Über mich

Mein Bild
Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Untersuchung der Einheit von Handeln und Ergebnis (Karmaphla pariksha) Nagarjuna, MMK, Kapitel 17, Teil 2


Vers 12
Wenn Lust, Großartigkeit und auch Laster sich immer mehr vergrößern und mit fantastischen Illusionen verbunden werden, kann man die Dinge und Phänomene der Wirklichkeit überhaupt nicht mehr erkennen.

Die realen Dinge und Phänomene haben dann das Aussehen fantastischer Fiktionen, sie sind gerade nicht mehr die realen Dinge.

Vers 13
Nagarjuna möchte noch einmal unterstreichen, dass fantastische Einbildungen und Fiktionen dazu neigen, sich mit immer neuen Fiktionen und Illusionen zu verbinden, sich immer mehr zu vervielfältigen.

Diese Tatsache in der Welt wird von allen Buddhas Pratyeku-Buddhas und Shravakas gelehrt.

Pratyeku-Buddhas haben die Erleuchtung aus sich selbst erlangt und Shravakas sind Hörer der Lehre, sie sind zwar eher theoretisch orientiert, aber haben große Klarheit. Sie waren meist Hörer von Gautama Buddhas.

Vers 14
Gleichnis des Fliegens: Beim Fliegen gibt es fortlaufende Bewegungen der Flügel und dies ist genau die Wirklichkeit des Handelns. Nur durch diese Bewegungen gibt es die Wirklichkeit des Fliegens, statisches Fliegen gibt es nicht

Die vier physikalischen Elemente (Erde, Wasser, Feuer und Luft) gehören zur Wirklichkeit und sie sind Teil-Wirklichkeiten der Welt, die genauso sind wie sie sind.

Die Einteilung der physikalischen Elemente im alten Indien basierte noch nicht auf der naturwissenschaftlichen Forschung wie heute. Wir können sie aber einfach als Einteilung der physikalischen Welt verstehen. Die ganze Wirklichkeit bildet selbstverständlich eine Einheit, sodass die physikalischen Elemente nur deren Dimensionen wiedergibt.

Vers 15
Es macht für uns meist einen Unterschied, ob eine Arbeit vollständig beendet wird oder als Tun nur für eine bestimmte Zeit anhält. Aber was heißt eigentlich vollständig. Es handelt sich nämlich dabei um Einschätzungen durch unseren Geist.

Die Zeit schreitet ohne Unterbrechung und Beendigung unaufhaltsam voran. Nach der Annahme der linearen Zeit gibt es dadurch bestimmte Ergebnisse. Die Wirklichkeit der Zeit existiert aber immer nur im Augenblick. Gleichwohl mag die lineare Zeit eine sinnvolle Annahme sein, die für viele Bereiche des Lebens nützlich ist, z. B. in der Organisation.

Vers 16
In Bezug auf das Handeln als wahres Tun ist es gleich, ob es sich um „vollständiges Beenden“ oder vorübergehendes Arbeiten an einer Aufgabe handelt. Maßgeblich ist das wahre Handeln, das tatsächlich durchgeführt wird.

Wenn wir den Sinn für die Wirklichkeit verlieren, geht damit meist automatisch der Sinn für ethisches Handeln verloren. Böse Ideologien und Fantasien beherrschen dann den Menschen. Die damit zusammenhängende Zerstörung übersteigt dann jedes vernünftige Maß wie z. B. bei ideologischen Glaubenskriegen.

Vers 17
Es gibt verschiedene Arten von Streben, die sich unterscheiden und oft miteinander verbunden sind. Es gibt aber immer einen direkten Bezug zum wirklichen Handeln und darauf kommt es an.

Handeln kann z.B. mit dem Streben religiöser Ideale oder mit materiellen Zielen, wie Geld und Ruhm verbunden sein. Es kommt dabei immer auf das wahre Handeln selbst an, also wie man handelt: ethisch gut oder nicht.

Es gibt verschiedene materielle Dimensionen, die sich auch ändern können. Nur die Wirklichkeit selbst manifestiert sich als ein einheitlicher Bereich.

Vers 18
Die wirklichen Tatsachen dieser Welt basieren immer auf Handeln. Handlung ist also die fundamentale Wahrheit dieser Welt, während die Dinge und sogar wir selbst als Personen daraus abgeleitet sind: Wir sind, was und wie wir handeln. Eine Person ist also eine Abstraktion. Noch einmal: In Wirklichkeit geht es um das Handeln des Menschen, das die eigentliche Realität ist.

Die Welt und das Universum können wir also nicht vom Handeln trennen. Handeln und Universum sind in einem guten gereiften Zustand genauso wie sie sind.

Vers 19
Was Resultat genannt wird, ist unveränderlich und unabhängig von der Zeit, es hat keine Beziehung zum Entstehen und Vergehen der Dinge und Phänomene. Meistens ist ein Ergebnis aber mit einem bestimmten starren Bild verbunden und beinhaltet subjektive Bewertungen wie günstig, ungünstig, leidvoll oder Glück bringend.

Daraus wird deutlich, dass das Resultat eine Vorstellung im Gehirn ist und nicht die Wirklichkeit selbst, ob bewusst, aber viel häufiger unbewusst.

Vers 20
Der Gleichgewichtszustand wird in Sanskrit Shunyata (oft als Leere übersetzt) genannt und kennzeichnet einen Augenblick, sodass er nicht erscheint und nicht vergeht.

Wenn wir nicht im Gleichgewicht sind und keine Selbststeuerung haben, machen wir viele Fehler im Leben, z.B. wenn wir zu naiv und leichtgläubig sind oder wenn wir dauernd zweifeln und zögern und daher richtiges Handeln verpassen. Viele Menschen leiden daher, machen unnötige Fehler und kämpfen sich mühsam durchs Leben. Dies liegt daran, dass sie ihre wahre Natur noch nicht erkannt haben.
Gautama Buddha lehrt jedoch, dass dies nicht dauernd so sein muss, sondern beendet werden kann.

Handlungen sind etwas, das immer weiter fortwirkt, sodass man sagen kann, dass sie ewig sind.

Vers 21
Wenn es noch keine konkrete Handlung gibt, spielt sich alles als Vorstellung im Gehirn ab. Dann können sich die konkreten Dinge und Phänomene nicht zeigen wie sie sind. Dies gilt auch für Vorstellungen jetzt und auch in Zukunft.

Hypothetische Situationen gibt es nur im Bereich der Vorstellung und des subjektiven Denkens.

Auch die Lehren Nagarjunas müssen daher in der Praxis erprobt werden, sonst bleiben sie reine Theorie und beinhalten nur Vorstellungen.



Keine Kommentare: