MMK, Kap. 2: Untersuchung der Wirklichkeit von „gegangen“ und „nicht gegangen“, (Teil 4)
Vers 7
Wenn ein Mensch sich nicht verwirklicht und nicht manifestiert hat, ist es auch unmöglich, dass sich das wahre Handeln in der wirklichen Welt manifestiert.
Das wirkliche Gehen kann also nur von einem wirklichen Menschen durchgeführt werden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass der Mensch bereits eine Abstraktion (z. B. als Vorstellung) von seinen einzelnen wirklichen Handlungen ist. Wer also vom Ich-Stolz durchdrungen ist (und damit kein wahrer Mensch ist), kann nicht wirklich gehen.
Auch eine abstrakte Vorstellung vom Gehen, die wir uns vielleicht machen, behindert das wirkliche Gehen oder macht es unmöglich.
Das wirkliche Handeln selbst, (hier am Beispiel des Gehens), ist für Nagarjuna fundamental im Leben und Universum. Abstraktionen sind es nicht.
Vers 8
Das Wort und die mentale Vorstellung der Bewegung sind nicht das Gehen selbst. Eine solche Vorstellung der Bewegung ist (sogar) mit dem Nicht-Gehen gleichzusetzen, weil es nicht das wirkliche Handeln ist.
Dies erscheint banal, weil wir meinen, dass es doch klar sei, wenn jemand nicht geht, dass er sich auch nicht bewegt. Gleichwohl können wir die Vorstellung haben, uns zu bewegen, aber in Wirklichkeit gehen wir überhaupt nicht. (Das gilt z. B. auch für das Gehen auf dem Buddha-Weg!)
Vers 9
Die Bewegung (als Prozess und Ablauf) ist immer eine gewisse Abstraktion und mentale Vorstellung, wenn man sie mit dem wirklichen Gehen vergleicht.
Eine solche Abstraktion des Gehens erscheint niemals wirklich in der Welt und ist keine Realität.
Wenn wir daher nicht wirklich gehen, kann sich auch die Bewegung nicht zeigen und nicht manifestieren.
Vers 10
Ein Mensch der geht und die wirkliche Bewegung des Gehens basieren auf dem wahren Tun und Handeln zu gehen. Sowohl der Mensch als auch die Bewegung sind jedoch Abstraktionen, die ohne das Tun und Handeln keine Wirklichkeit sind, sondern entweder gegenstandslose Ideen oder nur aus der Beobachtung des Konkreten (Z. B. Form und Farbe) abgeleitet sind.
Wenn wir diesen zentralen Ansatz Nagarjunas akzeptieren, besteht die Wirklichkeit aus dem realen Tun und Handeln. Und wenn es das reale Tun und Handeln nicht gibt, gibt es auch keinen wirklichen Menschen und keine wirkliche Bewegung. (Übrigens kann man durch reine Beobachtung gerade des Gehens einen Menschen recht gut erkennen, auch von hinten, z. B. bedeutsam, resigniert, zögerlich oder heiter und locker)
Freitag, 23. März 2012
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen