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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Freitag, 25. Dezember 2009

Fukan zazengi, Teil 2
Meister Myozen und Meister Dôgen in China,

Leider erkrankte Meister Myozen schon nach etwa zwei Jahren des gemeinsamen Aufenthaltes in China schwer und starb im Kloster Tendozan Keitoku-ji am 27. März 1225.

Meister Dôgen setzte seine Reise zu verschiedenen chinesischen buddhistischen Tempeln danach allein fort. Er hoffte, einen wahren buddhistischen Meister zu finden, um das zu erlangen, was er so sehr anstrebte. Am 1. Mai 1225 begegnete Meister Dôgen dann Meister Tendô Nyojô, der inzwischen der Meister des Klosters Tendozan Keitoku-ji geworden war. Er erkannte in ihm schlagartig seinen wahren Meister und studierte und praktizierte Buddhismus unter Tendô Nyojôs Leitung bis zu seiner Rückkehr nach Japan im Jahr 1227.

Die Tatsache, dass Meister Dôgen mit Meister Tendô Nyojô zusammentraf, ist von größtem Wert für den Buddhismus. Bevor Dôgen nämlich Tendô Nyojô begegnet war, praktizierte er Zazen mit der Vorstellung, dass man zielgerichtet und mit großer Anstrengung die Erleuchtung erringen müsste. Dies unterscheidet sich jedoch grundsätzlich von der wahren Praxis des Zazen. Dass Meister Dôgen überhaupt nach China ging, ist seiner großen Aufrichtigkeit und Sorgfalt sich selbst gegenüber zu verdanken, und dass er bis dahin die sogenannte Erleuchtung tatsächlich nicht erlangen konnte.
Die buddhistischen Lehren Tendô Nyojôs unterschieden sich vollständig von dem, was Dôgen bis dahin kennengelernt, aber auch, was er in China erwartet hatte. Wie er in Kapitel 30, „Das Bewahren der reinen Praxis“ (Gyôji), im Shôbôgenzô beschreibt, sagte Meister Tendô Nyojô mit großer Bestimmtheit:

„Zazen zu praktizieren bedeutet nur, Körper und Geist fallen zu lassen. Es ist nicht notwendig, dass wir Räucherwerk anzünden, Buddhas Namen rezitieren, unsere Sünden bekennen oder überhaupt Sûtras lesen. Aber wenn wir nur sitzen, ist alles schon von Anfang an erreicht worden.“

Diese Worte bedeuten, dass die Zazen-Praxis das vegetative Nervensystem ins Gleichgewicht bringt und dass wir das einengende Bewusstsein von Körper und Geist verlieren. Wenn wir nur Zazen praktizieren, verwirklicht sich schon von Anfang an einfach und direkt die Freiheit vom eingeengten Bewusstsein des Körpers und Geistes. Diese Erkenntnis ist einer der wichtigsten Kernpunkte der buddhistischen Lehre überhaupt.

Das wahre Zazen dient also niemals nur als Werkzeug und Methode, um das große Ziel der Erleuchtung zu erlangen. Die Zazen-Praxis ist gerade nicht nur ein Instrument oder Hilfsmittel, das sich von dem angestrebten Ergebnis der Praxis, nämlich der Erleuchtung, trennen lässt, sondern Zazen ist die erste Erleuchtung selbst. Die willensmäßige Konzentration auf das Ziel der Erleuchtung ist also völlig sinnlos und zerstört gerade die wahre Zazen-Praxis. Zazen ist nur das Handeln des Sitzens im gegenwärtigen Augenblick selbst.

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