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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Samstag, 6. Oktober 2007

Wichtige Grundprinzipien des Shobogenzo (2):
Das Paramita der großen intuitiven Weisheit (Maka-hannya-haramitsu)


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1. Wenn Bodhisattva Avalokiteshvara das tiefgründige Prajnya-Paramita praktiziert, reflektiert der ganze Körper, dass die fünf Skanda (Komponenten des Menschen und der Welt,) vollständig leer (also im Gleichgewicht) sind.

Grundprinzip: Wenn ein Mensch Zazen praktiziert hat, erfährt er oder sie, dass das ganze Universum so ist, wie es ist.

Der Bodhisattva Avalokiteshvara ist das Beispiel eines praktizierenden Buddhisten. Wenn jemand wahrhaft Zazen praktiziert, reflektiert er oder sie mit dem ganzen eigenen Körper und Geist, dass das ganze Universum genau so ist, wie es ist.
Am Ende des obigen Satzes heißt es, dass die fünf Skanda "vollständig leer" sind. Dies ist die Übersetzung des Sanskrit-Wortes "Shunya" oder "Shunyata", das im ursprünglichen Text verwendet wird. Es hat die Bedeutung des ausgeglichenen und ruhigen Zustandes, wenn das vegetative Nervensystem (bzw. der Mensch insgesamt) vollständig im Gleichgewicht ist. Daher bedeuten die Worte Shunya oder Shunyata einen Zustand "so, wie er ist" oder "so wie sie sind". Die fünf Komponenten (Skanda) bedeuten im Buddhismus: Materie, Wahrnehmung, Denken, Handeln und Bewusstsein. Diese Begriffe beschreiben das ganze Universum, das alle Dinge und Phänomene (und auch den Menschen) umfasst.

2. Reflexion ist Prajnya selbst.

Grundprinzip: Die Reflexion ist genau die Intuition, die sich ereignet, wenn das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht ist.

Ich habe den Eindruck, dass wir die menschliche Intuition in der westlichen Kultur nicht so sehr schätzen. Wir neigen sogar dazu, dass es etwas sehr Gefährliches für die Menschen ist, wenn man wichtige Entscheidungen aufgrund der Intuition fällt. Aber im Buddhismus gibt es den einzigartigen Grundsatz, dass alle wichtigen Entscheidungen durch Intuition mit größtmöglicher Sicherheit gefällt werden können. Wenn das sympathische Nervensystem stärker ist, neigen wir dazu, die Entscheidungen zu sehr von Ideologien, Spiritualität und Ideen abhängig zu machen, und wenn das parasympathische Nervensystem stärker ist, haben wir die Neigung, Entscheidungen aufgrund des Materialismus zu fällen. Wenn wir Menschen daher immer richtige und wahre Entscheidungen fällen wollen, ist es für uns unbedingt notwendig, in jedem Augenblick das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht zu halten.

3. Der Geist des Bhikshu (Mönch) handelt in diesem Augenblick konkret für sich allein und er ist selbst Prajnya im Zustand der tiefen achtungsvollen Verbeugung vor den wirklichen Dharmas. Dies gilt, ob (die wirklichen Dharmas) erscheinen und verschwinden oder nicht.

Grundprinzip: Das geheime und aufrichtige Verhalten des Bikshu ist Prajnya selbst und dies ist genau seine Verbeugung.

Meister Dogen denkt, dass das geheime und aufrichtige Verhalten des Bikshu Prajnya selbst offenbart und dass sich das Prajnya des Bikshu in seiner achtungsvollen Verbeugung offenbart.

4. Dieser Zustand wird wie folgt beschrieben: "ohne irgend etwas". Die Erklärung des Zustandes (von Prajnya) als „ohne irgend etwas“ kann auf diese Weise verstanden werden.

Grundprinzip: Der Zustand so, wie er ist, scheint mit Worten sehr schwer erklärbar zu sein, aber dies ist trotzdem nicht unmöglich.

Eine Formulierung mit dem Begriff "ohne irgend etwas" scheint doch sehr schwer verständlich zu sein. Daher denke ich, dass es für mich besser ist, ihn durch den Ausdruck: "Wie es ist" (also die Soheit) zu ersetzen.
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5. Prajnya zu untersuchen ist der Raum selbst. Raum ist die Untersuchung von Prajnya.

Grundprinzip: Wenn wir Prajnya untersuchen und erforschen ist dies sehr ähnlich, als wenn wir den Raum untersuchen und erforschen und umgekehrt gilt dies ebenso.

(Die Bedeutung von) Prajnya zu untersuchen ist sehr ähnlich, als wenn wir den Raum untersuchen, weil Prajnya überall im gegenwärtigen Augenblick existiert. Genau so gibt es im gegenwärtigen Augenblick auch überall den Raum.
Wenn wir daher wissen wollen, was Prajnya wirklich ist, sollten wir uns den Raum vorstellen. Wir können weiterhin denken, dass wir immer überall im gegenwärtigen Augenblick unser eigenes Prajnya benutzen können, wenn wir den Zustand des Gleichgewichts unseres vegetativen Nervensystems haben.

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6. Die Verwirklichung dieser Prajnya-Paramita ist die Verwirklichung des Buddha-Bhagavats.
Grundprinzip: Daher kann ein Mensch Buddha genannt werden, der immer den Zustand des Gleichgewichts aufrechterhält.

Wir können annehmen, dass ein Mensch, der immer im Zustand des Gleichgewichts ist, genau Buddha ist. Wir sollten auch denken, dass ein Mensch niemals genau im jetzigen Augenblick Buddha genannt werden kann, der nicht im Hier und Jetzt den Zustand des Gleichgewichts seines vegetativen Nervensystems aufrechterhält.

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