist noch nicht ausgefüllt hat, glauben wir, dass der Dharma schon genügen würde. Wenn der Körper und Geist ganz vom Dharma erfüllt sind, empfinden wir, dass noch etwas fehlen würde.

Grundprinzip: Unsere mentale Funktion ist immer subjektiv und wenn wir noch nicht im Zustand des Gleichgewichts sind, haben wir im Allgemeinen den festen Glauben, im Gleichgewicht zu sein. Aber wenn wir tatsächlich im Gleichgewicht sind, leben wir in der wirklichen Welt und wir haben das Gefühl, dass etwas fehlen würde.

Wenn wir nicht ausgeglichen sind, wenn wir also subjektive (Gedanken und Gefühle) haben, neigen wir dazu, ein Bewusstsein zu haben, dass wir schon in den Zustand des Gleichgewichts eingetreten sind. Aber es handelt sich dabei um den Bereich des Verstandes und Intellekts und wir sind normalerweise dann nur in der Lage, unsere geistige Situation (eindimensional und) subjektiv zu denken. Wenn wir tatsächlich im Gleichgewicht sind, leben wir genau in unserer wirklichen Welt und wir haben dann die Fähigkeit, genau zu überlegen und eventuell daran zu zweifeln, ob wir im Gleichgewicht sind oder nicht.

22. Im (kleinen) Staub und außerhalb des (großen) Rahmens umfassen (die zehntausend Dharmas) eine große Zahl von Situationen, aber wir sehen und verstehen dies nur, soweit unsere Praxis, unser Studium, unsere Sicht und unsere Kraft dies ermöglichen. Wenn wir aber wissen möchten, wie die zehntausend Dinge in ihrem natürlichen Zustand sind, sollten wir bedenken, dass die Merkmale der Ozeane und der Berge zahllos und grenzenlos sind, unabhängig von ihrer runden oder eckigen Erscheinung. Außerdem gibt es (weitere) Welten in den vier Himmelsrichtungen.

Grundprinzip: In der weltlichen und buddhistischen Kultur beinhaltet das ganze Universum überaus vielfältige Dinge und Phänomene. Aber wir Menschen können dieses nur erkennen, so weit wir es sehen können und wir können nur lernen, so weit wir dies durch die Praxis erfahren.

Wenn wir daher das ganze Universum wahrnehmen wollen, ist es notwendig, daran zu denken, dass es neben der (materiellen) Erscheinung von Rechteck und Rundheit unendlich viele Merkmale des Ozeans und der Berge gibt. Die Welt dehnt sich (außerdem) in den vier Himmels-Richtungen endlos aus.
In der weltlichen und buddhistischen Gesellschaft können wir nur die außerordentlich verschiedenartigen Unterschiede in dem Maße erkennen, wie wir sie sehen und selbst erfahren. Wir sollten daher daran denken, dass das ganze Universum außerordentlich viele Merkmale hat und sollten uns auch daran erinnern, dass es ähnliche Welten gibt, die sich unendlich in den vier Himmels-Richtungen ausdehnen.
[91]
23. Da dies so ist, kann ein Vogel oder Fisch niemals seinen (richtigen) Weg oder seinen Ort im Wasser oder im Himmel finden, wenn er sich nur im Wasser bewegen will, wenn er dessen Grund erreicht hat und im Himmel fliegen will, wenn er diesen durchstoßen hat.

Grundprinzip: Für die Vögel und Fische mag es völlig unmöglich sein zu fliegen oder zu schwimmen, wenn sie denken, dass sie dies nur können, wenn sie den Himmel oder das Wasser vollständig verstanden haben.

Aber ihr wisst ganz genau, dass die Fische und Vögel nicht so intellektuell und Verstandes orientiert sind. Auch im Falle der Menschen können wir nicht so überaus intellektuell wie dieses sein. Die Menschen müssen sich nämlich zunächst wie ein Baby oder Kind bewegen und dann werden unsere mentalen und physischen Fähigkeiten Schritt für Schritt trainiert und entwickelt. Mit anderen Worten können wir diesen Ort in der Welt auf der Grundlage unserer physischen und mentalen Bewegung finden, und an diesem Ort können wir (in der Wirklichkeit) handeln.

24. Wenn wir diesen Ort finden, verwirklicht (genau) dieses Handeln zwangsläufig das Universum. Wenn wir diesen Weg finden, verwirklicht dieses Handeln zwangsläufig das Universum (selbst).

Grundprinzip: Wenn wir diesen Ort (in der Welt) gefunden haben, können wir als Teil des Universums handeln. Wir können daher sagen, wenn wir etwas wirklich tun und so handeln, können wir das Universum verwirklichen.

Daher können wir sagen, dass "zuerst das Handeln existiert". Ich denke, dass diese Worte sich deutlich von den berühmten Aussagen des Alten Testaments unterscheiden und ich denke weiterhin, dass es für die Menschheit notwendig sein mag darüber nachzudenken, welche Aussagen zum ersten Mal im 21. Jahrhundert wahr sind.

25. Wenn ein Mensch Buddhas Wahrheit in diesem Zustand praktiziert und erfährt bedeutet es, einen Dharma zu erlangen, diesen einen Dharma zu durchdringen und einer Handlung zu begegnen bedeutet, eine Handlung durchzuführen.

Grundprinzip: Wenn ein Mensch Buddhas Wahrheit praktiziert und erfährt bedeutet es, eine Wahrheit zu verstehen, wenn man ihr begegnet und eine Handlung zu praktizieren, wenn man der Handlung begegnet.

Wenn wir die große buddhistische Wahrheit, nämlich Zazen, praktizieren und erfahren, können wir eine Wahrheit verstehen, indem wir dieser Wahrheit tatsächlich begegnen. Und wenn wir einer Handlung begegnen, können wir eine Handlung (wirklich) praktizieren. Im Bereich des Handelns gibt es immer eine wirkliche Wahrheit im gegenwärtigen Augenblick und wir begegnen immer einer Handlung, die wir im gegenwärtigen Augenblick durchführen.

26. In diesem Zustand existiert immer der (wahre) Ort und der Weg wird gemeistert, aber der Bereich, der (mit dem Verstand) erkennbar ist, ist nicht deutlich sichtbar. Der Grund dafür liegt darin, dass das Wissen und die vollständige Verwirklichung des Buddha-Dharma zusammen erscheinen und zusammen erfahren werden.

Grundprinzip: Im Zustand des Gleichgewichts existiert der Ort wirklich und der Weg wird ausreichend gemeistert. Aber der Grund, warum die Erkenntnis dafür nicht so klar ist, hat seinen Grund darin, dass diese Erkenntnis und die buddhistische Verwirklichung sich in derselben Zeit ereignen und sie werden zusammen in der gleichen Erfahrung gemacht.

Der Ort des Handelns existiert wirklich und die Methoden des Handelns sind in gewisser Weise klar. Aber der Grund, warum der Ort und die Methode des Handelns nicht vollständig geklärt werden können liegt darin, dass das Erkennen des Ortes und der Methode des Handelns sich genau in dem selben Augenblick als Verwirklichung des ganzen Universums ereignen. Die Erfahrung des ganzen Universums, das Erkennen des Ortes und die Methode des Handelns sind mit der Verwirklichung und Erfahrung des ganzen Universums zu einer unauflösbaren Einheit verbunden.

27. Geht nicht davon aus, dass das was ihr erlangt habt, zwangsläufig für das Selbst vollkommen bewusst ist und durch den Intellekt verstanden wird.

Grundprinzip: Wir sollten nicht immer denken, dass das was erlangt worden ist, zwangsläufig für uns selbst voll bewusst ist und durch den Verstand und Intellekt erkannt wird.

Normalerweise neigen intellektuelle und verstandesmäßige Menschen dazu zu denken, dass das was erlangt worden ist, zwangsläufig für das Selbst bewusst ist und durch den Verstand und Intellekt vollständig erkannt wird, aber dies ist nicht immer richtig.

28. Die Erfahrung des höchsten Zustandes wird sofort im Augenblick verwirklicht. Gleichzeitig ist ihre geheimnisvolle Existenz nicht notwendigerweise eine bewusste Verwirklichung. Die Verwirklichung ist selbst ein Zustand, der (verstandesmäßig) nicht eindeutig ist.

Grundprinzip: Es ist wahr, dass sich die Verwirklichung selbst im gegenwärtigen Augenblick offenbart, aber deren mysteriöse und geheimnisvolle Existenz offenbart sich nicht immer in allen Augenblicken.

Offen gesagt scheint die Wirklichkeit immer etwas nicht Fassbares zu sein.
Die Wirklichkeit existiert immer hier und jetzt. Aber manchmal ist sie durch etwas anderes verdeckt. Es ist eigenartig, dass die Wirklichkeit nicht immer deutlich sichtbar und erkennbar ist.

Montag, 22. Oktober 2007

Ven J.M. Cohen und die Dogen-Sangha sowie die Dogen-Sangha International (DSI)

Liebe Mitglieder der Dogen-Sangha und der Dogen-Sangha International,

kürzlich haben James Cohen und ich ein längeres Gespräch über unsere buddhistischen Sichtweisen geführt und leider zeigten sich dabei doch größere Unterschiede in unserem Denken.

Nachdem wir diesen Sachstand gründlich bedacht haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es besser für uns ist, dass jeder für sich daran arbeitet, den Buddhismus zu unterstützen und zu fördern.

Daher wird James Cohen in Zukunft für den Buddhismus nicht mehr im Rahmen der Dogen-Sangha und der Dogen-Sangha International arbeiten, sondern auf der Grundlage des Treeleaf Zendo. Selbstverständlich ist er einer meiner Dharma-Erben und daher wird sich unsere Kommunikation wie früher fortsetzen, obgleich er nicht mehr zur Dogen-Sangha oder zur Dogen-Sangha International gehört.

James Cohen wird über die wirklich schlechte Situation in vielen buddhistischen Gruppen und Linien der heutigen Zeit berichten und leider ist es wirklich zutreffend, dass der Zustand vieler buddhistischen Gruppen heute ausgesprochen miserabel ist. Aus diesem Grund haben wir die Dogen-Sangha und die Dogen-Sangha International gegründet, um solche ernst zu nehmenden negativen Zustände im heutigen Buddhismus zu überwinden und ihnen ein Ende zu setzen.

Daher möchte ich alle Mitglieder der Dogen-Sangha und der Dogen-Sangha International inständig bitten, mit uns zusammen zu arbeiten, um den schlechten heutigen Buddhismus zu beseitigen, indem wir auf der buddhistischen Lehre von Meister Dogen aufbauen und den wahren Buddhismus im 21. Jahrhundert entwickeln und fördern.
Das ist meine große Hoffnung.

Mit den besten Wünschen

Gudo Wafu Nishijima

Samstag, 13. Oktober 2007

Über die absolute Wirklichkeit

Sehr geehrter Meister Gudo Wafu Nishijima,
es ist für mich von großem Nutzen, aus ihren Antworten zu lernen, ganz herzlichen Dank. Ich habe die folgenden Fragen.
Vielen Dank und mit den besten Wünschen
siegfried hohlefeld

Lieber Herr Dr. Hohlfeld
Vielen Dank für Ihre ehrlichen Fragen
Gudo Wafo Nishijima

(Die Fragen sind hier mit den Antworten von Nishijima Roshi zusammengestellt.)

Frage 1: Gibt es eine absolute Wirklichkeit oder eine relative?
Antwort 1: Die Wirklichkeit ist immer nur eine einzige absolute.

Frage 2: Muss jeder Prozess mit unterschiedlichen und entgegengesetzten Richtungen zu einem Gleichgewicht kommen (Plus/Minus = Null), um in die Wirklichkeit einzutreten?
Antwort 2: Nein, ich denke nicht. Das Gleichgewicht ist genau mit dem menschlichen vegetativen Nervensystem verbunden und daher ist es unmöglich für uns, es in einen anderen Bereich zu erweitern.

Frage 3: Wie funktioniert Intuition im ausgeglichenen Zustand des Gleichgewichts? Was ist es?
Antwort 3: Die Intuition lehrt uns sofort die Wahrheit. Das ist nur eine einfache Tatsache.

Frage 4: Was ist ein Geist, der wie ein Spiegel ist?
Antwort 4: Der Geist ist eine mentale Funktion, z. B. Überlegung, Wahrnehmung oder Intuition.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Meister Nagarjuna und Fragen der Existenz

Lieber Herr Dr. Hohlfeld,

für Ihre wichtigen Fragen möchte ich Ihnen heute vielmals danken.
(Sie sind im Folgenden mit den Antworten zusammen gestellt)

Frage 1: Gibt es eine Biografie von Nagarjuna?
Antwort 1: Ich habe eine japanische Biografie von Nagarjuna gelesen, die auf einem Buch von Dr. Nakamura Hajime mit dem Titel "Nagarjuna" beruht und von Kodansha veröffentlicht wurde. Das Buch gehört zu einer japanischen Reihe mit der Bezeichnung "Geistiges Vermächtnis der Menschheit". Ich vermute, dass es einige andere Bücher über seine Biografie in Englisch gibt, aber bis jetzt habe ich sie nicht gelesen.

Frage 2: Welche wichtigen Tatsachen gibt es, in denen Nagarjuna und Dogen der selben Meinung sind?
Antwort 2: Ich denke, dass die wichtigsten Tatsachen, die Nagarjuna und Dogen gemeinsam haben, darin bestehen, dass diese beiden großartigen Meister eine sehr klare Vorstellung hatten, dass der Buddhismus genau Realismus ist. In diesem Fall ist es sehr wichtig, dass Realismus im Buddhismus sich grundlegend vom Materialismus (des Westens) unterscheidet, aber leider wird dieses Problem nicht von vielen Menschen so klar gesehen.

Frage 3: Denken Sie, dass das Träumen eine nützliche Beziehung zur Wirklichkeit hat?
Antwort 3: Ich denke, dass jeder sogar in seinen Träumen verantwortlich sein sollte und daher bin ich der Meinung, dass sogar der Traum etwas ist, das eine Art von Wirklichkeit beschreibt.

Frage 4: Bringt unser Handeln die Welt in die Existenz?
Antwort 4: Unser Handeln im gegenwärtigen Augenblick ist genau die Existenz in der Wirklichkeit und daher ist es auch das Universum selbst.

Frage 5: Wie können wir zur tiefen Einsicht in die Notwendigkeit kommen?
Antwort 5: Ich weiß nicht, ob es für uns notwendig ist, eine tiefe Einsicht zu bekommen oder nicht, weil ich nicht sicher bin, ob die sogenannte tiefe Einsicht wirklich auf der Erde existiert oder nicht.

Vielen Dank für Ihre außerordentlich wichtigen Fragen.
Gudo Wafu Nishijima


Zusatz von Yudo J. Seggelke:
Nishijima Roshi hat eine völlig neue Übersetzung vom "Gesang des Mittleren Weges" (MMK) von Meister Nagarjuna in Japanisch und Englisch erarbeitet. Die englische Fassung wurde von Brad Warner finalisiert und kommt demnächst heraus. Die deutsche Fassung wird von mir bearbeitet.

Samstag, 6. Oktober 2007

Wichtige Grundprinzipien des Shobogenzo (2):
Das Paramita der großen intuitiven Weisheit (Maka-hannya-haramitsu)


[71]
1. Wenn Bodhisattva Avalokiteshvara das tiefgründige Prajnya-Paramita praktiziert, reflektiert der ganze Körper, dass die fünf Skanda (Komponenten des Menschen und der Welt,) vollständig leer (also im Gleichgewicht) sind.

Grundprinzip: Wenn ein Mensch Zazen praktiziert hat, erfährt er oder sie, dass das ganze Universum so ist, wie es ist.

Der Bodhisattva Avalokiteshvara ist das Beispiel eines praktizierenden Buddhisten. Wenn jemand wahrhaft Zazen praktiziert, reflektiert er oder sie mit dem ganzen eigenen Körper und Geist, dass das ganze Universum genau so ist, wie es ist.
Am Ende des obigen Satzes heißt es, dass die fünf Skanda "vollständig leer" sind. Dies ist die Übersetzung des Sanskrit-Wortes "Shunya" oder "Shunyata", das im ursprünglichen Text verwendet wird. Es hat die Bedeutung des ausgeglichenen und ruhigen Zustandes, wenn das vegetative Nervensystem (bzw. der Mensch insgesamt) vollständig im Gleichgewicht ist. Daher bedeuten die Worte Shunya oder Shunyata einen Zustand "so, wie er ist" oder "so wie sie sind". Die fünf Komponenten (Skanda) bedeuten im Buddhismus: Materie, Wahrnehmung, Denken, Handeln und Bewusstsein. Diese Begriffe beschreiben das ganze Universum, das alle Dinge und Phänomene (und auch den Menschen) umfasst.

2. Reflexion ist Prajnya selbst.

Grundprinzip: Die Reflexion ist genau die Intuition, die sich ereignet, wenn das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht ist.

Ich habe den Eindruck, dass wir die menschliche Intuition in der westlichen Kultur nicht so sehr schätzen. Wir neigen sogar dazu, dass es etwas sehr Gefährliches für die Menschen ist, wenn man wichtige Entscheidungen aufgrund der Intuition fällt. Aber im Buddhismus gibt es den einzigartigen Grundsatz, dass alle wichtigen Entscheidungen durch Intuition mit größtmöglicher Sicherheit gefällt werden können. Wenn das sympathische Nervensystem stärker ist, neigen wir dazu, die Entscheidungen zu sehr von Ideologien, Spiritualität und Ideen abhängig zu machen, und wenn das parasympathische Nervensystem stärker ist, haben wir die Neigung, Entscheidungen aufgrund des Materialismus zu fällen. Wenn wir Menschen daher immer richtige und wahre Entscheidungen fällen wollen, ist es für uns unbedingt notwendig, in jedem Augenblick das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht zu halten.

3. Der Geist des Bhikshu (Mönch) handelt in diesem Augenblick konkret für sich allein und er ist selbst Prajnya im Zustand der tiefen achtungsvollen Verbeugung vor den wirklichen Dharmas. Dies gilt, ob (die wirklichen Dharmas) erscheinen und verschwinden oder nicht.

Grundprinzip: Das geheime und aufrichtige Verhalten des Bikshu ist Prajnya selbst und dies ist genau seine Verbeugung.

Meister Dogen denkt, dass das geheime und aufrichtige Verhalten des Bikshu Prajnya selbst offenbart und dass sich das Prajnya des Bikshu in seiner achtungsvollen Verbeugung offenbart.

4. Dieser Zustand wird wie folgt beschrieben: "ohne irgend etwas". Die Erklärung des Zustandes (von Prajnya) als „ohne irgend etwas“ kann auf diese Weise verstanden werden.

Grundprinzip: Der Zustand so, wie er ist, scheint mit Worten sehr schwer erklärbar zu sein, aber dies ist trotzdem nicht unmöglich.

Eine Formulierung mit dem Begriff "ohne irgend etwas" scheint doch sehr schwer verständlich zu sein. Daher denke ich, dass es für mich besser ist, ihn durch den Ausdruck: "Wie es ist" (also die Soheit) zu ersetzen.
[76]
5. Prajnya zu untersuchen ist der Raum selbst. Raum ist die Untersuchung von Prajnya.

Grundprinzip: Wenn wir Prajnya untersuchen und erforschen ist dies sehr ähnlich, als wenn wir den Raum untersuchen und erforschen und umgekehrt gilt dies ebenso.

(Die Bedeutung von) Prajnya zu untersuchen ist sehr ähnlich, als wenn wir den Raum untersuchen, weil Prajnya überall im gegenwärtigen Augenblick existiert. Genau so gibt es im gegenwärtigen Augenblick auch überall den Raum.
Wenn wir daher wissen wollen, was Prajnya wirklich ist, sollten wir uns den Raum vorstellen. Wir können weiterhin denken, dass wir immer überall im gegenwärtigen Augenblick unser eigenes Prajnya benutzen können, wenn wir den Zustand des Gleichgewichts unseres vegetativen Nervensystems haben.

[80]
6. Die Verwirklichung dieser Prajnya-Paramita ist die Verwirklichung des Buddha-Bhagavats.
Grundprinzip: Daher kann ein Mensch Buddha genannt werden, der immer den Zustand des Gleichgewichts aufrechterhält.

Wir können annehmen, dass ein Mensch, der immer im Zustand des Gleichgewichts ist, genau Buddha ist. Wir sollten auch denken, dass ein Mensch niemals genau im jetzigen Augenblick Buddha genannt werden kann, der nicht im Hier und Jetzt den Zustand des Gleichgewichts seines vegetativen Nervensystems aufrechterhält.