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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Dienstag, 16. Juni 2009

Realität, Materialismus, Erleuchtung und das vegetative Nervensystem

Nachdem ich die englische Übersetzung des MMK (Gesang des Mittleren Weges von Meister Nagarjuna) beendet habe, möchte ich eine kurze Erläuterung zur Realität, zum Materialismus und zum vegetativen (autonomen) Nervensystem im Zusammenhang mit der Erleuchtung geben.

Im 19. Jahrhundert hatten fast überhaupt keine Menschen Kenntnis von dem wichtigen vegetativen Nervensystem (VNS). Erst im 20. Jahrhundert haben wir die die Existenz und Funktionen des vegetativen Nervensystem / VNS in unserem Körper und Geist entdeckt. Wegen dieses wichtigen wissenschaftlichen Fortschrittes wurde eine sehr fundamentale Veränderung und Präzisierung der buddhistischen Philosophie ermöglicht.

Bevor das vegetative Nervensystem erforscht worden war, war es für die Menschen unmöglich, den Unterschied zwischen Materie und Realität zu erkennen. Aber nachdem das VNS erforscht wurde, war es zum ersten Mal möglich, den gravierenden Unterschied zwischen Materie und Realität zu begreifen. Dieser Unterschied lässt sich wie folgt beschreiben:
Das vegetative Nervensystem (VNS) gliedert sich in zwei Teilsysteme, nämlich in das sympathische Nervensystem (SNS) und das parasymphatische Nervensystem (PNS). Wenn das sympathische System (SNS) stärker ist, neigen wir zu spiritueller Denk- und Verhaltensweise. Wenn dagegen das parasympathische System (PNS) stärker ist, neigen wir zu physischem und körperlichem Verhalten. Wenn wir in unserem täglichen Leben übermäßig spirituell sind, können wir niemals ein natürliches menschliches Wesen sein, sondern wir fühlen uns wie die Götter. Und wenn wir übermäßig körperlich und physisch orientiert sind, können wir ebenfalls niemals menschliche Wesen sein, sondern wir sind wie Tiere. Daher hat uns Gautama Buddha empfohlen, dass wir in jedem Augenblick wahre menschliche Wesen sind. Mit anderen Worten empfahl uns Gautama Buddha, in unserem täglichen Leben weder wie Götter noch wie Tiere zu sein. Wann sind wir aber wahre Menschen?

Bevor die Wichtigkeit des Gleichgewichtes des vegetativen Nervensystems (VNS) erkannt wurde, war es für die Menschen unmöglich, den Unterschied der drei ganz verschiedenen Zustände und Lebenssituationen zu begreifen, nämlich des stärkere SNS, des stärkere PNS und des Gleichheitgewichts oder der Balance dieser beiden Teilsysteme. Vorher war es für die Menschen tatsächlich unmöglich, die Existenz des Gleichgewichts-Zustandes zwischen SNS und PNS überhaupt zu erkennen. Mit anderen Worten haben die Menschen zu jener Zeit den Zustand im Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems (VNS) überhaupt nicht begreifen können und es war daher unmöglich für sie, die wahre Bedeutung der Erleuchtung zu erkennen. Dies ist nämlich genau die Gleichheit zwischen SNS und PNS oder der Zustand des Gleichgewichtes im gesamten vegetativen Nervensystem der Menschen.

Daher können wir sagen, dass wir die wahre Bedeutung, die Erleuchtung zu erlangen, zum ersten Mal im 20. Jahrhundert wirklich erkannt haben. Mit anderen Worten haben wir die Erleuchtung erst im 20. Jahrhundert richtig verstanden. Wir können sagen, dass der Buddhismus damit die Charakteristika einer Religion aufgegeben hat und in eine Lebensphilosophie der Wirklichkeit hineingewachsen ist, die mit wissenschaftlichen Experimenten ganz klar bestätigt werden kann. Wir können den Buddhismus so erklären, dass er genau die höchste Philosophie in der menschlichen Gesellschaft ist und können dies so ausdrücken, dass Buddhismus die höchste Lebensphilosophie in der Geschichte des Universums ist.

Wenn wir Diskussionen über den Buddhismus führen, ist es notwendig für uns, den Unterschied dessen zu bedenken, was im 20. Jahrhundert und vorher bekannt war und was in dem jetzt angebrochenen 21. Jahrhundert erkannt und verlässlich erforscht wurde. Vor dem 20. Jahrhundert hat der Buddhismus nur die zwei Arten von Philosophie beinhaltet, nämlich den Idealismus und Materialismus. Erst seit dem 20. Jahrhundert hat der Buddhismus sowohl die Bedeutung des stärkeren sympathischen Nervensystem bzw. des stärkeren parasympathische Nervensystems erkannt, als auch den so wichtigen Gleichgewichtszustand des gesamten vegetativen (autonomen) Nervensystems. Der Buddhismus hat also die beiden unterschiedlichen unbalancierten Zustände und darüber hinaus vor allem das Gleichgewicht entdeckt, bei dem keines der beiden Teilsysteme stärker ist. Dies wird Erleuchtung genannt!

In einer solchen Situation hat die Menschheit mit anderen Worten die Wirklichkeit und Realität zum ersten Mal philosophisch erforscht und praktisch erkannt. Wir Menschen haben damit (genau) die Wirklichkeit entdeckt und gefunden, die auf dem Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems beruht.