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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Dienstag, 14. Mai 2013

Untersuchung der Skandhas (Komponenten) des Menschen und der Welt, Nagarjuna, MMK, Kapitel 4



Vers 5
Etwas das keine Ursache oder keine Form hat kann sich niemals in dieser Welt manifestieren. Es gibt also keine Form ohne Ursachen.

Was wir als Veränderung bezeichnen ist ein mentaler Vergleich eines früheren mit einem späteren Zustand. Es ist also ein gedankliches Konstrukt. In der Wirklichkeit gibt es aber nur den jeweiligen Zustand im Augenblick während die Vergleiche durch Gehirntätigkeit erzeugt werden.

Im Gegensatz zur Form besitzt das was wir Veränderung nennen keine Wirklichkeit. Es ist eine Interpretation der jeweiligen Tatsachen im Augenblick.

Vers 6
Während wir etwas tun und handeln, können wir die Erfahrung kaum bewerten und klassifizieren. Es ist auch kaum möglich das Handeln als angenehm, passend und richtig oder umgekehrt als nicht angenehm, nicht passend oder falsch einzuschätzen.

Solche Bewertungen setzen wir gewissermaßen durch Gehirntätigkeit später hinzu. Das Handeln selbst vollzieht sich ohne derartige Klassifikationen.

Wenn das Handeln abgeschlossen und vollendet ist, gibt es Tatsachen, die sich in der wirklichen Welt manifestieren. Derartige Tatsachen werden von unserem Geist in der einen oder anderen Weise eingeordnet.

Was wir im Augenblick tun hat Folgen, die in der Welt bleiben. Wenn wir etwas getan haben, wird eine solche Handlung augenblicklich eine konkrete Tatsache.

Vers 7
Beim Erwerben von Wissen ist immer eine Absicht wirksam. Sie ist also ein wesentlicher Teil des Wissens selbst. Das heißt die Absicht steuert den Erwerb des Wissens. Sie färbt gewissermaßen das, was bei dem Studium erlangt wird. Es ist daher außerordentlich wichtig, Klarheit über die Absicht, die uns wesentlich steuert, zu erreichen und zu bewahren.

Jede Untersuchung findet in Bezug auf die Tatsachen der wirklichen Welt statt. Unser Handeln und Erwerben von Wissen hat dabei Rückwirkungen, die mehr oder minder stark auf andere und das ganze Universum wirksam sind.

Vers 8
Wer im Gleichgewicht ist, kann seine Aufmerksamkeit aufrechterhalten und gefestigt über alles reden. Er akzeptiert die vernetzten Prozesse, die er nicht ändern oder beeinflussen kann, in ruhiger unaufgeregter Haltung. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, ist ohne Panik oder Euphorie auf dem Mittleren Weg.

Diesen Zustand bezeichnet Nagarjuna als Leerheit (shunyata).

Vers 9
Manchmal ist es unbedingt nötig, einen anderen Menschen auf Fehler und Irrtümer hinzuweisen. Dies muss im Einklang mit dem buddhistischen Gelöbnis sein, dass wir nicht über die Fehler anderer herzuziehen, uns nicht selbst loben und aufwerten. Es muss also eine wirkliche Hilfe für den Anderen sein, die dieser auch akzeptiert, um daraus zu lernen. Ein solcher Hinweis auf Fehler gelingt, wenn wir selbst im Gleichgewicht sind und keine Aggressionen haben.

Wer selbst im Gleichgewicht ist, begeht keine gravierenden Fehler. Dafür ist vor allem die Praxis des Samadhi von zentraler Bedeutung. Bekanntlich ist der Samadhi ein Glied des Achtfachen Pfades. Im Samadhi selbst sind wir im Gleichgewicht und werden nicht durch Ideologien oder Vorurteile gesteuert. Wenn man anderen einen Rat erteilt und auf Fehler hinweist, muss das frei von Egoismus und Selbstdarstellung sein.

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