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Meister Nishijima praktiziert Buddhismus seit über 60 Jahren. Er war Schüler von Meister Kodo Sawaki, einem japanischen umherziehenden Priester, der berühmt dafür war unermüdlich zu betonen, dass die Praxis des Zazen ihren richtigen zentralen Platz im Buddhismus erhält und der selbst intensiv praktizierte. Meister Nishijima wurde von Meister Renpo Niwa als Priester ordiniert, der später als Abt den Zentraltempel des Soto-Buddhismus leitete. Nishijima Roshi hat viele Bücher über Buddhismus u.a. von Dogen sowohl in Japanisch als auch in Englisch geschrieben. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren hat er in Japanisch und Englisch viele Vorträge gehalten, Seminare und Sesshins geleitet sowie genaue Anweisungen zum Buddhismus und vor allem zum Zazen gegeben. Deutsche Fassung: Yudo J. Seggelke

Dienstag, 29. Januar 2008

10. Erzeugt kein Unrecht! (Shoaku makusa)
Teil 1
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1.“ Ein ewiger Buddha lehrt:vielfältiges Unrecht nicht zu erzeugen,die vielen Arten des Rechten achtungsvoll zu tun,macht das Herz (und den Geist) auf natürliche Weise rein,dies lehren alle Buddhas.“
Grundprinzip:
Ein alter (großer Meister) und Buddha, der ewige Tugenden hat, sagt, dass wir nichts Unrechtes tun sollten, sondern das Richtige praktizieren. Wir können unsere Absichten auf ganz natürliche Weise reinigen. Solche Anweisungen sind die Lehre der alten Buddhas.
Kommentar:
Idealisten kennen diese Lehren (der praktischen Moral) nicht und schätzen vor allem spirituelle Ideen. Auch Materialisten kennen sie nicht und leugnen die Existenz der Moral. Aber buddhistische Realisten schätzen das moralische Handeln im gegenwärtigen Augenblick sehr.

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2. "Wir behandeln jetzt das vielfältige Unrecht. Es gibt Recht, Unrecht und Neutrales (weder Recht noch Unrecht). Das Wesen des Unrechts ist es, nur ein Augenblick zu sein. Das Wesen des Rechten und des Neutralen usw. ist ebenfalls nur ein Augenblick. Recht, Unrecht und Neutrales sind so, wie sie sind, ohne dass etwas hinzugefügt oder weggenommen wird. Sie haben auch eine reale Form und offenbaren ihr Wesen an diesem Ort hier in vielen konkreten Einzelerscheinungen (Dharmas)."
Grundprinzip:
Das Falsche oder Unrechte, das wir jetzt untersuchen, gehört in den Zusammenhang von Richtigem, Falschem und Neutralem. Die besondere Eigenschaft des Falschen ist genau das Nicht-Erscheinen (, wenn es nämlich nicht vorhanden ist). Dies bedeutet, dass es genau die wirkliche Existenz im gegenwärtigen Augenblick ist, und daher hat es nicht das Kennzeichen von Erscheinen und Vergehen (als Prozess). Die Merkmale des Richtigen und Neutralen usw. haben auch keine Verbindung zu dem Erscheinen oder Vergehen, weil das Richtige und Neutrale usw. die wirkliche Situation im gegenwärtigen Augenblick ist. Daher gibt es ebenfalls keine Verbindung zum Erscheinen oder Vergehen. Sie sind ohne Verschmutzung und daher sind sie die Wirklichkeit selbst. In diesen drei Situationen gibt es außerordentlich viele Arten von Dingen und Phänomenen.
Kommentar:
Richtiges, Falsches und Neutrales sind einfache Eigenschaften im gegenwärtigen Augenblick und insofern haben sie keine Verbindung zum Prozess des Erscheinens und Vergehens (, die Veränderungen im Ablauf einer gedachten linearen Zeit voraussetzen). Sie haben keine Beziehung zur Verschmutzung, und sie sind selbst genau die Wirklichkeit. Und bei diesen drei Situationen, also Richtigem, Falschem und Neutralem, gibt es überaus viele Dinge und Phänomene, die als Universum existieren.

3. „Recht und Unrecht sind Zeit; Zeit ist nicht Recht oder Unrecht. Richtig und falsch ist der Dharma; der Dharma ist nicht richtig oder falsch. (Wenn) der Dharma im Gleichgewicht ist, ist das Falsche im Gleichgewicht. (Wenn) der Dharma im Gleichgewicht ist, ist das Richtige im Gleichgewicht.“
Grundprinzip:
Richtig und Falsch sind genau die Zeit im gegenwärtigen Augenblick, aber die Zeit selbst ist niemals richtig oder falsch. Richtig und Falsch sind Situationen im Universum, aber das Universum selbst hat nicht die Eigenschaft von Richtig und Falsch. Wenn das Universum im Gleichgewicht ist, ist das Falsche auch als Teil des Universums im Gleichgewicht und wenn das Universum im Gleichgewicht ist, ist auch das Richtige als Teil des Universums im Gleichgewicht.
Kommentar:
Richtig und Falsch sind Beschreibungen von Teilbereichen im Universum, aber das Universum selbst ist niemals eine Art von Richtig oder Falsch. Wenn das Universum im Gleichgewicht existiert, existiert auch das Falsche im Gleichgewicht und wenn das Universum im Gleichgewicht existiert, existiert auch das Richtige im Gleichgewicht.
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4. „Wir hören von diesem höchsten Zustand des Bodhi manchmal, indem wir (guten) Lehrern folgen und manchmal den Sutras folgen. Zuerst hört man die Worte: "Erzeugt kein Unrecht." Wenn ihr nicht diese Worte hört, ist es nicht Buddhas wahrer Dharma, sondern es mag eher die Lehre von Dämonen sein. Denkt daran, dass es Buddhas wahrer Dharma ist, wenn die Lehre sich so anhört wie "erzeugt kein Unrecht."“
Grundprinzip:
Wir können die Chance haben, die höchste Wahrheit zu hören, indem wir manchmal guten Lehrern und manchmal den Sutra vertrauen. Zu Anfang heißt es: "Erzeugt kein Unrecht." Wenn es nicht wie "erzeugt kein Unrecht" lautet, kann dies niemals die wahre buddhistische Lehre sein, sondern es ist wohl eher die Lehre der Dämonen. Wir sollten daran denken, dass die Lehre, die lautet "erzeugt kein Unrecht" genau die wahre umfassende Lehre (des Buddha) ist.
Kommentar:
Die buddhistische Lehre sollte immer zuerst heißen: "Erzeugt kein Unrecht" und wenn sich daher einige Worte nicht so anhören, können diese niemals die wahre buddhistische Lehre sein, sondern sie sind die Worte von Dämonen. Wir sollten uns ganz klar daran erinnern, dass die Worte, die lauten "begeht nichts Unrechtes" genau die wahren Worte von Gautama Buddha sind.

5. „Wenn ihr die Lehre hört, welche die höchste Wahrheit verkündet, dann lautet sie: "Erzeugt kein Unrecht" und diese Lehre wurde von den Menschen nicht absichtlich erschaffen und dann beibehalten. Was so lautet sind Worte, welche die höchste Wahrheit ausdrücken und da dies schon die Sprache der Wahrheit ist, spricht sie die Wahrheit.“
Grundprinzip:
Die Worte "erzeugt kein Unrecht" können in dieser Form niemals durch die Anstrengungen gewöhnlicher Menschen erzeugt werden. Aber wenn man die Wahrheit als Ausdruck der großen Wahrheit hört, dann lauten die Worte so wie diese. Die Worte, denen wir wie diese zuhören, sind genau Ausdruck der höchsten Wahrheit. Sie sind genau die Worte der Wahrheit und daher lehren sie schon die Wahrheit.
Kommentar:
Die Lehren "erzeugt kein Unrecht" und "praktiziert die vielen Arten des Guten" sind niemals gewöhnliche menschliche Lehren, sondern sie sind insgesamt das Gesetz des Universums. Die Moral ist nicht menschliche Moral, sondern sie ist genau das Gesetz des Universums.

6. „Wenn es die Lehre des höchsten Zustandes des Bodhi wird und wenn wir dadurch verändert werden, dass wir es hören, dann hoffen wir, kein Unrecht zu erzeugen. Wir fahren fort, kein Unrecht zu erzeugen und das Unrecht wird dann weiterhin nicht begangen. In dieser Situation ist die Kraft der Praxis sofort verwirklicht. Diese Verwirklichung vollzieht sich im Bereich der ganzen Erde, der ganzen Welt, der ganzen Zeit und aller Dharmas und ihr Maßstab ist es, kein Unrecht zu erzeugen.“
Grundprinzip:
Wenn die höchste Wahrheit gelehrt und wenn den Lehren aufmerksam zugehört wird, hoffen wir, selbst kein Unrecht zu begehen und wir erzeugen tatsächlich nichts Unrechtes. Wenn die verschiedenen Arten des Unrechtes nicht begangen wurden, dann ist die Kraft das Handeln beim Praktizieren sofort verwirklicht. Diese Verwirklichung vollzieht sich tatsächlich durch die Erde, die Welt, durch die Zeit, durch das Universum. Der Umfang der Verwirklichung (der Wahrheit) ist genau der Umfang, nichts Unrechtes zu erzeugen.
Kommentar:
Weil sich die buddhistischen Lehren offenbaren, können wir sie hören. Dann bitten wir, kein Unrecht zu erzeugen und wir fahren fort das Unrechte zu vermeiden. Wenn wir selbst die Situation erkennen, dass wir ganz stark hoffen, überhaupt keine Möglichkeit zu haben etwas Unrechtes zu erzeugen, dann wird die Kraft verwirklicht, das Falsche zu vermeiden. Die Kraft der Praxis wird dann sofort verwirklicht. Der Reichweite dieses Phänomens umfasst die ganze Erde, die ganze Welt, die ganze Zeit und das ganze Universum. Wir können sagen, dass der Umfang einer solchen Verwirklichung genauso groß ist, wie der Umfang, das Unrechte nicht zu tun.

7. „Für Menschen, die in dieser Wahrheit leben, kann genau in diesem Augenblick überhaupt kein Unrecht erzeugt werden, selbst wenn sie an einem Ort leben und dort kommen und gehen, wo sie Unrecht erzeugen könnten. Dies gilt auch, wenn sie in Situationen sind, in denen sie eventuell Unrecht erzeugen könnten und auch, wenn sie mit Freunden verkehren, die offensichtlich Unrecht tun. Da die Kraft, das Unrecht zu vermeiden derart wirksam ist, kann sich das Unrecht nicht als Unrecht offenbaren und kann keine Eigenständigkeit entwickeln.“
Grundprinzip:
Von einem Menschen, der in der wirklichen Situation und in der wirklichen Zeit ist, können von ihm selbst keine unrechten Handlungen begangen werden. Dies gilt auch, wenn er an einem Ort oder beim Kommen und Gehen zu leben scheint, wo es für ihn scheinbar natürlich wäre, verschiedenartige Fehler zu machen. Dies gilt auch, wenn er mit Umständen konfrontiert ist, wo es ebenfalls für ihn eigentlich nahe liegend wäre, etwas Unrechtes zu begehen und wenn er mit Freunden zusammen ist, die Falsches tun. Dies ist so, weil die Fähigkeit, das Unrecht zu unterlassen, bereits verwirklicht wurde. Die verschiedenen Arten des Unrechtes können sich nämlich nicht selbst verwirklichen und sie haben auch nicht irgendwelche festen und dauerhaften Strukturen.
Kommentar:
Gute buddhistische Praktizierende haben niemals die leichtfertige Tendenz, Falsches zu tun. Daher können sie in jedem Fall aufhören, etwas Unrechtes zu tun, auch wenn es sehr gefährlich erscheint, dies zu erreichen.

8. „Es gibt die buddhistische Wahrheit des aktiven Tuns und des Geschehenlassens. Genau in diesem Augenblick wird die Wahrheit erkannt, dass das Falsche einen Menschen nicht verletzt und die Wahrheit wird geklärt, dass ein Mensch das Unrecht gar nicht beseitigen kann.“
Grundprinzip:
Es gibt die buddhistische Wahrheit, dass eine positive Handlung genau im jetzigen Augenblick getan wird und dass eine Handlung ebenfalls genau im gegenwärtigen Augenblick beendet wird. Und genau im gegenwärtigen Augenblick ist bekannt, dass das Falsche (als abstrakte Vorstellung) niemals einen Menschen (wirklich) verletzt und das Prinzip wird geklärt, dass ein Mensch nicht das Unrechte (als abstrakte Vorstellung) vernichtet.
Kommentar:
Im Buddhismus ist die einzige wirklich existierende Zeit genau der gegenwärtige Augenblick. Daher wird sowohl das aktive Handeln als auch das passive Geschehenlassen genau im gegenwärtigen Augenblick vollzogen. Eine solche Art des wirklichen Handelns im gegenwärtigen Augenblick, ob positiv oder negativ, ist die Einheit von Handeln und Mensch, der handelt, und es ist die Einheit des Geschehenlassens und eines Menschen, der nicht handelt. Daher verletzt das Unrecht niemals einen Menschen, der handelt und ein Mensch der handelt, bricht niemals zusammen.
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9. „Im täglichen Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen müsst ihr gründlich diese Wahrheit bedenken: Wenn menschliche Wesen Buddhas und Vorfahren im Dharma werden, dann werden sie (erst) im Augenblick (ihrer Praxis) zu Buddhas und Vorfahren im Dharma, obgleich sie (die Fähigkeit) Buddha und Vorfahre im Dharma zu sein, schon immer uneingeschränkt hatten. Wenn ihr Buddha oder ein großer Meister werdet, bedeutet dies nicht, den Menschen in euch zu beseitigen, ihn zu beeinträchtigen oder ihn zu verlieren und dennoch habt ihr euch von eurem Ego befreit.“
Grundprinzip:
Wenn gewöhnliche Menschen Buddha oder Meister im Dharma werden, werden sie nicht durch die Tatsache beunruhigt, dass auch gewöhnliche Menschen normalerweise das Gleichgewicht des vegetativen Nervensystems schon in ihrem täglichen Leben aufrechterhalten. Aber gleichzeitig ist es notwendig für uns, dass wir das Prinzip bedenken, dass gewöhnliche Menschen durch ihr tägliches Leben, beim Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen Buddhas und große Meister werden können. Wenn gewöhnliche Menschen Buddhas und große Meister werden, zerstören, stehlen oder verlieren sie nicht ihre eigene Form als Menschen, sondern sie werden vollständig befreit vom Zustand als gewöhnlicher Mensch.
Kommentar:
Ein buddhistischer Meister zu werden bedeutet, ein dauerhaftes Gleichgewicht des Vegetativen Nervensystems (VNS) zu erlangen. Daher ist es kein Problem, dass auch gewöhnliche Menschen in ihrem Leben hin und wieder ein solches Gleichgewicht erlangen. Aber wir sollten gleichzeitig die Lehre bedenken, dass wir dauerhaft die Möglichkeit des Gleichgewichtes des VNS haben, wenn wir den ganzen Tag achtsam sind, also gehen, stehen, sitzen oder liegen.

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