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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Dienstag, 8. April 2008

11. Sein-Zeit (Uji), Teil 1
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1. „Ein ewiger Buddha sagt: Manchmal auf dem höchsten Gipfel (des Berges) stehen. Manchmal auf dem Grund des tiefsten Ozeans gehen. Manchmal drei Köpfe und acht Arme. Manchmal der sechzehn Fuß oder acht Fuß (große goldene Körper).Manchmal ein Stab oder ein Fliegenwedel. Manchmal ein Außenpfeiler oder eine Steinlaterne. Manchmal der dritte Sohn des Chang oder der vierte Sohn des Lee. Manchmal die Erde und der Raum.“

Grundprinzip:
Ein ewiger Buddha sagt:
Zur Sein-Zeit, auf dem Gipfel eines sehr hohen Berges stehen. Zur Sein-Zeit, auf dem sehr tiefen Grund des Ozeans gehen. Zur Sein-Zeit, sehr böse wie Ragaraja sein.Zur Sein-Zeit, sechzehn Fuß oder sechs Fuß sein wie Gautama Buddha. Zur Sein-Zeit, einen Stab oder einen Fliegenwedel für eine buddhistische Zeremonie haben. Zur Sein-Zeit, wie ein Außenpfeiler oder eine Steinlaterne im Tempel sein. Zur Sein-Zeit, der dritte Sohn des Chang oder der vierte Sohn des Lee sein. Zur Sein-Zeit, die ganze Erde oder der Raum sein.

Kommentar:
Nach der buddhistischen Lehre existiert alles wirklich genau im gegenwärtigen Augenblick, daher beschreibt das obige buddhistische Gedicht genau die wirklichen Situationen unseres menschlichen Lebens.

2. „In diesem Wort "manchmal" ist Zeit genau das Sein und das Sein ist Zeit. Der sechzehn Fuß goldene Körper ist selbst Zeit. Weil er Zeit ist, hat er den strahlenden Glanz der Zeit. Wir sollten sie als die zwölf Stunden des Tages lernen. Die drei Köpfe und acht Arme sind selbst Zeit. Weil sie Zeit sind, sind sie genau dasselbe wie die zwölf Stunden des Tages. Wir können niemals messen, wie lang und weit entfernt oder wie kurz und eilig zwölf Stunden sind, gleichzeitig nennen wir sie "zwölf Stunden". Das Verlassen und Kommen der Richtungen und Spuren (der Zeit) sind klar und daher zweifeln die Menschen nicht daran. Sie zweifeln nicht daran, aber das bedeutet nicht, dass sie die Zeit (wirklich) kennen. Die Zweifel, welche die Lebewesen von Natur aus an jeder Sache und jeder Tatsache haben, die wir nicht kennen, sind nicht in sich stimmig. Daher ist unsere vergangene Geschichte des Zweifels nicht immer genau dasselbe wie unser jetziger Zweifel. Wir können jedoch für die Gegenwart sagen, dass Zweifel nichts anderes als Zeit ist.“

Grundprinzip:
Die Bedeutung von "Sein-Zeit" beinhaltet, dass Zeit genau dasselbe ist wie das Sein. Und das Sein ist in jedem Fall genau dasselbe wie die Zeit. Der goldene Körper von Gautama Buddha, der sechzehn Fuß hoch ist, ist genau der gegenwärtige Augenblick. Weil er der gegenwärtige Augenblick ist, hat er das großartige Leuchten wie die Zeit. Wir sollten untersuchen, dass die Zeit genau als Zeit verstanden werden sollte, und dies ist dasselbe wie die vierundzwanzig Stunden des Tages. Der Zustand, wütend wie Ragaraja zu werden, ist genau Zeit und weil er Zeit ist, mag er genau dasselbe sein wie die vierundzwanzig Stunden, die wir jetzt benutzen. Insoweit ist es für uns unmöglich, die Länge, den Abstand, die Kürze und die Dringlichkeit zu berechnen, aber aus Bequemlichkeit nennen wir sie die vierundzwanzig Stunden. Weil die Richtung oder die Spuren der Zeit tatsächlich sehr klar zu sein scheinen, haben die Menschen normalerweise keine Zweifel an der Zeit. Aber obgleich sie daran keinen Zweifel haben, ist es nicht wahr, dass sie wirklich eine solche Sache klar erkennen. Selbstverständlich ist es nicht so eindeutig klar, wenn die Menschen an verschiedenen Dingen und Phänomenen unmissverständlich zweifeln, ob sie wirklich entschiedene Zweifel haben oder nicht. Daher ist es nicht immer offensichtlich, ob der heutige Zweifel der selbe ist wie der frühere Zweifel. Es kann jedoch auf jeden Fall gesagt werden, dass der Zweifel unausweichlich genau die Zeit ist.

Kommentar:
Kurz gesagt ist es nicht immer klar, ob wir die selben Zweifel haben oder nicht. Aber es ist vollständig klar, dass eine einfache Tatsache, die Zweifel genannt wird, auf jeden Fall selbst Zeit ist.

3.“Wir bringen uns selbst in Ordnung und sehen (den sich ergebenden Zustand) als das ganze Universum. Jeder Einzelne und jedes Objekt in diesem ganzen Universum sollte als einzelner Augenblick der Zeit angesehen werden. Objekte hindern nicht Objekte, und in derselben Weise behindern die Augenblicke der Zeit nicht die Augenblicke der Zeit. Aus diesem Grund gibt es Entschlüsse, die im selben Augenblick der Zeit gefasst werden und es gibt Augenblicke der Zeit, in denen dieselben Entschlüsse gefasst werden. Praxis und Verwirklichung der Wahrheit sind genauso wie dies.„

Grundprinzip:
Wir bringen uns selbst in Ordnung und wir sehen (das Ergebnis) als das ganze Universum. Jeder Mensch und jedes Ding in diesem ganzen Universum sollte als einzelner Augenblick der Zeit angesehen werden. Ein Ding behindert nicht ein Ding und in der selben Weise behindert ein Augenblick der Zeit nicht einen (anderen) Augenblick der Zeit. Aus diesem Grund gibt es zur selben Zeit die Erweckung des Geistes zur Wahrheit, und es ereignet sich der selbe Geist zur gleichen Zeit. Die Praxis und Verwirklichung der Wahrheit sind auch genau so wie dies.

Kommentar:
Ich ordne mich als das Universum, und jeder Mensch und jedes Ding sind genau dasselbe wie jede einzelne Zeit. Jedes Ding behindert nicht jedes andere Ding und jede Zeit behindert nicht jede andere Zeit. Daher kann sich zum selben Augenblick das Erwecken des Willens zur Wahrheit ereignen und derselbe Wille zur Wahrheit kann sich zum selben Augenblick ereignen. Die Praxis und die Verwirklichung der Wahrheit sind auch (genau so und) in derselben Situation.

4. „Indem wir das Selbst in Ordnung bringen, sehen wir, was es ist. Die Wahrheit, dass das Selbst Zeit ist, ist wie dies.“

Grundprinzip:
Indem wir uns ordnen wie wir sind, schauen wir auf uns, wie wir sind. Daher ist es ganz klar, dass wir wie dieses (auch) Zeit sind.

Kommentar:
Daher ist es sehr klar, dass wir selbst genau Zeit sind.

5. „Wir sollten in der Praxis lernen, dass die Erde wegen dieser Wahrheit unzählige Phänomene und Hunderte von Dingen umfasst und jedes Phänomen und jedes Ding existiert auf der ganzen Erde.„

Grundprinzip:
Wegen dieses Prinzips existieren verschiedenartige Phänomene und viele Dinge auf der Erde wie sie sind, und wir sollten durch Erfahrung lernen, dass jedes Ding und jedes Phänomen auf der Erde unabhängig von einander existiert.

Kommentar:
Weil alle Dinge und Phänomene so wie dies existieren, so wie sie sind, sollten wir durch Erfahrung studieren, dass verschiedenartige Phänomene und viele Dinge auf der Erde existieren. Die Existenz von uns selbst bedeutet die Existenz unseres Handelns, und daher ist es ein ganz klares Prinzip, dass wir Zeit selbst genau sind.

6. „Solches Hin und Her ist ein erster Schritt (auf dem Weg) der Praxis. Wenn wir auf demFeldt des Unfassbaren ankommen, gibt es genau ein (konkretes) Ding und ein (konkretes) Phänomen, hier und jetzt.(Dies ist jenseits) des Verstehens oder Nicht-Verstehens der Phänomene und (jenseits) des Verstehens oder des Nicht-Verstehens der Dinge. Weil (wirkliche Existenz) nur dieser genaue Augenblick ist, sind alle Augenblicke der Sein-Zeit das Ganze der Zeit. Alle Existierenden Dinge und alle Existierenden Phänomene sind Zeit. Das Ganze der Existenz, das ganze Universum, existiert in einzelnen Augenblicken der Zeit.„

Grundprinzip:
Ein solches Kommen und Gehen ist der Anfangspunkt der Praxis. Jedoch im Falle des Ankommens beim höchsten Unfassbaren sind die Situationen genau eine Sache oder ein Phänomen. Dies ist das Verstehen oder jenseits des Verstehens. Oder es ist das Verstehen eines Dinges oder jenseits eines Dinges. Weil jede Zeit immer genau der gegenwärtige Augenblick ist, ist die Sein-Zeit vollkommen die ganze Zeit. Ein existierendes Ding und ein existierendes Phänomen sind beide Zeit. Mit anderen Worten existieren das Sein und das ganze Universum in der gegenwärtigen Zeit jedes einzelnen Augenblicks.

Kommentar:
In der buddhistischen Lehre sind Existenz und Zeit immer zu einer Einheit verbunden. Wir können daher denken, dass die ganze Existenz und das ganze Universum genau zur Zeit jedes Augenblicks existieren.

7. „Dies besagt, dass ich dort in jener Zeit war, als ich einen Berg bestieg oder einen Fluss überquerte. Dort muss in mir Zeit gewesen sein. Und ich existiere tatsächlich jetzt, (daher) konnte die Zeit sich nicht entfernt haben. Wenn die Zeit nicht die Form des Verlassens und Kommens hat, ist die Zeit des Ersteigens eines Berges das Gegenwärtige als Sein-Zeit.“

Grundprinzip:
Das besagt, dass ich wirklich in jenem Augenblick existierte, als ich den Berg erstieg und den Fluss überquerte. Und genau in jener Zeit mag ich zweifellos Zeit haben. Daher existierte ich genau zu jener Zeit und es ist unmöglich für die Zeit, mich zu verlassen. Wenn es wahr ist, dass Zeit nicht irgendeine Form des Verlassens oder Kommens hat, ist die Zeit des Ersteigens eines Berges genau der gegenwärtige Augenblick der Sein-Zeit.

Kommentar:
Auch in der vergangenen Zeit, kann ich sagen, dass die Zeit des Ersteigens eines Berges genau ein gegenwärtiger Augenblick der Sein-Zeit gewesen ist, wenn ich zu einem wirklichen Augenblick einen Berg erstiegen habe.

8. „Um den wesentlichenKern zu erfassen und ihn auszudrücken: Alles, was im ganzen Universum existiert, ist als (fortlaufende) Folge an einander gereiht und gleichzeitig sind es einzelne Augenblicke der Zeit. Weil (Zeit) die Sein-Zeit ist, ist es meine Sein-Zeit.“

Grundprinzip:
Kurz gesagt, die ganze Existenz im ganzen Universum ist in einzelne Augenblicke unterteilt, auch wenn es erscheint, dass es zu einer Einheit verbunden ist. Und weil es Sein-Zeit ist, kann ich es meine Sein-Zeit nennen.

Kommentar:
Obgleich das ganze Universum zu einer Einheit verbunden zu sein scheint, kann man sagen, dass das Universum tatsächlich immer in einzelne Augenblicke geteilt ist. Daher können wir jeden einzelnen getrennten Augenblick als Sein-Zeit bezeichnen und wir können es als meine Sein-Zeit bezeichnen.

9. „Die Sichtweise des gewöhnlichen Menschen heute und die Ursachen und Bedingungen (dieser) Sichtweise sind etwas, das der gewöhnliche Mensch als seine Erfahrungen macht. Aber sie sind nicht die Wirklichkeit des gewöhnlichen Menschen. Es ist für die Gegenwart genau so, dass die Wirklichkeit einen gewöhnlichen Menschen nach ihren Ursachen und Bedingungen geformt und gemacht hat. Weil er diese Zeit und diese Existenz als etwas anderes als die Wirklichkeit selbst versteht, nimmt er an, dass "der sechzehn Fuß goldene Körper jenseits von mir (selbst) ist". Die Versuche (dem Problem) auszuweichen, indem (er denkt) "ich bin niemals der sechzehn Fuß goldene Körper" sind auch der Funke und das Aufblitzen der Sein-Zeit. Sie sind ihre flüchtigen Blicke und (Ahnung) durch einen Menschen, der (die Sein-Zeit) noch in der Erfahrung verwirklichen muss und ihr vertrauen muss.“

Grundprinzip:
Die Art und Weise, wie der gewöhnlich Mensch den gegenwärtigen Augenblick sieht und die Ursachen und Umstände dieser Sichtweise des gewöhnlichen Menschen sind genau seine (nur subjektiven) Erfahrungen. Aber sie sind nicht die Wirklichkeit des gewöhnlichen Menschen. In dieser Situation hat das Universum für eine Weile genau die Ursachen und Umstände (der subjektiven Erfahrungen) für den gewöhnlichen Menschen erzeugt. Der gewöhnliche Mensch versteht nämlich, dass diese wirkliche Zeit und diese wirkliche Existenz sich vom Universum unterscheiden und er denkt daher, dass Gautama Buddha, der einen goldenen Körper von sechzehn Fuß hat, sich von dem gewöhnlichen Menschen selbst unterscheidet. Aber der gewöhnliche Mensch, der denkt, dass er nicht Gautama Buddha selbst ist, und der davor fliehen möchte, Gautama Buddha zu sein, ist auch genau jeder gegenwärtige Augenblick der Sein-Zeit. Es ist genau die gegenwärtige Sichtweise durch den gewöhnlichen Menschen, der nicht die wirkliche Sichtweise in jedem einzelnen Augenblick realisiert hat.

Kommentar:
Obgleich das Universum jeden Menschen genau so wie Gautama Buddha geschaffen hat, lehnt der gewöhnliche Mensch diese wirklichen Tatsachen ab. Daher akzeptiert der gewöhnliche Mensch nicht, dass er genau so wie Gautama Buddha selbst ist.

10. „Weil Überflüssiges genau etwas Überflüssiges ist, ist auch ein Augenblick die halb-vollkommen-verwirklichte Sein-Zeit die vollkommene Verwirklichung der halben-Sein-Zeit. Auch jene Phasen, in denen wir scheinbar leichtsinnig herumirren, sind auch das Sein und die Existenz. Wenn wir (das Herumirren) ganz diesem Sein überlassen, nehmen (die Augenblicke) ihren Platz im Dharma ein, auch wenn (die Augenblicke) sich vorher und nachher als leichtsinniges Herumirren offenbaren. Im Zustand des kraftvollen Handeln ist es genau die Sein-Zeit, wenn wir unseren Platz im Dharma einnehmen.“

Grundprinzip:
Weil etwas Überflüssiges für immer als etwas Überflüssiges genommen werden muss, muss auch eine Sein-Zeit, die nicht nur halb verwirklicht worden ist, als halbe Sein-Zeit genommen werden, die bereits verwirklicht worden ist. In diesem Fall sind auch Formen und Situationen, die bereits scheinbar durchlaufen wurden, ohne Zweifel genau das Sein und die Existenz. Wenn wir darüber hinaus der wirklichen Situation der Sein-Zeit folgen, sind auch die davor und danach verwirklichten Tatsachen, die durch Fehler realisiert worden sind, auch der lebende Ort der Sein-Zeit. Die außerordentlich kraftvolle Aktivität im System des Universums ist immer die Sein-Zeit.

Kommentar:
Die wirkliche Sein-Zeit sind immer Tatsachen im gegenwärtigen Augenblick und daher ist auch eine halb-realisierte Sein-Zeit genau die halb-realisierte Sein-Zeit. Auch die wirklichen Situationen, die Fehler zu sein scheinen, sind auch die wirkliche Sein-Zeit der Fehler. Alle kraftvollen wirklichen Aktivitäten, die im Universum existieren, sind genau die wirklichen Sein-Zeiten.

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