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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Montag, 29. Oktober 2007


3. Das verwirklichte Universum (Genjo-koan)

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1.Wenn alle Dharmas (, die Wirklichkeit) als der Buddha-Dharma ( also die Buddha-Lehre gesehen werden), dann gibt es Täuschung und Verwirklichung, gibt es Praxis, gibt es Leben und Tod, gibt es Buddhas und gewöhnliche Wesen.

Grundprinzip: Wenn das ganze Universum auf der Grundlage des idealistischen Buddhismus gedacht wird, unterscheidet man immer zwischen der besten und schlechtesten Situation (der Buddha-Lehre).Die vier (buddhistischen) Lebensphilosophien stehen am Anfang dieses Kapitels "Das verwirklichte Universum" (Genjo-koan). Darin werden diese vier Sichtweisen genau erläutert. Sie wurden von Gautama Buddha zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit durch seine erste Dharma-Rede (nach dem vollständigen Erwachen) erklärt. Leider ist die Bedeutung der Theorie (der vier Lebensphilosophien) sehr schwer zu verstehen, sodass sie seit tausenden von Jahren nicht richtig erfasst wurde.Obgleich Meister Dôgen die wahre Bedeutung der vier Lebensphilosophien bereits am Anfang des 13. Jahrhunderts in Japan verstanden hatte, war es für die normalen Menschen und Buddhisten der damaligen Zeit nicht möglich, diese wahre Lehre des Shobogenzo zu erkennen. Daher wurde auch die Bedeutung der vier Lebensphilosophien wegen ihrer großen Schwierigkeit nicht verstanden.

Erst im 20. Jahrhundert wurde zum ersten Mal durch unsere Anstrengungen der wahre Gehalt des Shobogenzo mehr und mehr verständlich.Wenn wir die wahre Bedeutung des Shobogenzo erkennen wollen, müssen wir m. E. unbedingt die Hauptströmungen der westlichen Philosophie einbeziehen. Obgleich Meister Dôgen diese westliche Philosophie natürlich überhaupt nicht kannte und nicht studieren konnte, analysierte er mit seinem scharfen Verstand die tiefgründigen Lehren, die bereits von den alten buddhistischen Philosophen und Denkern (in Indien) entwickelt worden waren (und die Gautama Buddha sehr genau kannte).Wenn wir nun die wahre Bedeutung der vier buddhistischen Lebensphilosophien heute, im 21. Jahrhundert begreifen wollen, verwenden wir daher am besten eine Methode, welche die westliche Philosophie zur Grundlage hat. Wir können m. E. annehmen, dass heute die euro-amerikanische Kultur in der Welt am weitesten entwickelt ist, sodass es der einfachste Weg ist, die wahre Bedeutung des Buddhismus auch auf der Grundlage der westlichen Philosophie zu untersuchen.

Grundprinzip: Lösung des Widerspruchs von Idealismus und Materialismus.

Wir Menschen haben in unserer Kultur seit tausenden von Jahren und vor allem seit der antiken griechisch-romanischen Zeit zwei hervorragende philosophische Haupt-Linien entwickelt und gepflegt und zwar den Idealismus und Materialismus.Diese beiden sind ganz ausgezeichnete hoch entwickelte philosophische Gedankengebäude, und die humanistische Kultur in Europa hat deren Grundlagen seit tausenden von Jahren immer weiterentwickelt. Durch diese Entwicklung wurden die menschliche Kultur und Zivilisation außerordentlich befruchtet. Gleichzeitig haben jedoch diese beiden Philosophien des Idealismus und Materialismus in sich leider vollständig gegensätzliche und unvereinbare Ansätze, sodass die euro-amerikanische Kultur erheblich an dieser inneren Zerrissenheit gelitten hat. Es gab als Folge davon z. T. extreme und katastrophale Unsicherheiten und Gegensätze bei den Einschätzungen und Bewertungen kultureller und materieller Werte mit den bekannten furchtbaren Auswirkungen.In ganz ähnlichem Sinne hatte auch das alte Indien zu Buddhas Zeiten unter vergleichbaren, in sich widersprüchlichen Kernpunkten von Idealismus und Materialismus zu leiden. Etwa seit dem 12. und 13. Jahrhundert vor Christus gab es nämlich dort die sehr spirituelle Religion des Brahmamismus, und diese entwickelte dort in der Tat für viele Jahrhunderte eine große kulturelle Kraft. Einige Jahrhunderte vor Gautama Buddha verbreiteten sich jedoch in Indien verschiedene materialistische Philosophien, die von den sog. sechs nicht-buddhistischen Denkern vertreten wurden. Es ereignete sich dann ein tiefgehender weltanschaulicher Kampf zwischen der alten spirituellen Religion des Brahmamismus und dem neuen Materialismus der sechs nicht-buddhistischen Denker. Die geistige und religiöse Situation vor Gautama Buddha mit ihren gewaltigen Kämpfen der beiden gegensätzlichen Weltanschauungen hat in der Tat große Ähnlichkeit mit der jetzigen menschlichen Gesellschaft im 21. Jahrhundert.

Gautama Buddha wurde also in eine solche geschichtlich äußerst widersprüchliche Zeit hineingeboren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er über diese vollständig gegensätzlichen Weltanschauungen von Idealismus und Materialismus im alten Indien sehr besorgt war. Ich vermute, dass Gautama Buddha sich entschieden hat, sein ganzes Leben der Lösung dieses grundsätzlichen Problems zu widmen. Nach seinen gewaltigen Anstrengungen zu dessen Lösung hat er dann den hervorragenden und außerordentlich kraftvollen Lösungsweg gefunden, der auf den vier Lebensphilosophien beruht, die wir hier besprechen. Obgleich die geschichtliche Zeit des alten Indiens und des modernen 20. und 21. Jahrhunderts natürlich weit auseinander liegt, ist die in sich äußerst widersprüchliche Problemlage des Brahmanismus und der sechs nicht-buddhistischen Denker der modernen Auseinandersetzung des Idealismus und Materialismus in der heutigen Zeit verblüffend ähnlich. Der Inhalt des heutigen Kampfes ist nämlich ebenfalls die Auseinandersetzung von Idealismus und Materialismus. Es ist für mich daher von zentraler Bedeutung, eine Lösung dieses grundsätzlichen Widerspruchs zu finden. Obgleich sich die Kontroverse inzwischen zwischen Materialismus und Idealismus eigentlich schon totgelaufenen hatte, gab es bisher noch keine Lösung für diese Probleme. Deshalb schlage ich vor, die großartigen Methoden heranzuziehen, die Gautama Buddha schon im alten Indien dafür entwickelt hatte.Grundprinzip: Der konkrete Inhalt der vier Lebensphilosophien.Der konkrete Inhalt und die wirkliche Bedeutung der vier Lebensphilosophien lassen sich wie folgt gliedern: Idealismus, Materialismus, die Lebensphilosophie des Handelns und schließlich die umfassendeWirklichkeit selbst.

Die authentischen Begriffe des Sanskrit sind dafür:

Duhkah-satya, Samudaya-satya, Nirodha-satya und Marga-satya.Ich möchte nun die Bedeutung dieser Sanskrit-Begriffe erläutern:

1) Duhkah-satya: Duhkah bedeutet Leiden, sodass die wörtliche Übersetzung die Philosophie oder „Lehre des Leidens“ ist. Der Grund, warum die idealistische Philosophie auch die Lehre vom Leiden genannt wird, liegt darin, dass dabei immer ein extrem hoch stehendes Ideal verfolgt wird, das durch absolute Vollkommenheit und Perfektion gekennzeichnet ist. Der Idealismus ist im Kern also immer durch das Streben nach einer solchen Perfektion gekennzeichnet. Aber die wirkliche Welt, in der wir leben, ist niemals vollkommen und überhaupt nicht ideal, wie es der Idealismus fordert oder behauptet. Wenn wir daher alles in unserem Leben auf der Grundlage des Idealismus denken und entsprechend handeln, ist es unausweichlich, dass wir immer schmerzvoll unter den realen Lebensbedingungen leiden müssen, weil der Unterschied zwischen der Wirklichkeit dieser Welt und der idealistischen Vollkommenheit so außerordentlich groß und drückend ist. Idealisten leiden daher stets unter dem Gegensatz der vollkommenen Schönheit von Ideen und Idealen einerseits und der unvollkommenen Wirklichkeit andererseits.

2) Samudaya-satya: Samudaya bedeutet wörtlich „Anhäufung“. Um welche Anhäufungen handelt es sich nun dabei und welche Probleme werden damit angesprochen? In diesem Zusammenhang müssen wir daran erinnern, dass es auch im alten Indien bereits die Vorstellung von unteilbaren Bausteinen oder Atomen gab, die mit dem Sanskritwort Rajas beschrieben werden. Da es diese Vorstellungen von den Atomen gab, können wir den Begriff Samudaya-satya so deuten, dass damit die vielfältige Welt als eine Ansammlung von Atomen gesehen wird. Diese Vielfalt wird also so interpretiert, dass es physikalisch kleine Bausteine gibt, aus denen die konkrete Welt um uns herum aufgebaut und zusammengesetzt ist.Daraus wird deutlich, dass dies eine sehr materialistische Sichtweise der Welt ist, welche die Ansammlung physikalischer Atome als Grundlage hat.

3) Nirodha-satya: Nirodha bedeutet Selbststeuerung oder Kontrolle und bezieht sich auf das menschliches Handeln. Daher interpretiere ich Nirodha-satya als Lebensphilosophie des Handelns. In der euro-amerikanischen Kultur sind eigentlich nur Idealismus und Materialismus bekannt und verbreitet, und es ist sehr schwierig für uns, eine davon unabhängige Philosophie zu finden. Im alten Indien hat Gautama Buddha aber schon ganz klar erkannt, dass philosophische Überlegungen überhaupt nur innerhalb der intellektuellen Gedankenwelt möglich sind. Dann ist es fast vollständig ausgeschlossen, dass die Menschen die sehr rigiden gedanklichen Grenzen überwinden, in denen sich nur das Denken immer abspielen kann, und dass sie sich davon befreien.Nachdem Gautama Buddha die Praxis des Samadhi (Zazen) erfahren hatte, erlangte er die vollständige Freiheit, im gegenwärtigen Augenblick hier und jetzt zu handeln. Weil er an jedem Tag Zazen praktizierte, konnte er sein vegetatives Nervensystem dauernd im Gleichgewicht halten und auf diese Weise gelang es ihm, das enge Netz intellektueller Verstrickungen zu zerreißen, und im jedem Augenblick in Freiheit zu sein.

4) Marga-satya: Gautama Buddha wurde in seinem Handeln vollständig frei und folgte der Moral und daher erlangte er das vollkommene Glück in seinem täglichen Leben. Die Gier nach Ruhm und Profit waren wie Staub für ihn zerstoben, und es war für ihn das vollständige Glück, die Moral ohne jede Anstrengung in seinem täglichen Leben wie selbstverständlich einzuhalten. Ein solches Glück gab es nicht nur für ihn sondern für alle Menschen. Wenn man täglich Zazen praktiziert, kann er oder sie das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems (von Körper und Geist) aufrechterhalten, und durch dieses kraftvolle und zugleich ruhige Gleichgewicht ist es dann für ihn oder sie ganz unmöglich, irgendeine Art von Moral zu verletzen. Das tägliche Leben setzt sich dann immer mit der Praxis des Zazen fort, und die Menschen können damit in jedem Augenblick ein Leben voll Freude und Glück führen. Im Falle von Gautama Buddha war es daher möglich, dass er an jedem Tag eine Lehrrede für andere hielt, wenn diese ihm zuhören wollten. Damals war es sein eigenes großes Glück, dass er die Welt an jedem Tag ein bisschen besser machen konnte.

2. Wenn die unendlich vielen Dharmas alle nicht von dem Selbst sind, gibt es keine Täuschung und keine Verwirklichung, keine Buddhas und keine gewöhnlichen Wesen, kein Leben und keinen Tod.

Grundprinzip: Wenn das ganze Universum vom materialistischen Gesichtspunkt aus gesehen wird, ist alles nur ein Unterschied der Menge physikalischer Energie.Dann gibt es keine Möglichkeit für uns, die Unterschiede zwischen Täuschung und Verwirklichung, zwischen Buddhas und gewöhnlichen Dingen, zwischen Leben und Tod usw. zu bestimmen.


3. Buddhas Wahrheit überschreitet von Anfang an Überfluss und Mangel und daher gibt es Leben und Tod, Täuschung und Verwirklichung, gewöhnliche Wesen und Buddhas (als Wirklichkeit).

Grundprinzip: Die buddhistische Welt ist eine wirkliche Welt und daher existiert alles so wie es ist und überschreitet Überfluss und Mangel (, denn diese sind nur Bewertungen).
Die buddhistische Welt ist die reale wirkliche Welt, und daher ist das Leben genau Leben, der Tod ist genau Tod, Täuschung ist genau Täuschung, Verwirklichung ist also genau Verwirklichung, gewöhnliche Menschen sind genau gewöhnliche Menschen und Buddhas sind genau Buddhas.

4. Und obgleich dies so ist, wie es ist, geschieht es nur, dass die Blumen fallen, während sie geliebt werden, und das Unkraut wuchert, während es gehasst wird.

Grundprinzip: Die Wirklichkeit umfasst jedoch alles und daher ist sie manchmal für uns wenig erfreulich.
Daher fallen manchmal die Blumen herunter, obgleich wir hoffen, dass sie weiter blühen, weil wir sie lieben, und manchmal wuchert das Unkraut zu stark, obgleich wir es nicht benötigen (und es unsere Pflanzen und Blumen schädigt).
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5. Wenn wir uns selbst (ungeduldig) antreiben, die unendlich vielen Dharmas zu praktizieren und zu erfahren, ist dies Täuschung.
Wenn die unendlich vielen Dharmas uns (jedoch) praktizieren und erfahren, ist dies der Zustand der Verwirklichung.

Grundprinzip: Unsere Anstrengung (mit Gewalt) die Erleuchtung zu erlangen, ist Täuschung, aber wenn unser vegetatives Nervensystem (VNS) im Gleichgewicht ist, ist dies genau Erleuchtung.
Viele Menschen glauben, dass wir große Anstrengung machen sollen, um direkt Erleuchtung zu erlangen, aber diese Vorstellung ist falsch. Wenn wir im Zazen sitzen und die richtige authentische Zazen-Haltung einnehmen, ist dieses Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems genau die Erleuchtung selbst. Mit anderen Worten ist die Praxis in der authentischen Haltung genau die Erleuchtung selbst und daher können wir annehmen, dass es die Erleuchtung bedeutet, wenn wir richtig Zazen praktizieren. Dabei ist es besonders bedeutsam, die authentische Haltung des Zazen wirklich zu praktizieren (und Körper und Geist fallen zu lassen).

6. Jene, welche die Täuschung vollständig erkennen, sind Buddhas. Jene, die sich über die Verwirklichung stark irren, sind gewöhnliche Wesen.


Grundprinzip: Jene Menschen, die erkannt haben, was Täuschung ist, können Buddhas genannt werden und jene, die mit Gewalt und (verbohrt) Erleuchtung außerhalb von Zazen erlangen (wollen), werden gewöhnliche Menschen genannt.

Wer jeden Tag Zazen praktiziert und denkt, dass er dann selbst genau Buddha ist, hat Recht, wenn er in der authentischen Haltung sitzt und sein vegetatives Nervensystem (VNS) im Gleichgewicht hält.
Aber jene Menschen, die an die Existenz der (großartigen und romantischen) Erleuchtung außerhalb der Zazen-Praxis glauben, sind nicht mit der Tatsache vertraut, dass nur die Zazen-Praktizierenden genau Buddhas sind. Daher sind sie sich nicht über die wirkliche Situation der tatsächlichen Buddhas im Klaren.

7. Wenn Buddhas wirkliche Buddhas sind, ist es nicht notwendig, dass sie sich selbst (mit dem Verstand) als Buddhas erkennen. Trotzdem sind sie Buddhas im Zustand der Erfahrung und sie setzen es fort, den Zustand der Buddhas zu erfahren.


Grundprinzip: Wenn die Menschen selbst genau Buddhas sind, müssen sie nicht unbedingt mit dem Verstand erkennen, dass sie Buddhas sind, sondern es ist einfach (und vor allem) eine Tatsache, Buddha zu sein und Buddha zu erfahren.

Wenn die Menschen ihr VNS im Gleichgewicht halten, ist es für sie nicht notwendig, eine solche Tatsache zu behaupten, sondern es ist genau die Wirklichkeit im gegenwärtigen Augenblick. Dann halten die Menschen ihre Balance des VNS, und eine solche Situation wird sich immer fortsetzen(, wenn sie Zazen praktizieren)
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8. (Selbst) wenn wir den ganzen Körper-und-Geist benutzen, um Formen zu schauen und wenn wir den ganzen Körper-und-Geist benutzen, um Laute zu hören, ist dies nicht dasselbe wie die (klare) Reflexion eines Bildes im Spiegel oder des Mondes im Wasser, auch wenn wir dies direkt wahrnehmen. Wenn wir (durch die Wahrnehmung nämlich) die eine Seite erkennen, sind wir blind für die andere Seite.

Grundprinzip: Bei der materialistischen Sichtweise ist unsere Wahrnehmung nicht umfassend, sondern erkennt nur eins nach dem anderen (und niemals intuitiv das Ganze).
Wenn wir Formen ansehen und Laute hören, ist unsere Fähigkeit der sinnlichen Wahrnehmung nicht sehr umfassend, selbst wenn wir mit dem ganzen Körper und Geist die Formen ansehen und die Laute hören. Sowohl Formen als auch Laute können nicht gleichzeitig und ganzheitlich wahrgenommen werden, sondern nur nacheinander.
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9. Buddhas Wahrheit zu erlernen heißt, uns selbst (wirklich) kennen zu lernen.

Grundprinzip: Buddhismus zu erlernen bedeutet genau, uns selbst kennen zu lernen und das Gleichgewicht des VNS halten.
Buddhismus zu erlernen bedeutet, genau Zazen zu praktizieren, um uns selbst im Gleichgewicht zu halten. Wir sind wirklich im Selbst, wenn wir das Gleichgewicht des VNS halten. Daher können wir sagen, dass wir uns selbst genau kennen lernen, wenn wir den Buddhismus erlernen und praktizieren.

10. Uns selbst kennen zu lernen ist dasselbe, als wenn wir uns vergessen. Uns zu vergessen ist dasselbe, als wenn wir von den unendlich vielen Dharmas erfahren werden.


Grundprinzip: Uns selbst kennen zu lernen ist dasselbe, wie uns im Gleichgewicht zu halten und wenn wir den Zustand der Balance haben, ist es für uns nicht notwendig, ein besonderes Bewusstsein von uns selbst zu haben. Wenn wir uns selbst vergessen haben, können wir das ganze Universum erfahren.
Wenn wir uns selbst im Zustand des Gleichgewichts halten, sind wir wirklich wir selbst. Daher ist es nicht notwendig für uns, ein besonderes Bewusstsein davon zu haben. Dann können wir das ganze Universum erfahren, so wie es ist.


11. Von den unendlich vielen Dharmas erfahren zu werden, ist dasselbe, als wenn wir unseren eigenen Körper-und-Geist fallen lassen und auch dasselbe, als wenn wir den Körper-und-Geist der externen Welt wegfallen lassen.


Grundprinzip: Das ganze Universum zu erfahren, ist dasselbe, als wenn wir unser denkendes Bewusstsein von unserem eigenen ganzen Körper-und-Geist fortwerfen und auch unser Bewusstsein von der ganzen Welt wegwerfen.
Unseren eigenen Körper-und-Geist fallen zu lassen ist dasselbe, als wenn wir das denkende Bewusstsein unseres eigenen ganzen Körpers-und-Geistes und das Bewusstsein des ganzen Universums über Bord werfen und dies bedeutet genau und direkt in der Wirklichkeit zu leben.

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12. Wenn die Menschen zuerst den Dharma suchen, sind sie weit entfernt von dem Zugang zum Dharma, (aber) sobald der Dharma an uns authentisch übermittelt wird, sind wir Menschen in (unserem) ursprünglichen natürlichen Element.

Grundprinzip: Wenn wir die Wahrheit des Universums suchen, tun wir dies meist, indem wir das Universum als etwas von uns Getrenntes ansehen und es von außen betrachten. Wenn aber unser VNS im Gleichgewicht ist, können wir sofort direkt in der Wirklichkeit leben.

Wenn wir nach der Wahrheit des Universums suchen, leben wir normalerweise außerhalb der Wirklichkeit des VNS, aber wenn wir die Balance durch die Praxis des Zazen erreicht haben, leben wir im Gleichgewicht der Wahrheit selbst.

13. Wenn wir mit dem Handeln wirklich vertraut sind und zu dem konkreten Ort (im Handeln) zurück finden, ist die Wahrheit offensichtlich, dass die vielen Dharmas nicht das Selbst sind.

Grundprinzip: Wenn wir sehr vertraut mit unserem eigenen Handeln selbst sind, wird der Grundsatz sehr klar, dass das ganze Universum etwas anderes als unser (gedachtes) Selbst ist.
Wenn unser Handeln nicht so klar bei der Trennung (des gedachten permanenten Selbst) von dem Universum ist, mag es insgesamt eine ziemlich unklare Situation sein. Aber wenn wir erkennen, dass es keinen Unterschied zwischen unserem Handeln und dem Universum gibt, ergibt sich ganz klar, dass das ganze Universum und wir selbst (gedachtes permanentes Ich) von einander getrennt sind. Auch für den Fall, dass das (gedachten Selbst) und das Universum sehr ähnlich erscheinen, sollten wir gleichzeitig erkennen, dass unser gedachtes (Selbst) und das ganze Universum (tatsächlich) getrennt sind, während das Handeln und das Universum gemeinsam verwirklicht werden.

14. Ihr müsst nämlich verstehen, dass das Brennholz im Dharma seinen eigenen Platz als Brennholz einnimmt. Es hat (zwar) ein Vorher und ein Nachher, aber trotzdem existiert das Vorher unabhängig vom Nachher.

Grundprinzip: Das Feuerholz hat seinen eigenen Platz als Feuerholz im gegenwärtigen Augenblick, und obgleich es eine Vergangenheit und eine Zukunft hat, sind die Vergangenheit und die Zukunft vollständig getrennt vom gegenwärtigen Augenblick.

Diese Lehre ist eng mit der Augenblicklichkeit aller Dinge und Phänomene verbunden. Im Buddhismus haben wir nämlich das grundlegende Prinzip der Augenblicklichkeit aller Dinge und Phänomene. (Im Buddhismus) denken wir normalerweise, dass wir immer genau im gegenwärtigen Augenblick leben und daher erscheinen alle Dinge und Phänomene ebenfalls genau im gegenwärtigen Augenblick und verschwinden auch im gegenwärtigen Augenblick. Mit anderen Worten erscheint und verschwindet die Welt, in der wir jetzt leben, genau im gegenwärtigen Jetzt. Wenn wir uns die wirklichen Zusammenhänge der Gegenwart genau anschauen wollen, können wir die Augenblicke wie einen Film benutzen. Der Film ist in viele kleine Bilder unterteilt. Daher ist jedes einzelne Bild von dem vorherigen und dem folgenden getrennt. Die buddhistische Lehre nimmt an, dass der gegenwärtige Augenblick, durch den wir in unserem täglichen Leben hindurch gehen, auch genau so aufgebaut ist.
Im Buddha-Dharma wird gelehrt, dass der gegenwärtige Augenblick eine sehr kurze Zeitspanne ist, die eigentlich überhaupt keine zeitliche Dauer hat und außerdem nehmen wir an, dass er vom vergangenen und zukünftigen Augenblick getrennt ist. Daher sollten wir annehmen, dass diese Welt, in der wir jetzt leben, genau im gegenwärtigen Augenblick entsteht und vergeht. In unserem üblichen Denken und beim sog. gesunden Menschenverstand nehmen wir dagegen an, dass die Welt sich wie eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und von der Gegenwart zur Zukunft bewegt. Aber eine solche Interpretation der Zeit ist aus der Sicht des Buddhismus (vor allem für das wirkliche Erleben und Handeln) vollständig falsch. Nach der buddhistischen Philosophie existiert die wirkliche Welt nur im gegenwärtigen Augenblick und daher denken wir, dass die Vergangenheit nur eine Erinnerung und die Zukunft nur eine Annahme und Erwartung ist (,aber nicht die erlebte Wirklichkeit).
Auf der Grundlage dieser Theorie sagt Meister Dôgen, dass das Feuerholz vollständig von der Vergangenheit und der Zukunft (also der verbrannten Asche) getrennt ist, obgleich es natürlich eine (gedachte) Vergangenheit und eine Zukunft hat. Diese Vergangenheit und Zukunft ist zwar eine generelle Feststellung, kann aber die wahre Existenz nicht beschreiben.

15. Asche nimmt im Dharma ihren eigenen Platz als Asche ein, sie hat ein Vorher und ein Nachher. Ebenso wie das Brennholz, das einmal zu Asche geworden ist, nicht wieder zu Brennholz werden kann, können auch die Menschen nach dem Tod nicht mehr leben.

Grundprinzip: Asche existiert selbstständig als Asche im Universum und hat seine eigene Vergangenheit und Zukunft. Aber es ist für das Feuerholz vollständig unmöglich, nachdem es zu Asche geworden ist, überhaupt wieder Feuerholz zu werden. In gleicher Weise können die Menschen niemals wieder leben, nachdem sie gestorben sind.

Es ist möglich, dass die Asche im Universum jeweils als solche existiert und in so fern eine Vergangenheit und eine Zukunft hat. Für das verbrannte Feuerholz ist es völlig ausgeschlossen, überhaupt wieder Feuerholz zu werden, wenn es einmal zu Asche verbrannt ist. Bei den Menschen ist es auch unmöglich, dass sie nach dem Tod wiedergeboren werden. Selbstverständlich gibt es ganz viele verschiedene Religionen auf der Erde und einige von ihnen glauben an ein Leben nach dem Tod. Aber entsprechend seinem Denken ist Meister Dôgen selbst nicht von der Wiedergeburt der Menschen nach dem Tod überzeugt.

16. Deshalb wurde im Buddha-Dharma seit jeher gelehrt, dass Leben nicht zum Tod wird. Deshalb sprechen wir von "Nicht-Erscheinen".

Grundprinzip: Gleichzeitig sagen wir nicht, dass Leben zu Tod wird. Im Buddhismus sind nämlich sowohl Leben als auch Tod je einfache Tatsachen im gegenwärtigen Augenblick und wir sagen daher nicht, dass es irgendetwas (im Augenblick) gibt, das erscheint.
Im Buddhismus wird niemals gelehrt, dass sich Leben in Tod umwandelt, weil Leben eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick ist, und Tod genauso einfach als Tatsache je im gegenwärtigen Augenblick existiert. Daher ist es für uns unmöglich zu sagen, dass Leben zu Tod wird, und aus diesem Grund sagen wir normalerweise, dass es kein Erscheinen auf der Erde gibt.

17. Es ist die gesicherte buddhistische Lehre, indem dabei das Dharmarad (gedreht wird), dass Tod nicht zu Leben wird. Dies ist der Grund, warum wir vom Nicht-Erscheinen reden.

Grundprinzip: Dies ist der Grund, warum wir nicht sagen, dass der Tod sich im Buddhismus zu Leben umwandelt und aus diesem Grund sagen wir niemals, dass es ein Verschwinden auf der Erde gibt.

Je zu einer Zeit existiert der Tod im gegenwärtigen Augenblick, und je zu einer anderen Zeit existiert der Tod nicht im gegenwärtigen Augenblick. Daher sagen wir im Buddhismus niemals, dass Tod zu Leben wird und daher sagen wir im allgemeinen auch, dass es überhaupt kein Verschwinden auf der Erde gibt.

18. Leben ist etwas Augenblickliches und Tod ist etwas Augenblickliches.

Grundprinzip: Leben ist eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick und Tod ist auch eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick.
Wir können daher sagen, dass Leben wirklich eine einfache Tatsache im gegenwärtigen Augenblick ist, genau wie der Tod. Daher ist es sehr töricht, dass wir uns über Leben und Tod Sorgen machen. Obgleich wir den Tod hassen, wird er zweifellos und unvermeidlich kommen, und obgleich wir das Leben so sehr lieben, wird das Leben ohne Zweifel und mit Sicherheit enden.
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19. Ein Mensch, der die Verwirklichung erlangt hat, gleicht dem Mond, der sich im Wasser spiegelt. Der Mond wird nicht nass und das Wasser wird nicht (durch den Mond) zerteilt.

Grundprinzip: Die Verwirklichung ist ein Zustand wie das Bild eines Mondes auf der Oberfläche des Wassers. Daher wird das Bild des Mondes nicht nass und die Oberfläche des Wassers bleibt glatt und wird nicht zerteilt.

Wenn wir über die Erleuchtung nachdenken ist klar, dass diese sich immer im Zustand des Gleichgewichts ereignet. Wir sollten niemals irgendeine Art von großartiger Besonderheit bei der Erleuchtung erwarten. Die Erleuchtung ist immer im Gleichgewicht, und daher ist sie immer ruhig und schön.

20. Die Verwirklichung und Erleuchtung verändert den Menschen nicht, sowie der Mond auch das Wasser nicht verändert.

Grundprinzip: Die Verwirklichung oder Erleuchtung verändert nicht den einzelnen Menschen, genau so wenig, wie der sich spiegelnde Mond das Wasser nicht zerteilt und nicht verändert.

Die Verwirklichung bedeutet genau, dass wir zu unserem eigenen Ursprung zurückkehren und daher bewirkt sie nicht irgendeinen grundsätzlichen Wandel in unserem ursprünglichen Charakter. Aber die Verwirklichung bedeutet, dass wir zu unserem wirklichen Ursprung zurückkehren.
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21. Wenn der Dharma den Körper und Geist noch nicht ausgefüllt hat, glauben wir, dass der Dharma schon genügen würde. Wenn der Körper und Geist ganz vom Dharma erfüllt sind, empfinden wir, dass noch etwas fehlen würde.

Grundprinzip: Unsere mentale Funktion ist immer subjektiv und wenn wir noch nicht im Zustand des Gleichgewichts sind, haben wir im Allgemeinen den festen Glauben, im Gleichgewicht zu sein. Aber wenn wir tatsächlich im Gleichgewicht sind, leben wir in der wirklichen Welt und wir haben das Gefühl, dass etwas fehlen würde.

Wenn wir nicht ausgeglichen sind, wenn wir also subjektive (Gedanken und Gefühle) haben, neigen wir dazu, ein Bewusstsein zu haben, dass wir schon in den Zustand des Gleichgewichts eingetreten sind. Aber es handelt sich dabei um den Bereich des Verstandes und Intellekts und wir sind normalerweise dann nur in der Lage, unsere geistige Situation (eindimensional und) subjektiv zu denken. Wenn wir tatsächlich im Gleichgewicht sind, leben wir genau in unserer wirklichen Welt und wir haben dann die Fähigkeit, genau zu überlegen und eventuell daran zu zweifeln, ob wir im Gleichgewicht sind oder nicht.

22. Im (kleinen) Staub und außerhalb des (großen) Rahmens umfassen (die zehntausend Dharmas) eine große Zahl von Situationen, aber wir sehen und verstehen dies nur, soweit unsere Praxis, unser Studium, unsere Sicht und unsere Kraft dies ermöglichen. Wenn wir aber wissen möchten, wie die zehntausend Dinge in ihrem natürlichen Zustand sind, sollten wir bedenken, dass die Merkmale der Ozeane und der Berge zahllos und grenzenlos sind, unabhängig von ihrer runden oder eckigen Erscheinung. Außerdem gibt es (weitere) Welten in den vier Himmelsrichtungen.

Grundprinzip: In der weltlichen und buddhistischen Kultur beinhaltet das ganze Universum überaus vielfältige Dinge und Phänomene. Aber wir Menschen können dieses nur erkennen, so weit wir es sehen können und wir können nur lernen, so weit wir dies durch die Praxis erfahren.

Wenn wir daher das ganze Universum wahrnehmen wollen, ist es notwendig, daran zu denken, dass es neben der (materiellen) Erscheinung von Rechteck und Rundheit unendlich viele Merkmale des Ozeans und der Berge gibt. Die Welt dehnt sich (außerdem) in den vier Himmels-Richtungen endlos aus.
In der weltlichen und buddhistischen Gesellschaft können wir nur die außerordentlich verschiedenartigen Unterschiede in dem Maße erkennen, wie wir sie sehen und selbst erfahren. Wir sollten daher daran denken, dass das ganze Universum außerordentlich viele Merkmale hat und sollten uns auch daran erinnern, dass es ähnliche Welten gibt, die sich unendlich in den vier Himmels-Richtungen ausdehnen.
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23. Da dies so ist, kann ein Vogel oder Fisch niemals seinen (richtigen) Weg oder seinen Ort im Wasser oder im Himmel finden, wenn er sich nur im Wasser bewegen will, wenn er dessen Grund erreicht hat und im Himmel fliegen will, wenn er diesen durchstoßen hat.

Grundprinzip: Für die Vögel und Fische mag es völlig unmöglich sein zu fliegen oder zu schwimmen, wenn sie denken, dass sie dies nur können, wenn sie den Himmel oder das Wasser vollständig verstanden haben.

Aber ihr wisst ganz genau, dass die Fische und Vögel nicht so intellektuell und Verstandes orientiert sind. Auch im Falle der Menschen können wir nicht so überaus intellektuell wie dieses sein. Die Menschen müssen sich nämlich zunächst wie ein Baby oder Kind bewegen und dann werden unsere mentalen und physischen Fähigkeiten Schritt für Schritt trainiert und entwickelt. Mit anderen Worten können wir diesen Ort in der Welt auf der Grundlage unserer physischen und mentalen Bewegung finden, und an diesem Ort können wir (in der Wirklichkeit) handeln.

24. Wenn wir diesen Ort finden, verwirklicht (genau) dieses Handeln zwangsläufig das Universum. Wenn wir diesen Weg finden, verwirklicht dieses Handeln zwangsläufig das Universum (selbst).

Grundprinzip: Wenn wir diesen Ort (in der Welt) gefunden haben, können wir als Teil des Universums handeln. Wir können daher sagen, wenn wir etwas wirklich tun und so handeln, können wir das Universum verwirklichen.

Daher können wir sagen, dass "zuerst das Handeln existiert". Ich denke, dass diese Worte sich deutlich von den berühmten Aussagen des Alten Testaments unterscheiden und ich denke weiterhin, dass es für die Menschheit notwendig sein mag darüber nachzudenken, welche Aussagen zum ersten Mal im 21. Jahrhundert wahr sind.

25. Wenn ein Mensch Buddhas Wahrheit in diesem Zustand praktiziert und erfährt bedeutet es, einen Dharma zu erlangen, diesen einen Dharma zu durchdringen und einer Handlung zu begegnen bedeutet, eine Handlung durchzuführen.

Grundprinzip: Wenn ein Mensch Buddhas Wahrheit praktiziert und erfährt bedeutet es, eine Wahrheit zu verstehen, wenn man ihr begegnet und eine Handlung zu praktizieren, wenn man der Handlung begegnet.

Wenn wir die große buddhistische Wahrheit, nämlich Zazen, praktizieren und erfahren, können wir eine Wahrheit verstehen, indem wir dieser Wahrheit tatsächlich begegnen. Und wenn wir einer Handlung begegnen, können wir eine Handlung (wirklich) praktizieren. Im Bereich des Handelns gibt es immer eine wirkliche Wahrheit im gegenwärtigen Augenblick und wir begegnen immer einer Handlung, die wir im gegenwärtigen Augenblick durchführen.

26. In diesem Zustand existiert immer der (wahre) Ort und der Weg wird gemeistert, aber der Bereich, der (mit dem Verstand) erkennbar ist, ist nicht deutlich sichtbar. Der Grund dafür liegt darin, dass das Wissen und die vollständige Verwirklichung des Buddha-Dharma zusammen erscheinen und zusammen erfahren werden.

Grundprinzip: Im Zustand des Gleichgewichts existiert der Ort wirklich und der Weg wird ausreichend gemeistert. Aber der Grund, warum die Erkenntnis dafür nicht so klar ist, hat seinen Grund darin, dass diese Erkenntnis und die buddhistische Verwirklichung sich in derselben Zeit ereignen und sie werden zusammen in der gleichen Erfahrung gemacht.

Der Ort des Handelns existiert wirklich und die Methoden des Handelns sind in gewisser Weise klar. Aber der Grund, warum der Ort und die Methode des Handelns nicht vollständig geklärt werden können liegt darin, dass das Erkennen des Ortes und der Methode des Handelns sich genau in dem selben Augenblick als Verwirklichung des ganzen Universums ereignen. Die Erfahrung des ganzen Universums, das Erkennen des Ortes und die Methode des Handelns sind mit der Verwirklichung und Erfahrung des ganzen Universums zu einer unauflösbaren Einheit verbunden.

27. Geht nicht davon aus, dass das was ihr erlangt habt, zwangsläufig für das Selbst vollkommen bewusst ist und durch den Intellekt verstanden wird.

Grundprinzip: Wir sollten nicht immer denken, dass das was erlangt worden ist, zwangsläufig für uns selbst voll bewusst ist und durch den Verstand und Intellekt erkannt wird.

Normalerweise neigen intellektuelle und verstandesmäßige Menschen dazu zu denken, dass das was erlangt worden ist, zwangsläufig für das Selbst bewusst ist und durch den Verstand und Intellekt vollständig erkannt wird, aber dies ist nicht immer richtig.

28. Die Erfahrung des höchsten Zustandes wird sofort im Augenblick verwirklicht. Gleichzeitig ist ihre geheimnisvolle Existenz nicht notwendigerweise eine bewusste Verwirklichung. Die Verwirklichung ist selbst ein Zustand, der (verstandesmäßig) nicht eindeutig ist.

Grundprinzip: Es ist wahr, dass sich die Verwirklichung selbst im gegenwärtigen Augenblick offenbart, aber deren mysteriöse und geheimnisvolle Existenz offenbart sich nicht immer in allen Augenblicken.

Offen gesagt scheint die Wirklichkeit immer etwas nicht Fassbares zu sein.
Die Wirklichkeit existiert immer hier und jetzt. Aber manchmal ist sie durch etwas anderes verdeckt. Es ist eigenartig, dass die Wirklichkeit nicht immer deutlich sichtbar und erkennbar ist.

Montag, 22. Oktober 2007

Ven J.M. Cohen und die Dogen-Sangha sowie die Dogen-Sangha International (DSI)

Liebe Mitglieder der Dogen-Sangha und der Dogen-Sangha International,

kürzlich haben James Cohen und ich ein längeres Gespräch über unsere buddhistischen Sichtweisen geführt und leider zeigten sich dabei doch größere Unterschiede in unserem Denken.

Nachdem wir diesen Sachstand gründlich bedacht haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es besser für uns ist, dass jeder für sich daran arbeitet, den Buddhismus zu unterstützen und zu fördern.

Daher wird James Cohen in Zukunft für den Buddhismus nicht mehr im Rahmen der Dogen-Sangha und der Dogen-Sangha International arbeiten, sondern auf der Grundlage des Treeleaf Zendo. Selbstverständlich ist er einer meiner Dharma-Erben und daher wird sich unsere Kommunikation wie früher fortsetzen, obgleich er nicht mehr zur Dogen-Sangha oder zur Dogen-Sangha International gehört.

James Cohen wird über die wirklich schlechte Situation in vielen buddhistischen Gruppen und Linien der heutigen Zeit berichten und leider ist es wirklich zutreffend, dass der Zustand vieler buddhistischen Gruppen heute ausgesprochen miserabel ist. Aus diesem Grund haben wir die Dogen-Sangha und die Dogen-Sangha International gegründet, um solche ernst zu nehmenden negativen Zustände im heutigen Buddhismus zu überwinden und ihnen ein Ende zu setzen.

Daher möchte ich alle Mitglieder der Dogen-Sangha und der Dogen-Sangha International inständig bitten, mit uns zusammen zu arbeiten, um den schlechten heutigen Buddhismus zu beseitigen, indem wir auf der buddhistischen Lehre von Meister Dogen aufbauen und den wahren Buddhismus im 21. Jahrhundert entwickeln und fördern.
Das ist meine große Hoffnung.

Mit den besten Wünschen

Gudo Wafu Nishijima

Samstag, 13. Oktober 2007

Über die absolute Wirklichkeit

Sehr geehrter Meister Gudo Wafu Nishijima,
es ist für mich von großem Nutzen, aus ihren Antworten zu lernen, ganz herzlichen Dank. Ich habe die folgenden Fragen.
Vielen Dank und mit den besten Wünschen
siegfried hohlefeld

Lieber Herr Dr. Hohlfeld
Vielen Dank für Ihre ehrlichen Fragen
Gudo Wafo Nishijima

(Die Fragen sind hier mit den Antworten von Nishijima Roshi zusammengestellt.)

Frage 1: Gibt es eine absolute Wirklichkeit oder eine relative?
Antwort 1: Die Wirklichkeit ist immer nur eine einzige absolute.

Frage 2: Muss jeder Prozess mit unterschiedlichen und entgegengesetzten Richtungen zu einem Gleichgewicht kommen (Plus/Minus = Null), um in die Wirklichkeit einzutreten?
Antwort 2: Nein, ich denke nicht. Das Gleichgewicht ist genau mit dem menschlichen vegetativen Nervensystem verbunden und daher ist es unmöglich für uns, es in einen anderen Bereich zu erweitern.

Frage 3: Wie funktioniert Intuition im ausgeglichenen Zustand des Gleichgewichts? Was ist es?
Antwort 3: Die Intuition lehrt uns sofort die Wahrheit. Das ist nur eine einfache Tatsache.

Frage 4: Was ist ein Geist, der wie ein Spiegel ist?
Antwort 4: Der Geist ist eine mentale Funktion, z. B. Überlegung, Wahrnehmung oder Intuition.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Meister Nagarjuna und Fragen der Existenz

Lieber Herr Dr. Hohlfeld,

für Ihre wichtigen Fragen möchte ich Ihnen heute vielmals danken.
(Sie sind im Folgenden mit den Antworten zusammen gestellt)

Frage 1: Gibt es eine Biografie von Nagarjuna?
Antwort 1: Ich habe eine japanische Biografie von Nagarjuna gelesen, die auf einem Buch von Dr. Nakamura Hajime mit dem Titel "Nagarjuna" beruht und von Kodansha veröffentlicht wurde. Das Buch gehört zu einer japanischen Reihe mit der Bezeichnung "Geistiges Vermächtnis der Menschheit". Ich vermute, dass es einige andere Bücher über seine Biografie in Englisch gibt, aber bis jetzt habe ich sie nicht gelesen.

Frage 2: Welche wichtigen Tatsachen gibt es, in denen Nagarjuna und Dogen der selben Meinung sind?
Antwort 2: Ich denke, dass die wichtigsten Tatsachen, die Nagarjuna und Dogen gemeinsam haben, darin bestehen, dass diese beiden großartigen Meister eine sehr klare Vorstellung hatten, dass der Buddhismus genau Realismus ist. In diesem Fall ist es sehr wichtig, dass Realismus im Buddhismus sich grundlegend vom Materialismus (des Westens) unterscheidet, aber leider wird dieses Problem nicht von vielen Menschen so klar gesehen.

Frage 3: Denken Sie, dass das Träumen eine nützliche Beziehung zur Wirklichkeit hat?
Antwort 3: Ich denke, dass jeder sogar in seinen Träumen verantwortlich sein sollte und daher bin ich der Meinung, dass sogar der Traum etwas ist, das eine Art von Wirklichkeit beschreibt.

Frage 4: Bringt unser Handeln die Welt in die Existenz?
Antwort 4: Unser Handeln im gegenwärtigen Augenblick ist genau die Existenz in der Wirklichkeit und daher ist es auch das Universum selbst.

Frage 5: Wie können wir zur tiefen Einsicht in die Notwendigkeit kommen?
Antwort 5: Ich weiß nicht, ob es für uns notwendig ist, eine tiefe Einsicht zu bekommen oder nicht, weil ich nicht sicher bin, ob die sogenannte tiefe Einsicht wirklich auf der Erde existiert oder nicht.

Vielen Dank für Ihre außerordentlich wichtigen Fragen.
Gudo Wafu Nishijima


Zusatz von Yudo J. Seggelke:
Nishijima Roshi hat eine völlig neue Übersetzung vom "Gesang des Mittleren Weges" (MMK) von Meister Nagarjuna in Japanisch und Englisch erarbeitet. Die englische Fassung wurde von Brad Warner finalisiert und kommt demnächst heraus. Die deutsche Fassung wird von mir bearbeitet.

Samstag, 6. Oktober 2007

Wichtige Grundprinzipien des Shobogenzo (2):
Das Paramita der großen intuitiven Weisheit (Maka-hannya-haramitsu)


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1. Wenn Bodhisattva Avalokiteshvara das tiefgründige Prajnya-Paramita praktiziert, reflektiert der ganze Körper, dass die fünf Skanda (Komponenten des Menschen und der Welt,) vollständig leer (also im Gleichgewicht) sind.

Grundprinzip: Wenn ein Mensch Zazen praktiziert hat, erfährt er oder sie, dass das ganze Universum so ist, wie es ist.

Der Bodhisattva Avalokiteshvara ist das Beispiel eines praktizierenden Buddhisten. Wenn jemand wahrhaft Zazen praktiziert, reflektiert er oder sie mit dem ganzen eigenen Körper und Geist, dass das ganze Universum genau so ist, wie es ist.
Am Ende des obigen Satzes heißt es, dass die fünf Skanda "vollständig leer" sind. Dies ist die Übersetzung des Sanskrit-Wortes "Shunya" oder "Shunyata", das im ursprünglichen Text verwendet wird. Es hat die Bedeutung des ausgeglichenen und ruhigen Zustandes, wenn das vegetative Nervensystem (bzw. der Mensch insgesamt) vollständig im Gleichgewicht ist. Daher bedeuten die Worte Shunya oder Shunyata einen Zustand "so, wie er ist" oder "so wie sie sind". Die fünf Komponenten (Skanda) bedeuten im Buddhismus: Materie, Wahrnehmung, Denken, Handeln und Bewusstsein. Diese Begriffe beschreiben das ganze Universum, das alle Dinge und Phänomene (und auch den Menschen) umfasst.

2. Reflexion ist Prajnya selbst.

Grundprinzip: Die Reflexion ist genau die Intuition, die sich ereignet, wenn das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht ist.

Ich habe den Eindruck, dass wir die menschliche Intuition in der westlichen Kultur nicht so sehr schätzen. Wir neigen sogar dazu, dass es etwas sehr Gefährliches für die Menschen ist, wenn man wichtige Entscheidungen aufgrund der Intuition fällt. Aber im Buddhismus gibt es den einzigartigen Grundsatz, dass alle wichtigen Entscheidungen durch Intuition mit größtmöglicher Sicherheit gefällt werden können. Wenn das sympathische Nervensystem stärker ist, neigen wir dazu, die Entscheidungen zu sehr von Ideologien, Spiritualität und Ideen abhängig zu machen, und wenn das parasympathische Nervensystem stärker ist, haben wir die Neigung, Entscheidungen aufgrund des Materialismus zu fällen. Wenn wir Menschen daher immer richtige und wahre Entscheidungen fällen wollen, ist es für uns unbedingt notwendig, in jedem Augenblick das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht zu halten.

3. Der Geist des Bhikshu (Mönch) handelt in diesem Augenblick konkret für sich allein und er ist selbst Prajnya im Zustand der tiefen achtungsvollen Verbeugung vor den wirklichen Dharmas. Dies gilt, ob (die wirklichen Dharmas) erscheinen und verschwinden oder nicht.

Grundprinzip: Das geheime und aufrichtige Verhalten des Bikshu ist Prajnya selbst und dies ist genau seine Verbeugung.

Meister Dogen denkt, dass das geheime und aufrichtige Verhalten des Bikshu Prajnya selbst offenbart und dass sich das Prajnya des Bikshu in seiner achtungsvollen Verbeugung offenbart.

4. Dieser Zustand wird wie folgt beschrieben: "ohne irgend etwas". Die Erklärung des Zustandes (von Prajnya) als „ohne irgend etwas“ kann auf diese Weise verstanden werden.

Grundprinzip: Der Zustand so, wie er ist, scheint mit Worten sehr schwer erklärbar zu sein, aber dies ist trotzdem nicht unmöglich.

Eine Formulierung mit dem Begriff "ohne irgend etwas" scheint doch sehr schwer verständlich zu sein. Daher denke ich, dass es für mich besser ist, ihn durch den Ausdruck: "Wie es ist" (also die Soheit) zu ersetzen.
[76]
5. Prajnya zu untersuchen ist der Raum selbst. Raum ist die Untersuchung von Prajnya.

Grundprinzip: Wenn wir Prajnya untersuchen und erforschen ist dies sehr ähnlich, als wenn wir den Raum untersuchen und erforschen und umgekehrt gilt dies ebenso.

(Die Bedeutung von) Prajnya zu untersuchen ist sehr ähnlich, als wenn wir den Raum untersuchen, weil Prajnya überall im gegenwärtigen Augenblick existiert. Genau so gibt es im gegenwärtigen Augenblick auch überall den Raum.
Wenn wir daher wissen wollen, was Prajnya wirklich ist, sollten wir uns den Raum vorstellen. Wir können weiterhin denken, dass wir immer überall im gegenwärtigen Augenblick unser eigenes Prajnya benutzen können, wenn wir den Zustand des Gleichgewichts unseres vegetativen Nervensystems haben.

[80]
6. Die Verwirklichung dieser Prajnya-Paramita ist die Verwirklichung des Buddha-Bhagavats.
Grundprinzip: Daher kann ein Mensch Buddha genannt werden, der immer den Zustand des Gleichgewichts aufrechterhält.

Wir können annehmen, dass ein Mensch, der immer im Zustand des Gleichgewichts ist, genau Buddha ist. Wir sollten auch denken, dass ein Mensch niemals genau im jetzigen Augenblick Buddha genannt werden kann, der nicht im Hier und Jetzt den Zustand des Gleichgewichts seines vegetativen Nervensystems aufrechterhält.